Der Mond und der Schnee.
Ich lebe und betrachte das Schöne.
Das Jahr geht zu Ende.
Matsuo Basho
Matsuo Basho 1644 – 1894) einer der bedeutensten Haiku Dichter.
Ich lebe und betrachte das Schöne
Der Mond und der Schnee.
Ich lebe und betrachte das Schöne.
Das Jahr geht zu Ende.
Matsuo Basho
Matsuo Basho 1644 – 1894) einer der bedeutensten Haiku Dichter.
Dem allzu ungestümen Liebeswerbe
Lorbeer Dem allzu ungestümen Liebeswerben Entrang sich Daphne einst. An wildem Herzen Verwandelt' sie sich jäh zum kühlen Lorbeer. Dem allzu ungestümen Liebeswerben Um Ruhm verwandelt jäh die Glückschimäre, Das schöne, gleissend schöne, kalte Weib, Noch heut', noch stündlich sich in spitzen Lorbeer; Den drückt der Liebestolle an die Brust, Den drückt die Welt ihm lächelnd auf das Haupt. Da dringe?! ihm die spitzen, scharfen Blätter In Herz und Hirn. So giebt der Mitwelt er, Der Nachwelt, tropfenweis, sein ganzes Selbst, Sein Herzblut, all' sein Leben, seine Seele. Doch droben, üppig, schattenkühl und blühend, Wölbt sich im Garten des Olymp der Hain Scharf duftend spitzer, glatter Daphneblätter Am Todesbaume allen Menschenglücks, Der ewiggrüne Lorbeer! Hermine von Preuschen
Hermione von Preuschen (1854 – 1918), deutsche Malerin, Dichterin
aus: „Via Passions: Lebenslieder“ von Hermine von Preuschen. Verlag von Carl Reissner, Dresden und Leipzig, 1895. Seite 22
Ist die welt eurer hand auch an durft reich
Widmung Das meer gibt die muscheln der düne · Das land gibt die wasser dem meer – Viele sinds · doch ich gebe kühne Gesänge als erstlinge her · Der wind nehme grünblatt und weissblatt Ohne früchte geschleuderte schar · Nehme weinblatt und rosblatt und geissblatt Losflatternd vom haar. Die nacht weht sie um mich in herden · Der tag treibt wie träume sie her. Die zeit streut wie schnee sie auf erden Und jagt sie in endloses meer. Bleiche blätter fruchtlos getötet Von flüchtigen jahren bedeckt · Die mit wein die mit blut angerötet Die von tränen befleckt – Die im staub mancher jahre verwittert Die dem kind auf die hand sich gesezt · In stillgrünen plätzen vergittert Gepflückt unter menschen erst jezt – Auf meeren voll wundern · in schluchten · An nördliche felsen gestreift · In inseln wo myrten nicht fruchten Und liebe nicht reift. Ihr töchter von träumen und märchen Die das leben noch immer nicht bannt: Faustina Dolores und Klärchen Julia und Amaranth! Werd ich ewig euch suchen müssen Wenn der schlaf · sei er wahr · sei er schaum · Zu mir kommt euch vergeblich zu küssen – Ihr töchter vom traum? Sie entwichen wie schlaf · wie auf gräsern Der tau alter dämmrungen weicht · So schwach wie ein schatten auf gläsern · Wie ein lied wie ein windzug so leicht. Nach der ebbe wie seewärts die wogen Erfüllt mit der finsternis fliehn: So die singvögel · die mich umflogen Dem blick sich entziehn. Toter jahre gesänge die jagen Auf vernehmlicher worte flug · Lose blätter vom strandwind verschlagen · Unbändiger vögel zug. Schon zur schulzeit mir manche gefielen Die leicht so in ton wie in schwung – Die jüngsten sind brüder von spielen · Die spätsten sind jung. Ist ein schutz während langsam es schwindet · Ist ein ohr für ein fliehendes lied Wie ein mann es zum harfenklang findet · Wie knaben es pfeifen im ried? Ist ein platz in der welt die ihr gründet · Ist ein raum in dem land eurer pracht · Wo nicht wechsel mit schmerz sich verbündet Und tag nicht mit nacht? Ob vom seewind ihr flügel auch zittert · Habt ihr nicht einen raum für sie hier Von grünenden flüssen umgittert In lieblicher lüfte revier? In feldern in turmigen mauern Schutz bei regen und glühendem schein Schönen wünschen und mildem bedauern Und liebe ganz rein? Im lichtland von märchen und farben – Die stunden drehn schattenlos um – Wo das feld voller prächtiger garben Und