Wiegala, wiegala, weier
Wiegala, wiegala, weier,
der Wind spielt auf der Leier.
Er spielt so süß im grünen Ried,
die Nachtigall, die singt ihr Lied.
Wiegala, wiegala, weier,
der Wind spielt auf der Leier.
Wiegala, wiegala, werne,
der Mond ist die Laterne,
er steht am dunklen Himmelszelt
und schaut hernieder auf die Welt.
Wiegala, wiegala, werne,
der Mond ist die Lanterne.
Wiegala, wiegala, wille,
wie ist die Welt so stille!
Es stört kein Laut die süße Ruh,
schlaf, mein Kindchen, schlaf auch du.
Wiegala, wiegala, wille,
wie ist die Welt so stille!
Ilse Weber
Die Raben
Über den schwarzen Winkel hasten
Am Mittag die Raben mit hartem Schrei.
Ihr Schatten streift an der Hirschkuh vorbei
Und manchmal sieht man sie mürrisch rasten.
O wie sie die braune Stille stören,
In der ein Acker sich verzückt,
Wie ein Weib, das schwere Ahnung berückt,
Und manchmal kann man sie keifen hören
Um ein Aas, das sie irgendwo wittern,
Und plötzlich richten nach Nord sie den Flug
Und schwinden wie ein Leichenzug
In Lüften, die von Wollust zittern
Georg Trakl
Georg Trakl (1887 – 1914), österreichischer Dichter, Schriftsteller.
aus: „Gedichte“ von Georg Trakel. Verlag: Kuert Wolff Verlag, Leipzig, 1913. Seite 5
Häxridt
Två häxor flyga fram med hast.
Håll fast, håll fast,
du unga lärling, vid din kvast!
Din gudmor rider, trygg och tjock,
framför dig på sin timmerbock.
I väster står en sotröd rand,
som facklors brand
vid portarna till ondskans land.
Det är en natt med traneskri,
förbi, förbi
far vindens rappa melodi.
Den unga suckar, kvävd och trängd
i djupet av sin sjuka själ:
»Nu, hem och sol och Gud, farväl!«
Den gamla tar sitt smörjehorn
och ger sin häst förnyad kraft
av dunkla blomsters saft.
»Sträck ut, sträck ut, tag noga korn
på klockans glugg i kyrkans torn!«
En stormil tar dem i sin krets,
men högt i skyn på tornets spets
står korset, tindrande i frid,
och bådas klädnad rör därvid.
Då far den gamla med ett skrik
till marken som ett kolnat lik,
ett urtömt skal, en usel rest
av skam och smuts och pest.
Den unga drivs som av en stöt
mot morgonens betäckta sköt.
Till jorden under hennes fot
det sjunker som ett moln av sot;
det är den svåra synd hon tänkt.
Men stjärnbeblänkt
hon styr sin ban
mot månens gula påsktulpan,
och kärven mellan hennes knän
slår ut som blom på videträn.
Som på en sky av stråligt ris
hon seglar friskt för vårlig bris
till paradis.
Tranbrev
Mästaren stod på stranden,
höll ett brev i handen,
tänkte med djup, gudomlig håg
på Betanias stilla by.
Vem ibland drängar alla
skulle som bud han kalla?
Då såg han upp och vinkade ner
en susande fågel ur sky.
»Trana, hör vad jag säger!
Vingar och ben du äger,
löp över träsk och flyg över berg
med min himmelska tankes ord.«
Tranan, stolt och förveten,
stöter se'n dess i trumpeten,
far med ståt i sin purpurhatt
som kurir mellan himmel och jord.
Se, nu kommer tranan,
tranan kommer från Kanan,
söker sig hit till sin nord igen,
sitt kärr, sina frostiga bär.
Hör du tranan skria,
öppna ditt fönster, Maria,
lyssna och tänk en bebådelsenatt
på den som dig rätt har kär.
Rent som med sol på driva
ville min längtan jag skriva,
sända den bort till din fjärran trakt
med det ädlast betrodda bud.
Hör du hornet i blåsten
tänk: Nu kommer posten.
Vänta, du grå postiljon, och bär
tillbaka min hälsning med Gud!
