Wir lieben das Leben

Es ist immer etwas Wahnsinn in der LIebe

Es ist wahr: Wir leiben das Leben, nicht, weil wir ans Leben, sondern ans Lieben gewöhnt sind. Es ist immer etwas Wahnsinn in der Liebe. Es ist aber auch immer etwas Verstand im Wahnsinn.

Friedrich Nietzsche

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller

Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen, 1883 – 1885. (!. vollständige Ausgabe aller Teile 1892). Erster Teil. Reden Zarathustras, 1883. Vom Lesen und Schreiben

Das Taghorn

Blinzle durch deine Wimpern

 Das Taghorn (übersetzt aus dem Mittelhochdeutschem ins Deutsche)

1.
Wach ganz leise
und behutsam auf,
liebste Freundin!
Blinzle durch deine Wimpern
und sieh,
wie sich das dunkle Grau
zwischen den
Sternen hellblau färbt.
Nun wach auf süße,
angenehme Weise auf,
meine Liebste,
und begrüße dein Herz,
das bei mir ist,
seit ich auf deine Stimme
verzichten muss.
Mögest du mir in Gedanken
ohne jede Falschheit ganz still
einen angenehmen guten Tag wünschen,
wie du ihn mir in deiner
Güte heute noch mit vielen
liebevollen Blicken zärtlich wünschen wirst,
so dass mein Herz vor Freude zusammenzuckt
und voller Zuversicht ist, wie sie
mir deine Güte nach Frauenart schenkt,
bis mir endlich
dein Mund selbst einen guten Tag wünscht.
 
2.
Wach
voller Liebe auf!
Reck deine kleinen Arme,
streck deine kleinen Füße.
Ich wecke dich,
indem ich dir die Decke wegziehe.
Entblöße dein Herz
und deine schönen Brüste,
die mich Armen nachts um den Verstand bringen.
Heb den Kopf
und höre
die seltsame Musik,
mit der dein Freund
dich wecken will.
Liebste, ich denke
Tag und Nacht
an den Anfang
unserer Liebe und daran,
wie das zärtliche Liebesspiel
mein Herz gefangen nahm,
als wir voller Liebe unsere Herzen tauschten,
so dass mein Herz bei dir blieb.
Im Gegenzug erhielt ich
deines von dir, liebste Freundin,
und trage dich auf diese Weise
überall tief im Innersten bei mir.
 
3.
Ich wünsche dir
eine angenehme Zeit,
in der vollkommene Freude
und höchstes Glück
dich stets begleiten mögen.
Lass mich wissen, Liebste,
was du dir wünscht.
Das will ich täglich für dich tun,
denn ich habe nie etwas lieber getan.
Hätte ich das Glück,
dich täglich sehen zu können,
so gäbe es keinen Mann
auf der ganzen Welt,
der jemals größere Freude empfunden hätte.
Dich, liebste Freundin,
anzusehen genügt mir,
um glücklich zu sein.
Denn alles an dir ist
voller Anmut, mögen die
auch übermütig spotten,
denen dein Verhalten missfällt.
Lass mich gehen, Liebste,
denk an mich und mach dir keine Sorgen.
Schlaf glücklich wieder ein,
es ist noch früh.
Bleib mir immer in Liebe verbunden.

Mönch von Salzburg

Johannes von Salzburg (2, Hälfte des 14. Jahrhunderts), Liederdichter, Komponist des Spätmittelalters

Mariannen Schönheit

Weg mit Venus mit Helenen

XIII.
Mariannen Schönheit

Weg mit Venus/ mit Helenen
Und mit Tausend andern Schönen/
Die so groß beruffen seyn/
Und wovon so viel zu lesen.
Was sie alle sind gewesen/
Das ist Mariann/ allein.

2.
Weg Apelles/ weg Thimantes/
Ihr beraubt euch des Verstandes
Uber dieser grossen Zier.
Venus die ist leicht zu mahlen/
Mariannen blitz- und strahlen
Mahlet uns kein Pinsel für.

3.
Weg jhr müsset schleunig wandern/
So jhr nicht mit den Salmandern
Und mit mir zur Flammen taugt.
Flieht vor Mariannen blitzen/
Sie wird den durchaus erhitzen
Den sie nur einmahl beaugt.

4.
Weg/ verbleibt/ ein Mensch kan irren/
Liebe kan den Kopff verwirren.
Weil sie mir so hoch beliebt/
Lieb ich sie vor andern allen/
Sie mag dem wol mißgefallen
Der sein Hertz auff andre giebt.

5.
Und das ist all mein Verlangen
So werd' ich allein umbfangen/
Wann sie niemand liebt als ich.
Aber ach so schöne Gaben/
Sollen die nicht Freyer haben?
Freylich mehr als eben mich.

6.
Sa! So ich nicht mehr erlange/
Wann ich nur so viel empfange/
Das des danckens würdig ist.
Er hat grosse Gnad' empfangen/
Der die Lippen oder Wangen
Einer solchen Göttin küsst.

Georg Greiflinger

Georg Greiflinger (1620 – 1677), deutscher Dichter, Zeitchronist, Zeitungsredakteur. Pseudonym Celadon, Seladon

das Schöne

Das Schöne entsteht

Das Schöne entsteht, sobald die Phantasie Verstand bekommt.

Friedrich Hebbel

Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker

Musik

Meine Erzeugnisse sind durch den Verstand für Musik

Meine Erzeugnisse sind durch den Verstand für Musik und durch meinen Schmerz vorhanden, jene, welche der Schmerz allein erzeugt hat, scheinen am wenigstens die Welt zu erfreuen.

Franz Schubert

Franz Schubert (1797 – 1828), österreichischer Komponist

Verstand

Es gibt Menschen

Es gibt Menschen, die geizen mit ihrem Verstand, wie andere mit ihrem Gelde.

Ludwig Börne

Ludwig Börne (1786 – 1827), deutscher Journalist, Literatur- und Theaterkritiker, Schriftsteller und Publizist

Herz

Du bist das Herz unseres Herzen

Du bist das Herz unseres Herzens
Man kann kaum etwas sagen.
Fühle mich verdammt schnell
Ich wünschte, mein Verstand hätte nachgegeben.

Ausonius

Decimius Magnus Ausonius / Auson (310- 393), römischer Dichter, Lehrer der Rhetorik

leerer Kopf

leerer Schlauch

Den leeren Schlauch bläßt der Wind auf;

Den leeren Kopf der Dünkel.

*Drücke Sie dende, daß sie zu sich selbst kommen.

Matthias Claudius

Matthias Claudius (1740 – 1815), deutscher Dichter, Redakteur, Erzähler und Herausgeber des Wandsbecker Boten, Pseudonym Asmus

Liebe

Schlug ewig ihre Flügel

Die Liebe

Die Liebe kommet nichts;
Sie kennt nicht Tür noch Riegel
Und dringt durch alles sich;

Sie ist ohne Angebinn,

Schlug ewig ihre Flügel
Und schlägt sie ewiglich

Matthias Claudius

Matthias Claudius (1740 – 1815), deutscher Dichter, Redakteur, Erzähler und Herausgeber des Wandsbecker Boten, Pseudonym Asmus