Du weißt, ich brauche nur Muße und Freiheit, um zufrieden zu sein, Zufrieden! Mehr kann und soll ja der Mensch nicht verlangen. Und ist nicht jeder nur so glücklich, als er selbst dafür hält?
aus: „Agathokles“ von Caroline Pichler. Verlag: Wien, Gedruckt und im Verlage bei Anton Pichler. Erster Theil. Neue, verbesserte Auflage, 1820. Zweyter Brief. Gulpicia an Salpurnian. Seite 35 – 36
Bildnis: Caroline Pichler (1769 – 1843)
Zeichnung vom Maler Maler: Josef Nikolaus Kriehuber (1800 – 1876)
Moderner Dichterling
Ein glühend heisser Sommertag.
Der Jüngling im blühenden Grase lag
Im goldenen Sonnenschein.
Da war ein Blühen, ein heisses Weben,
Alles durchglüht von verlangendem Leben,
Von Lebenskraft und Überfluss,
Von üppiger Schönheit und tollem Genuss.
Der Jüngling selber blühend und rot,
Schrieb in sein Buch ein Lied – vom Tod!
Alice Berend
Alice Berend (1875 – 1938), deutsche Schriftstellerin
Bildnis: Alice Berend (1875 – 1938)
Portät von Maler Emil Wilhelm Stumpp (1886 – 1941)
Nach manchen Gespräch mit einem Menschen hat man das Verlangen, einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzunicken oder vor einem Elefanten den Hut zu ziehen..
Leider sind die russischen Webseiten zur Zeit kaum zu erreichen und sehr unsicher. Sobald sich die Lage nicht ändert, kann ich nicht das Original auf russisch auf meine Webseite zeigen.
Bild: Maxim Gorki (1868 – 1936)
Frieden und Freiheit. Schießt mit Blumen und Liebe.
Liebe und Schönheit
Prometheus hatte nun den Mensch vollendet,
Doch unbeweglich blieb der tote Stoff,
Bis er der Sonne Funken hat entwendet;
(Ein Tropfe, der der Schönheit Meer enttroff)
Doch dieser Funke, er entflammt im Bilde,
In das des Künstlers Weisheit ihn verhüllte.
Von Schönheit ist dies Leben ausgegangen,
Doch es vergisst den hohen Ursprung nicht;
Es strebt zu ihm, und Lieb ist dies Verlangen,
Die ewig ringet nach dem Sonnenlicht.
Denn Lieb ist Wunsch, Erinnerung des Schönen,
Die Schönheit schauen will der Liebe Sehnen.
Drum kann die Liebe nimmer sich genügen,
Denn sie ist nimmer reich in ihrem Reich;
Drum sucht sie Schönheit sich ihr anzufügen
Und bettelt ewig vor der Schönheit Reich.
Doch ach! unendlich ist das Reich des Schönen,
So auch unendlich unsrer Liebe Sehnen.
Karoline von Günderrode
Karoline Friederike Louise Maximiliane von Günderrode (1780 – 1806), deutsche Dichterin, Schriftstellerin
aus: „Wandel und Treue – Gedichte“ von Karoline Günderode. Verlag: Rütten & Loening, Postdam, 1900. Seite 22
Waldhexe
»Du, meine Sinne sind wild nach dir –
nichts fühl ich, als das tolle Verlangen,
daß du nur einmal am Halse mir
selig-gekreuzigt möchtest hangen!«
»Dann will ich dich küssen im taumelnden Rausch,
glühend – bis deine Lippen bluten,
bis im glückseligen Wonnetausch
auflodern all die verhaltenen Gluten!«
*
Das Hexenweib lag am Felsenschacht
und blickte hinauf zu den Höhn;
sie seufzte so wild in die herbstliche Nacht
und klagte ihr Sehnen dem Föhn.
Und der Föhn, der trug es weit fort ins Land
und erzählte von ihrer Qual
dem wogenumbrandeten Meeresstrand
und den murmelnden Quellen im Tal.
Der erzählte: Da unten im Zauberwald
haust eine verwunschene Fei,
allnächtlich vernehm ich der Huldgestalt
wahnsinnigen Sehnsuchtsschrei.
Ich höre die Worte, die sie spricht,
in atemverhaltendem Lauschen,
seh, wie sie wankend zusammenbricht,
wenn im Dickicht die Zweige rauschen.
Und ich seh eine nordische Reckengestalt
im Mondlicht, dem totenblassen,
die sie an sich preßt mit Titanengewalt
im tollen selgen Umfassen.