tönender blumen gesumm · Im wald wo der lenz halb verdüstert Sein sehnend errötend gesicht · Beim quell der für liebende flüstert: Empfangt ihr sie nicht? Der sorge singvögel die gurren Ihr lied wie zum feuer der dunst · Der wünsche sturmvögel die murren Laut-flatternd im winde der brunst · In dem windlauf – legt sich sein wüten – Zu der see fern vom lichte gebraust · Geschüttelt im dunkel wie blüten Nacheinander zerzaust. Ist die welt eurer hand auch an duft reich Und lieblicher hehrer erfüllt · Süss durch kunst mit dem warm-weichen luft-reich Ihrer schwebenden schwingen umhüllt: Lasst sie ein · unbeschwingte · verblasste · Alter liebe zu lieb – altem tag Und empfangt in dem bilder-palaste Dies reime-gelag. Ob die menschliche zeit voll verzichten Die jahre der jugend auch leert · Widersteht doch ein ding dem vernichten: Nie hat wechsel die treue versehrt. Hoffnung stirbt und ihr tod lässt uns wissen · Ihr glück wie ihr leiden entschwand · Eh die zeit – allzerreissend – zerrissen Um freunde das band. Vergehn auch in ein licht die vielen: Ist vom himmel zu hoffen erlaubt – Wenn vor wolken die strahlen auch fielen · Ist die welt auch der sonne beraubt: Sie hat mond und hat schlaf zum bescheide · Sinkt bräutlich und frisch – eine fee – Mit sternen und seewind im kleide Die nacht auf die see. Algermon Charles Swinburne
Algermon Charles Swinburne (1837 – 1909) englischer Dichter, Schriftsteller Dramatiker
aus: „Zeitgenössische Dichter, Erster Teil: Rossetti, Swinburne, Dowson, Jacobsen, Kloss, Verwey, Verhaeren“ Gesamtausgabe der Werke, Band 15. von Stefan George. Übertragung von Stefan George. Berlin, 1929. England. Lieder und Balladen. Seite 27 – 31
Stefan Anton George (1868 – 1933)
O Sonne,der Wonne
Auff die Italiänische Weise: O fronte serena O liebliche Wangen, Ihr macht mir Verlangen, diß Rote, diß Weiße zu schauen mit Fleiße. Und diß nur alleine ists nicht, das ich meine: Zu schauen, zu grüßen, zu rühren, zu küssen, Ihr macht mir Verlangen, O liebliche Wangen. O Sonne der Wonne! O Wonne der Sonne! O Augen, sie saugen das Licht meiner Augen. O englische Sinnen, O himmlisch Beginnen, O Himmel auf Erden magst du mir nicht werden. O Wonne der Sonne, O Sonne der Wonne. O Schönste der Schönen, benimm mir diß sehnen. Komm, eile, komm, komme, du Süße, du Fromme. Ach, Schwester, ich sterbe, Ich sterb', ich verderbe. Komm, komme, komm, eile, komm, tröste, komm, heile. Benimm mir diß sehnen, O Schönste der Schönen! Paul Flemming
Paul Flemming (1609 – 1640), deutscher Schriftsteller, Dichter, Arzt
„Paul Flemings Teütsche Poemata“von Paul Flemming. Verlag: Lübeck, Laurenz Jauch. 1 Auflag, 1642. Seite 492 – 493
auch in: „Deutsche Gedichte“. Herausgegeben von J. M. Lappenberg, Stuttart. Band I. und Band II. Gedruckt auf Kosten des Litterarischen Vereins 1865
Ach, die holden Züge seh’n
Lehnt nicht dort die einst Geliebte? Lehnt nicht dort die einst Geliebte? Vor so heitre, nun Getrübte - - - Ach, die holden Züge seh'n! Ja, sie ist noch immer schöne! Wird dir doch so alt, so eigen! Fühlst - wie einst - die Brust dir steigen - Und du liebst sie doch nicht mehr! Herz, o Herz, wer kennt dich? Wer! Christian Friedrich Hebbel
Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker, Lyriker
aus: „Leopold Schefer’s ausgewählte Werke‘ von Leopold Schefer. Verlag: Veit und Comp. Berlin, 1845. XVI. Verwandlung. Seite 330
Das Schöne entsteht
Das Schöne entsteht, sobald die Phantasie Verstand bekommt.
Friedrich Hebbel
Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker
aus: „Hebbel. Sämtliche Werke“. ‚Historisch-kritische Ausgabe‘, besorgt von Richard Maria Werner. Zweite Abteilung, Neue Subscribtions-Ausgabe (Dritte unveränderte Auflage). Verlag: B.Behr’s Verlag, Steglitzerstr. 4, Berlin. Posthum 1905. Seite 347