Lebensfreude

Ketten der Lust und der Rosen

Lebensfreude

Ketten der Lust und der Rosen
Und der grossen Taten
Lass uns ums Leben schlingen
Arm sind die Einen geboren
Und sterben arm: Im — Golde.
Und die andern erwachen
In eine satte Pfründe und verbringen
In ferner Todesfurcht ihre planlosen Tage,
Priester sprechen gegen Lohn ihre Klage
Über das Leben und seine Furchtbarkeit
Doch wir lachen!

— Wir, vom heissen Blut Der Götter und der SonnenWir wollen Ketten der Lust
Und der Rosen und grossen Taten
Ums Leben schlingen
Und alle Bronnen müssen getrunken sein !
— Alles muss Glutversunken sein !
Und kommt der Unerbittliche mit aller Pein,
Dann wird die Welt von uns
Schon leer gehoben sein. —
Denn Ewigkeit ist uns in jedem Augenblick:

— Weihe, weihe ihn und mach ihn gross ! —
Äonen sind dann Dein und ruhn
In einem Kuss — in einem Frauenschoss — !
In einer Tat, von Dir getan, erdacht,
In einem Lächeln, das dem Zagen
Den Traum der Güte in ein Grau gebracht.
Spät werden
Der fernsten Jahrhunderte Gebete
Nach uns zurückhallen
Und unsere Gräber sollen lichte Kränze überwehn
Dankes-Lieder werden unsern Staub umstammeln
Und dunkle Krähenpsalmodien überschallen . . .
Denn könnte einmal noch
Sich alles ins Gewesne sammeln
Wir würden selber lächelnd unter ihnen stehn.


Elsa Asenijeff

Elsa Maria Packeny (1867-1941), österreichische Dichterin, Schriftstellerin

Schöpfersliebe

Bald wirst du den Blumenbecher füllen

Schöpfersliebe.
Liebe! du Allmächtige! du Eine!
Die du unsichtbar im Weltall glimmest!
Du giebst Leben!

Jetzt, daß nicht sich die Natur ermüde,
Zogst du jede Kraft in dich zurücke
Von den Fluren.

Bald wirst du den Blumenbecher füllen,
Ihn zur Lust auf Erden auszugießen
Mit dem Frühling.

Denn es nimmt uns nimmer deine Linke,
Was nicht tausendfach die Rechte wieder
Uns erstattet.

Du bist's, die den Staub zum Staube träget,
Die im Samen das Verlangen wecket,
Frucht zu werden!

Du bist's, die uns Trost verspricht bey Sternen,
Uns ins Grab zur süßen Ruhe bettet,
Du, o Liebe!

Und Du solltest, die du ewig wirkest,
Mächtig und allgegenwärtig thronest,
Uns verlassen?

Uns, die Du uns lehrtest, dich empfinden,
Aus der Kette deiner Hände reißen,
Und vernichten?

Caroline Louise von Klencke

Caroline Louise von Klencke (1754 – 1802), deutsche Dichterin, Schriftstellerin