Dann wird es lebendig im stillen Grund,
dann weichen die Nebelschleier,
dann saugt sich die Teuflin ihm fest an den Mund,
dämonisch mit Höllenfeuer –
Und sie schluchzt: »Was weißt du von meinem Begehr,
und daß ich nach dir fast verschmachtet,
daß ich deiner geharrt, mein Pfühl blieb leer –
Komm, teil ihn mit mir, wenn es nachtet ...
Teil alles mit mir, was ich geben kann,
was mein in der Hölle, auf Erden –
Du sollst noch heut der glückseligste Mann
in meinem Zauberwald werden!
Meinen schimmernden Perlenschmuck wirst du mir
in die wallenden Locken binden,
und Seide vom Indusstrand wollen wir
um die schlanken Glieder uns winden.
Laß meiner Zähne aufleuchtendes Weiß
in die nackte Brust sich dir graben,
laß dich küssen, – küssen so glühend heiß,
ich muß, ich will dich ja haben! ...
Mit lechzenden Lippen will ich heut Nacht
deine schäumende Jugendkraft trinken,
bis goldig im Osten das Frührot erwacht,
und taumelnd zu Füßen dir sinken.
Und du lösest mit wollustbebender Hand
meine Haare, die goldig-roten,
die wallen hernieder auf mein Gewand,
als wenn feurige Schlangen lohten.
Und ich werfe mich über mein Lager hin,
bebend vor tollem Begehren ...
So sehnsuchtsdurchglüht war noch nie mein Sinn,
du, – heut will ich nichts dir verwehren!«
*
»Dein eigen bin ich im Liebesrausch
so ganz, bis die Sinne dir schwinden –
du sollst im wahnsinngen Wonnetausch
die Seligkeit bei mir finden ...
Komm, laß mich endlich an deiner Brust,
einschlummern, wenn es nachtet,
ich hab, wie kein Weib sonst, nach dir in Lust
heimlich – glühend geschmachtet!«
*
»Jetzt hab ich dich endlich, jetzt bist du mein,
doch bald deckt Frührot die Halde –
und ich weiß es: Beim dämmernden Morgenschein
mußt du fort von mir und läßt mich allein,
verwunschen im Zauberwalde!«
Else Galen-Gube
Elisabeth Galen-Gube, geborene Galen(1869-1922), deutsche Schriftstellerin, Dichterin. Pseudonym: Else Galen-Gube
aus: „Aus dem Leben und den Träumen eines Weibes – Gedichte von Else Galen-Gube. Verlag von Hermann Seemann Nachfolger, Leipzig, 1903. Die Hexen und andere Balladen. Waldhexe
Wenn der Jasmin ...
Wenn der Jasmin ……
Wenn der Jasmin vor meinem Fenster blüht,
wenn Stille herrscht, blutrot der Vollmond glüht,
dann kommt die Sehnsucht mit der Mitternacht,
wo alles schläft – nur mein Verlangen wacht,
es bläst mit Feueratem zu mir her
und fordert Liebe! … Liebe? Noch viel mehr!
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Die Nacht vergeht mit müdem, schweren Schritt.
O nähm sie mich ins ewge Dunkel mit!
Der Morgen naht in fahlem Nebelgrau,
einsam, verzweifelt lieg ich arme Frau
und späh mit heißen Blicken rings umher
nach Liebe – doch mein Pfühl bleibt liebeleer.
Else Galen-Gube
Elisabeth Galen-Gube, geborene Galen(1869-1922), deutsche Schriftstellerin, Dichterin. Pseudonym: Else Galen-Gube
aus: „Aus dem Leben und den Träumen eines Weibes – Gedichte von Else Galen-Gube. Verlag von Hermann Seemann Nachfolger, Leipzig, 1903. Seite 75
Die Dankbarkeit ist bei den meisten Menschen nur ein geheimes Verlangen, noch größere Wohltaten zu empfangen.
François de La Rochefoucauld
François VI. de La Rochefoucauld (französischer Schriftsteller, Moralist
aus: Original: „Réflexions ou Sentences et maximes morales, 1664, François de La Rochefoucauld“
Ausgabe: „Réflexions, ou Sentences et maximiert Moral“ von François de La Rochefoucauld. Verlag: Acadeèmie des Bibliophiles, Paris, 1868.
Ausgabe: „Gemüths-Spiegel/ durch die köstlichen moralischen Betrachtungen Lehrsprüche und Maximen die Erkäntniß seiner selbst und anderer Leute zeigend“, übersetzt von August Bohse, Leipzig 1699 (Originalgröße 4 x 12 cm) übersetzt in deutsch zu seiner Zeit.
