Glück

Um glücklich zu sein

Um glücklich zu sein, muß man seine Vorurteile abgelegt und seine Illusionen behalten haben und für Illusionen empfänglich zu sein, denn den Großteil unserer Vergnügen schulden wir der Illusion, und unglücklich ist, wer sie verliert


Émilie du Châtelet

Gabrielle Émilie Le Tonnelier de Breteuil, Marquise du Châtelet-Laumont (1706 – 1746), französische Physikrin, Philosophin, Mathematikerin, Übersetzerin

sich so ihres Lebens freun

Orchis neigt im Lenz die schlanken Blätter

Orchis neigt im Lenz die schlanken Blätter,
Kassia blüht im Herbste weiß und rein,
Werden, wachsen, ihnen ist es Wonne,
Wenn sie sich so ihres Lebens freun.

Wer denn weiß, wie die Waldbewohner
Winden lauschen, still im Grund, vergnügt?
Gras und Bäumen ist ein Eigenwesen,
Warten nicht, daß sie die Schöne pflückt.

Chang Chiu-Ling (673 – 740), chinesischer Dichter, Politiker. Auch Zhang Jiuling; Chang Tiou-Lin; Dschang Giu Ling; Tchan-Tiou-Lind.

Der gehaschte Schmetterling

Jüngst lag ich am Quellenrande

Der gehaschte Schmetterling
1796

Jüngst lag ich am Quellenrande
Unterm kühlen Pappelschatten.
Sorgenfrei war meine Seele,
heiter, wie des Baches Spiegel.
Um mich schwebten Schmetterlinge,
Wiegten sich auf Blumenkronen
Und beschauten sich im Bache.
Ich betrachte sie lächelnd,
Und mit ruhigem Vergnügen
Schaute bald mein Blick das leichte
Schweben, bald das Spiel der Farben
In den zarten Aetherflügeln.
Sieh da kam ein kleiner Knabe,
Blauer Wassernymphen jagend,
Welche scherzend vor ihm flohen,,
hinter mir aus dem Gesträuche.
keuchend stand er den mir stille,
Warf die blonden Ringellocken
Aus den vollen Gluthenwangen,
Und den süßen Schelmenaugen.
"Ach die schönen Schmetterling"
Rief er, "die dich hier umflattern!"
"Welche Luft, die Iris Gürtel,
"Und den Glanz der Perlenaugen
"Ihrer Fittig', in der Nähe
"Recht nach Muße zu berachten,
"Diese Flattrer fest zu halten!"
Er erregte meine Sehnsucht:
Ich erkohr mir mit den Augen
Den, der mich der schönste hauchte,
Und verließ mein sanftes Lager
Um den Flüchtigen zu fangen.
Aber immer lockend floh er
Vor mir her in kurzen Flügen,
Lockte mich vom Quell der Ruhe
Weit hinweg, in bange Wüsten.
Athemlos und müde folt' ich;
Endlich setzt auf einer Distel
Er sich fest; mit beiden Händen
Durch die Dornen nach ihn tappend,
hascht' ich ihn mit wunden Fingern.
Aber ach! nunmehr gewahrt' ich,
Daß sein ganzer Reiz nur Staub war,
Farbenstaub, den Zephnr abhaucht,
Den der Strahl der Sonne bleichet,
Der im Fangen sich verwischte.
Als ich nun die Täuschung wahrnahm,
kam die Weisheit mir zurücke,
Und ich gab den trügerischen
Buttervogel selbst den Winden,
Und mit ihm auch jede Sorge,
Jeden Wunsch und jede Sehnsucht.
Sucht wieder meinen Quell auf
Unterm kühlen Pappelschatten;
Und nun wird der lose Knabe,
Wolle er nochmals mich verführen,
Wenn er noch so schmeichelnd lockte,
Nimmermehr von ihm mich fernen.

Theone und Nina

Die Schönheit der Morgenröte

er Sonne, des Monds

Dass eine, so die Taube ist, und die Schönheit der Morgenröte, der Sonne, des Monds, und die Schrecklichkeit der Heerspitzen hat, ist hier unter andern ein ganz außerordentlich reizendes Kunststücke, wiewohl die Sänfte Salomonis, die Krone, womit ihn seine Mutter gekrönet, der Freund, die sechzig Königinnen, die achtzig Kebsweiber, die Menge Jungfrauen, die Sulmanth, und der Reigen Mahanaim, Dinge sind, die das dufferste Erstaunen und Vergnügen verursachen.


Marie Sophie von Hopffgarten

Marie Sophie von Hopffgarten, geborene Marie Sophia von Dachröden /1713 – 1789), deutsche Dichterin, Poetin, Rittergutsbesitzerin

Bei einer Shakespere-Vorstellung

So klar so wahr wie es empfangen ist

Bei einer Shakespere-Vorstellung

Dein zug von clownen bauern königen freuen,
Mein Shakespere geht jetzt wohl in reicher tracht -
Paläste hütten .. eine schauspielnacht -
Der donner rollt und böse blitzt hauen ..
Doch was in schöner einfalt du gedacht
Wissen die spieler kläglich nachzubauen.
Gefühl liegt ihnen in geschrei und brauen
Und wildheit geht vor dem was du liebst: Macht.

Erlös uns >Shakespere< von den groben lügen
Sinn-schönen das nicht einmal Schönes ist!
Lass unserm geist sich dein Gedachtes fügen
So klar so wahr wie es empfangen ist
Bis unsere geistesaugen sich vergnügen
Am bild das Dein und aller eigen ist!

Albert Verwey

Albert Verwey (1837 – 1898), Niederländischer Dichter, Übersetzer, Essayist

Dein Vergnügen trifft auch mich

Mein an dich verbundnes Herze

Dein Vergnügen trifft auch mich,
Mein an dich verbundnes Herze
Nimmt auch Teil an deinem Scherze.
Bist du doch mein andres ich
Die Zufriedenheit der Liebe,
Teilet sich in dich und du,
Denn die Stärke gleicher Triebe
Ist der Pfeiler unsrer Ruh.

Daniel Stopp

Daniel Stoppe (1697-1747), deutscher Schullehrer, Dichter, Schriftsteller

Mittel zum Vergnügen

Wenn auch schon die Rosen

Mittel zum Vergnügen
 
Schwestern! wollt ihr wissen,
Wie ich mich vergnüge,
Daß ich immer scherze,
Daß ich immer singe,
Daß ich auch im Winter,
Wenn auch schon die Rosen
Unser Haupt nicht krönen,
Doch noch immer scherze?
Machts wie ich, und liebet!
Doch liebet nicht nur Männer:
Liebet auch die Tugend;
Liebet schöne Bücher;
Stimmet auch die Saiten,
Dichtet schöne Lieder;
Singet von der Liebe!
Liebt ihr aber Männer;
O! so liebt nur einen,
Liebet ihn recht zärtlich,
Scherzt mit eurem Freunde:
So seyd ihr recht glücklich!

Johanne Charlotte Unzer

Johanna Charlotte Unzer-Ziegleroder (1725 – 1782), deutsche Dichterin, Philosophin, Schriftstellerin