Die wilden Schwäne

Noch ist der Glanz der Frühe nicht erschienen,

Die wilden Schwäne

Noch ist der Glanz der Frühe nicht erschienen,
Ich höre, wie der Wind am Fenster rüttelt,
Und meine Träume schwinden ganz dahin.

Ich steige aufwärts in das Aussichtszimmer,
Einst rührt ich hier mit meiner schönen Nadel
Aus Jade sinnend in der Glut der Kohlen.

Jetzt ist die Glut dahin. Es ist vergebens,
Daß meine Nadel durch die Asche tastet,
Ich seh in das Gebirge, schmerzumflort.

Ein grauer Regen düstert in der Landschaft.
Der Nebel weht. Der Fluß wälzt schwere Wogen, -
Doch meinen Jammer wälzt er nicht hinweg.

Auf meines Umhangs dunkelm Tuche schimmert
Der Regen meiner bitterlichen Tränen;
Die wilden Schwäne schreien unter mir.

Ich schüttle meine armen Tränen nieder
Auf die erwachten Vögel, - fliegt, o Vögel!
Bringt meine Tränen ihm, der mich verzehrt!


Li Tsching-dschau

Li Tsching-dschau (1083 – 1151), chinesische Dichterin. Auch Li Qingzaho; Li Qing Zhao

In der Sterne sanften Scheine

Und die Sehnsucht zieht mich leise

In der Sterne sanften Scheine

In der Sterne sanften Scheine
Weilet meine Seele gern,
Und die Sehnsucht zieht mich leise
Zu dem schönen, lichten Kreise,
Der mir schimmert, ach, so fern! -
In der Sterne sanftem Scheine
Weilet meine Seele gern.

Einst in einem bessern Leben
Wird mein Geist gleich Strahlen schweben,
Hochentzückt von Stern zu Stern.
In der Sterne sanften Scheine
Weilet meine Seele gern!

Louise von Ploennies

Louise von Ploennies, geborene Leisler (1803-1872), deutsche Schriftstellerin, Dichterin