Schöpfersliebe. Liebe! du Allmächtige! du Eine! Die du unsichtbar im Weltall glimmest! Du giebst Leben! Jetzt, daß nicht sich die Natur ermüde, Zogst du jede Kraft in dich zurücke Von den Fluren. Bald wirst du den Blumenbecher füllen, Ihn zur Lust auf Erden auszugießen Mit dem Frühling. Denn es nimmt uns nimmer deine Linke, Was nicht tausendfach die Rechte wieder Uns erstattet. Du bist's, die den Staub zum Staube träget, Die im Samen das Verlangen wecket, Frucht zu werden! Du bist's, die uns Trost verspricht bey Sternen, Uns ins Grab zur süßen Ruhe bettet, Du, o Liebe! Und Du solltest, die du ewig wirkest, Mächtig und allgegenwärtig thronest, Uns verlassen? Uns, die Du uns lehrtest, dich empfinden, Aus der Kette deiner Hände reißen, Und vernichten? Caroline Louise von Klencke
Caroline Louise von Klencke (1754 – 1802), deutsche Dichterin, Schriftstellerin
aus: „Blumen auf’s Grab der Frau C. L. von Klenke: Aus ihren eigenen und ihrer Freunde Gedichte; Manuscript für Freunde“ Halberstadt, 1802. Seite 5