Ich lieg‘ im Grase hingestreckt

Umwogt von grünen Halmen

Ich lieg' im Grase hingestreckt

Ich lieg' im Grase hingestreckt, 
Umwogt von grünen Halmen,
Die Lerche jauchzt zum Himmel auf
Die hellen Morgenpsalmen.

O Lerche, nimm mein leidvoll Herz
Auf deine leichten Flügel,
Und trag' es hoch, und trag' es weit
Wol über Thal und Hügel.

Und halt' es hin dem Sonnenstrahl,
Und halt' es hin den Lüften,
Daß seine Rosen wiederum,
Die welken, blüh'n und düften.

Lehr' mich ein Lied, deß' Klang durchdringt 
Die Wälder und die Haine, 
Ein Lied so fromm, ein Lied so frisch,
So fröhlich wie das deine.

Johann Martin Hutterus

Johann Martin Hutterus (1810 – 1865), deutscher Schriftsteller

Frühe Sonne, frühe Sonne

Deine wundersel’gen Augen

Frühe Sonne, frühe Sonne,
Ach, wo bist du hingefunden!
All des Tages Jugendwonne
Ist im Morgenrot etrunken.

Deine wundersel'gen Augen,
Inseln aus des Himmels Seen,
Sah ich steigen, untertauchen
In den Morgens erstem Weh'n.

Und es steigt ein Nebelschleier
Übers tiefe, stille Blau;
Eine einsame tiefe Feier
Breitet sich durch Wald und Au'.

ruhig unbewegte Bäume;
Kein Gesang, kein Blattgeräusch!
Spinnet ihr die nächt'gen Träume
Wieder an, ihr Blumen keusch?

O Bolgna, dein Zinnen,
Die gelacht im Sonnenstrahl,
Seh`ich bösen Schmuck gewinnen:
Schwarze Flaggen überall!


Clemens von Bretano

Clemens Wenzeslaus Bretano (1778 – 1842), deutscher Schriftsteller