Liebesglück
Stille selige Stunden,
Wo uns die Liebe beglückt!
Wo dein Arm mich umwunden,
Hold mir dein Auge geblickt.
Sterne glaubt' ich zu sehen,
Ach, in dem reizenden Schein!
Strahlend von himmlischen Höhen
Licht in das Herz hinein.
Licht wohl, doch heimliches Bangen
Auch mit dem Schimmer zugleich;
Sehnendes, tiefes Verlangen,
Schlummer, von Träumen so reich!
Louise Brachmann
Karoline Louise Brachmann (1777 – 1822), deutsche Dichter, Schriftstellerin. Pseudonyme: Klarfeld, Louise B. Sternheim.
„Auserlesene Dichtungen“ von Louise Brachmann. Herausgegeben von Professor Schuß zu Halle. Erstes Band. Leipzig in der Weygand’schen Buchhandlung, 1834. Seite 54
Gemälde: Louise Brachmann (1777 – 1854). Maler Leopold Kupelwieser (1796 – 1862)
Auff die Italiänische Weise: O fronte serena
O liebliche Wangen,
Ihr macht mir Verlangen,
diß Rote, diß Weiße
zu schauen mit Fleiße.
Und diß nur alleine
ists nicht, das ich meine:
Zu schauen, zu grüßen,
zu rühren, zu küssen,
Ihr macht mir Verlangen,
O liebliche Wangen.
O Sonne der Wonne!
O Wonne der Sonne!
O Augen, sie saugen
das Licht meiner Augen.
O englische Sinnen,
O himmlisch Beginnen,
O Himmel auf Erden
magst du mir nicht werden.
O Wonne der Sonne,
O Sonne der Wonne.
O Schönste der Schönen,
benimm mir diß sehnen.
Komm, eile, komm, komme,
du Süße, du Fromme.
Ach, Schwester, ich sterbe,
Ich sterb', ich verderbe.
Komm, komme, komm, eile,
komm, tröste, komm, heile.
Benimm mir diß sehnen,
O Schönste der Schönen!
Paul Flemming
Paul Flemming (1609 – 1640), deutscher Schriftsteller, Dichter, Arzt
„Paul Flemings Teütsche Poemata“von Paul Flemming. Verlag: Lübeck, Laurenz Jauch. 1 Auflag, 1642. Seite 492 – 493
auch in: „Deutsche Gedichte“. Herausgegeben von J. M. Lappenberg, Stuttart. Band I. und Band II. Gedruckt auf Kosten des Litterarischen Vereins 1865
XIII.
Mariannen Schönheit
Weg mit Venus/ mit Helenen
Und mit Tausend andern Schönen/
Die so groß beruffen seyn/
Und wovon so viel zu lesen.
Was sie alle sind gewesen/
Das ist Mariann/ allein.
2.
Weg Apelles/ weg Thimantes/
Ihr beraubt euch des Verstandes
Uber dieser grossen Zier.
Venus die ist leicht zu mahlen/
Mariannen blitz- und strahlen
Mahlet uns kein Pinsel für.
3.
Weg jhr müsset schleunig wandern/
So jhr nicht mit den Salmandern
Und mit mir zur Flammen taugt.
Flieht vor Mariannen blitzen/
Sie wird den durchaus erhitzen
Den sie nur einmahl beaugt.
4.
Weg/ verbleibt/ ein Mensch kan irren/
Liebe kan den Kopff verwirren.
Weil sie mir so hoch beliebt/
Lieb ich sie vor andern allen/
Sie mag dem wol mißgefallen
Der sein Hertz auff andre giebt.
5.
Und das ist all mein Verlangen
So werd' ich allein umbfangen/
Wann sie niemand liebt als ich.
Aber ach so schöne Gaben/
Sollen die nicht Freyer haben?
Freylich mehr als eben mich.
6.
Sa! So ich nicht mehr erlange/
Wann ich nur so viel empfange/
Das des danckens würdig ist.
Er hat grosse Gnad' empfangen/
Der die Lippen oder Wangen
Einer solchen Göttin küsst.
Georg Greiflinger
Georg Greiflinger (1620 – 1677), deutscher Dichter, Zeitchronist, Zeitungsredakteur. Pseudonym Celadon, Seladon
aus: „Georg Greifflingers Poetische Rosen und Dörner / Hülsen und Körner,“ Hamburg gedruckt im Jahr 1655. XIII, Seite 30