Spruch

Gute Nacht, gute Nacht, du bunte Frau Welt!

Spruch

"Gute Nacht, gute Nacht, du bunte Frau Welt!"
Das ist ein Lied, das üb' ich mir ein.
Denn ob mir's auch ziemlich allhier noch gefällt, -
Das Lied will doch endlich gesungen sein,
Und nur wer es übt mit stätigem Mut,
Singt's in der entscheidenden Stunde gut.

Friedrich de la Motte Fouqué

Friedrich Heinrich Karl de la Motte Fouqué (1777 – 1843), deutscher Dichter, Schriftsteller

Das Ringlein sprang entzwei

Es geht ein Liedchen im Volke

  Das Ringlein sprang entzwei

Es geht ein Liedchen im Volke,
Die Mädchen singen's zur Nacht,
Wenn unter den flüsternden Halmen
Im Felde die Sehnsucht erwacht.

Das Lied vom zerbrochenen Ringlein
Und von der Mühle im Grund,
Die Wasser wogten und rauschten,
Dem Burschen war gar so wund.

Ich sang's so oft mit den Andern,
Nun schleich' ich mich leise vorbei
Und berge das Haupt in den Händen:
"Das Ringlein sprang entzwei." 

Anna Ritter

Anna Ritter, geborene Nuhn (1865-1921), deutsche Schriftstellerin, Dichterin

Ach mein Liebster, o mein Licht

Ich kann kaum mehr den Mund erheben

1.
Ich fühle lauter Angst und Schmerzen
So oft ich nur an ihn gedenk
Mein liebster Schatz in meinem Herzen
Er macht daß ich mich stündlich kränk
Ach! Ach mein Liebster, o mein Licht
Er komme doch und säume nicht.

2.
Ich kann kaum mehr den Mund erheben
Zu singen einen Lobgesang
Der ganze Leibe säht an zu böben
Das währt den ganze Sommer lang.
Ach! ach mein Liebster, o mein Licht
Er komme doch und säume nicht.

3.
Wo er nicht kommt und mich ergötzet
So muß ich sterben also bald
Weil mir der Schmerz das Herz verletzet
bin schon vor große Trauer kalt.
Ach: ach mein Liebster, o mein Licht
Er komme doch und säume nicht.

4.
Ist das die Liebe gar vergangen
Die angelobte starke Treu.
Ich warte seiner mit Verlangen
kein Schreiben hilft und macht mich frei.
Ach! ach mein Liebster, o mein Licht
Er komme doch und säume nicht.

5.
So oft ich schlaf in meinem Bette
Welche doch gar selten kann geschehn
So deut mich als wenn Ihn nicht bette
In meinen Armen angesehn.
Ach! ach mein Liebster, o mein Licht
Er komme doch und säume nicht.

6.
So offte seine roten Wangen
Der schöne Mund, das krause Haare
Muß mehr und nähren mein Verlangen
So oft will ich verzweifeln gar.
Ach! ach mein Liebster, o mein Licht
Er komme doch und säume nicht.

7.
Nun schweig' ich, kann nicht weiter singen
der matte Mund bestehet mir
Die Seufzen muß ich lasse dringen
aus meines Herzen Schloß erfür
Ach' ach mein Liebster, o mein Licht
Er komme doch und säume nicht.

Dorothea Eleonora von Rosenthal

(Gedicht so gut wie möglich wiedergegeben)

Dorothea Eleonora von Rosenthal (1600 – 1649), deutsche Dichterin, Schriftstellerin

Die Vögel

Wie lieblich und fröhlich

Die Vögel

Wie lieblich und fröhlich,
Zu schweben, zu singen;
Von glänzender Höhe
Zur Erde zu blicken!

Die Menschen sind töricht,
Sie können nicht fliegen;
Sie jammern in Nöten,
Wir flattern gen Himmel.

Der Jäger will töten,
Dem Früchte wir pickten;
Wir müssen ihn höhnen,
Und Beute gewinnen.

Friedrich Schlegel 

Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel (1772 – 1829), deutscher Schriftsteller, Literatur- und Kunstkritiker, Kulturphilosoph, Altphilologe, Platoniker

Rosenzeit

Ich mag lachen und singen

Rosenzeit.


Nun stehn die Rosen in Blüte,
Da spinnt die Lieb' ihr Netz so fein.
Mein flatterhaft Gemüthe,
Dich fängt sie nimmer ein.

Und blieb' ich träumend hangen
In dieser jungen Rosenwangen,
Meine Jugend thäte mir leid.

Ich mag nur lachen und singen,
Durch blühende Wälder schweift mein Lauf;
Mein Herz will sich erschwingen
Bis in die Wipfel hinauf!

Und blieb’ ich träumend hangen
In dieser jungen Rosenzeit
An schönsten Rosenwangen,
Meine Jugend thäte mir leid.

Paul Heyse

Paul Johann Ludwig Heyse (1830 – 1914) deutscher Schriftsteller, Übersetzer, Dramatiker