Abendstern

Bist du noch fern,

Abendstern

Bist du noch fern,
Dämmernder Stern,
Wie vereinsamt irrt dann mein Blick!
Gänzest nun du,
heilige Ruh',
Auf des Freundes Geschicke:
Wie befriedigt ist er da!
Denn er fühlt sich Liebe nah;
Fühlt in der Brust
Wehmut und Luft,
Fühlt ein reines Glück!


Ernst von Feuchtersleben

Ernst Maria Johann Karl Freiherr von Feuchtersleben (1806 – 1849), österreichischer Dichter, Essayist, Arzt, Psychiater, Philossoph

Die Geburt der Sterne

drin stille Engel unsichtbar goldener Blumen warten

Die Geburt der Sterne

Weißt du} mein Lieb, wann jedesmal am Firmament ein Licht,
ein Stern entsteht? Du töricht Kind, nicht wahr, das weißt du nicht?
Ich muß es dir erzählen, komm, und lege traulich sacht
dein Köpfchen mir ans warme Herz – andämmern laß die Nacht.

Siehst du: der dunkle Himmel dort ist ein unendlicher Garten,
drin stille Engel unsichtbar goldener Blumen warten.
Und jedesmal, wann drunten hier zwei Seelen sich entzünden,
sich, zueinander heiß gebannt, in Glück und Glut verbünden,
dann pflanzen eine Blume sie dem tiefen Grunde ein
und segnen jede junge Lust mit jungem Sternenschein. –

O sieh: schon ist die heilige Nacht gemach herangetreten,
die Blumen leuchten ungezählt her von den ewigen Beeten,
und alle künden und zeugen nur von irdischer Menschen Liebe –
o daß auch unseres Glückes Stern ewig uns leuchten bliebe!

 Otto Erich Hartleben

Otto Erich Hartleben (1864 – 1905), deutscher Schriftsteller, Dichter, Übersetzer, Dramatiker

der Liebe Stern

Schon flammt der Liebe Stern in süßer Nacht

Schon flammt der Liebe Stern in süßer Nacht
Im Ost, und jener, der dem Nord gebührt,
Um den einst Juno Eifersucht gespürt,
Rollt seine Strahlen dort in heller Pracht.

Francesco Petrarca 

Francesco Petrarca (1304 – 1374), italienischer Dichter, Geschichtsschreiber

Seelenklänge der Freundschaft

Ich bin so reich in deinem Angedenken

Seelenklänge der Freundschaft

Ich bin so reich in deinem Angedenken,
Daß ich mich nimmer kann ganz einsam nennen,
Nur wenn ich ganz mich kan hinein versenken,
Vergeß ich es, daß Tal und Flut uns trennen.
Will mir die Welt die eitlen Freuden schenken,

Ich fliehe sie, und mag sie nimmer kennen,
Welt, Himmel, Lenz und Liebe sind vereint,
Wo mir dein Bild, ein süßer Stern, erscheint. 

Helmina von Chézy

Wilhelmine Christiane de Chézy (1783 – 1856), deutsche Dichterin, Schriftstellerin, Journalistin, Librettistin