Erik Axel Karlfeldt
Erik Axel Karlfeldt (1864 – 1931), schwedischer Lyriker, Nobelpreisträger
aus: „Flora och Bellona: dikter“ (Erik Axel Karlfeldt Blumen und Bellonna, Gedichte) von Erik Axel Kaerlfeldt. Vderlag: Stockholm, Wahlström & Widstrand, 1918. PÅSKLEGENDER. Seite 77 – 79
Ode an eine griechische Urne
Liebkeusche Braut der steten Stille du,
Du Pflegekind von Tag und Tag und Schweigen!
Welch blumiges Waldgeschichtchen schilderst du –
Und sagst es süßer als ein Reimereigen?
Welch blattumrankte Mär umstreicht dein Rund
Von Göttern oder Menschen oder beiden
In Tempe oder in Arkadiens Hängen?
Wer sind sie, die an Mädchenangst sich weiden?
Was jagt so toll? Was ringt und flieht so bunt?
Welch Flötenlied? Welch lustberauschtes Drängen?
Gehörtes Lied ist süß, doch süßer ist
Ein ungehörtes: sanfte Flöte, weiter!
O wie du, klanglos, mehr als köstlich bist,
Du geisterhaft-lautlosen Lieds Begleiter!
Nie kannst du, Jugend, lassen von dem Sang,
Wie nie die Bäume hier ihr Laub verlieren;
Du keck Verliebter, nie, nie kannst du küssen,
So nah du auch dem Ziel – doch sei nicht bang:
Nie welkt sie! Wirst du auch entbehren müssen,
Wird Liebe dich und Schönheit sie stets zieren.
Glücklicher Baum in ewiger Frühlingszeit,
Nie sinken deiner Zweige Blätter nieder.
Glücklicher Sänger, ohne Müdigkeit
Für immer flötend immer neue Lieder!
Und Liebe, Liebe, voll von größerem Glück:
Für immer heiß und der Erfüllung harrend,
Du immer jagende, du immer junge!
Wie steht vor dir lebendige Gier zurück,
Die Herzen satt macht, im Genuß erstarrend,
Die Hirn erhitzt und dürr versengt die Zunge!
Und wer sind diese mit dem Priester hier
Und jener Färse? Welcher Gottheit danken
Im Grünen sie mit schönstem Opfertier,
Dem Kränze blühen um die seidnen Flanken?
Welch kleine Stadt an Fluß, in Bergeshain,
An Seestrand, Stadt mit Burg zu Wehr und Frieden,
Steht diesen frommen Tag mit leeren Gassen?
Du kleine Stadt wirst ewig stumm nun sein,
Denn keinem wird die Heimkehr je beschieden,
Dir kundzutun, warum du so verlassen.
O attische Form, so schön wie nie erschaut,
Um die sich marmorn Mann und Mädchen ranken,
Mit vollen Zweigen und zertretnem Kraut,
Schweigende Form! du rufst in uns Gedanken,
Wie Ewigkeit es tut: kalt Schäferspiel!
Sind wir mit unserm Leid dahin, so findest
Du andres Leid und wirst in Kümmernissen
Den Menschen trösten, dem du dies verkündest:
»Schönheit ist Wahrheit, Wahr ist Schön!« – Nicht viel,
Nur dies weißt du – und brauchst nicht mehr zu wissen.
John Keats
John Keats (1795 – 1821), britischer Dichter
aus: „Gedichte“ von John Keats. Übertragung von Gisela Etzel. Insel-Verlag zu Leipzig, 1910. Seite 16 – 17
Stille
Still, still, still!
Es schweiget Feld und See und Wald,
Kein Vogel singt, kein Fußtritt hallt;
Bald, bald
Kommt weiß und kalt
Der todte Winter
Über dich, Erde,
Und deine Kinder.
Auch du wirst still,
Mein Herz; der Sturm, der sonst so wild
Dich rüttelt, schweigt. Ein jedes Bild
Verhüllt.
Ganz, ganz gestillt
Liegst du im Schlummer.
Es schweigt die Freude,
Es schläft der Kummer.
Still, still, still!
Er kommt, er kommt, der stille Traum
Von einen. stillen kleinen Raum.
Kaum, kaum,
Du müder Baum,
Kannst du noch stehen.
Bald wird dich kein Auge
Mehr sehen.
Friedrich Theodor Vicher
Friedrich Theodor Vicher (1807 – 1887), deutscher Philosoph, Dichter, Erzähler, Schriftsteller
aus: „Lyrische Gänge“ von Friedrich Theodor Vicher. Verlag: Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt, 1882. Faust’sche Stimmen, Seite 12 – 13