Ja, die Nachtigall! Auch vor seiner Durchlaucht singt sie das gleiche Lied! Kobayashi Issa 小林 一茶
Kobayashie Noboyuki (1763 – 1827), japanischer Haiku-Dichter,
singt das gleiche Lied
Ja, die Nachtigall! Auch vor seiner Durchlaucht singt sie das gleiche Lied! Kobayashi Issa 小林 一茶
Kobayashie Noboyuki (1763 – 1827), japanischer Haiku-Dichter,
Der Winters Hülle deckte
Der Frühling Des Winters Hülle deckte nicht mehr die öde Flur; der Hauch des Lenzes weckte die schlafende Natur. Es wurden schon die Schatten, es duftete der Pfad, den Flora mit dem Gatten jüngst, Hand in Hand, betrat. Blauäugige Amoene, ertönete mein Lied; verändert ist die Szene, der rauhe Winter flieht, kein Nordwind drohet weiter der zarten Haut Gefahr, ein West, wie du so heiter, spielt um dein blondes Haar. Des Frühlings erste Blume, komm, suche sie mit mir! Zu Venus' Heiligtume bring' ich sie dann mit dir, dass sie das Denkmal kränze des Dichters, dessen Lied unsterblich, gleich dem Lenze, dem er es weihte, blüht. Dann schleichen wir zur Laube bei meiner Flöte Schall; dort girrt die Turteltaube, dort ächzt die Nachtigall. Dort wollen wir im Kühlen, des Neides Aug' entrückt, die Macht des Gottes fühlen, der alles neu beglückt. Sie teilte das Verlangen, das meine Brust empfand; es glüht' auf ihren Wangen, es schlug in ihrer Hand. Doch schnell benetzten Zähren den unruhvollen Blick; mit jungfräulichem Wehren zog sie die Hand zurück. Du weigerst dich, Amoene? Ist's Misstrau'n? Ist es Scherz? O trockne diese Träne, du kennest Damons Herz! Auch in verschwieg'nen Lauben ist's, wie die Quelle, rein und ohne Falsch, wie Tauben, und ganz, Amoene, dein! Friedrich Wilhelm Gotter
Friedrich Wilhelm Gotter (1746-1797)deutscher Schriftsteller, Dichter
aus: „Gedichte“ von Friedrich Wilhelm Gotter.Verlag: Carl Wilhelm Ettinger, Gotha, 1787. VII: Seite 26 – 29
Als das Herz mit ihm bekannter Weisen
Der Frühling (an die Frau von Wrech) Freundin dessen, der die Welt regieret, Der an diamantnen Ketten führet Jene Sonnen über unserm Haupt! Sieh'! an seiner Ordnung goldnen Seilen Muß der Frühling neu herunter eilen Mit dem Schmuck, den ihm der Herbst geraubt. Siehe! wie beflügelt er gekommen Und die Trauer der Natur benommen. Wie er sie schon jugendlich geschmückt, Mädchen, die den Lenz im Antlitz haben, Männer, Jünglinge und kleine Knaben Und der Greiß, der sich am Stabe bückt; Alles geht, gereizt von den Gerüchen Junger Veilchen, die so niedrig kriechen Und doch edler, als die Tulpen sind! Und der Hyacinthen ofne Glocken Duften Balsam, den um seine Locken Dir entgegen trägt der Frühlingswind. Blat und Frucht, die in der Knospe lagen Dringen sich des Schöpfers Lob zu sagen, Aus der Hülle nun mit Macht hervor. Wenn die stummen Redner prächtig blühen, Steigt, in regellosen Symphonien Aus den Zweigen ein Gesang empor! Ohne Muse, ohne Kunst und Schriften Singt die Lerche, schwebend in den Lüften, Unaufhörlich ihr pindarisch Lied Unter ihr, in früher Tagesstunde, Singt mit bäurisch vollgenommnem Munde Auch die Einfalt, welche Furchen zieht! Lämmer, die noch an den Müttern saugen, Blöken dem zum Lobe, dessen Augen Das Insekt im Staube kriechen sehn.Ihn muß so der Wurm im Grase preisen, Als das Herz mit ihm bekannter Weisen, Als die Räder, die den Weltbau drehn. O du Tochter seiner Lieb und Güte, Der in jedem Lenz die junge Blüthe, Und die grüne Saat sein Lob beschreibt. Höher, als der Dichtgeist in dem Fluge Preisest du mit jedem Athemzuge Einen Gott, der deine Freude bleibt! Alles singt ihm. – Seine Nachtigallen Oft behorchend, will ich Lieder lallen Voll vom Lobe dessen, der mich schuf; Bienen, die auf Lindenwipfeln summen, Und des Fleisses Lehrer, jene Stummen Im Erdhaufen, werden mir ein Ruf! Anna Luise Karsch
Anna Luise Karsch, geborene Dürbach (1722 – 1791), deutsche Dichterin, Schriftstellerin
aus: „Auserlesene Gedichte“ von Anna Luise Karsch. Verlag: Berlin, Winter, 1764. Erstes Buch. Oden. Seite 33 – 35
Im Dunkel lausche ich; und wie Verlangen
Ode an eine Nachtigall Mein Herz tut weh, und schläfriges Erlahmen, Als hätt ich Gift getrunken, quält mich sehr. Betäubte mich ein Trank aus giftigen Samen? Mich hüllt Vergessenheit, ich weiß nichts mehr. Doch ist's nicht Neid auf dein so glücklich Los – Nur füllt so schwer mit Glück dein Glück mich an: Daß du, des Walds beflügelte Dryade, In lieblich kühlem Schoß, Im Schatten, den das Buchengrün dir spann, Der Freiheit jubeln kannst, der Sommergnade. O Wein jetzt! Jungen Wein, den Erde kühlte, Den dunkelkühl ein langes Jahr gereift, Der sonngebräunten Frohsinn tanzen fühlte, Und der des Provençalen Lied begreift; O einen Becher warmen Südens jetzt! O Hippokrene, die zum Rande schäumt Und gern und gut Begeisterung bereitet Mit Lippen rot benetzt, Dich will ich trinken, daß ich ungesäumt Zum Wald entschweben kann, von dir geleitet. Entschweben, ganz vergehn – und ganz vergessen, Was du in deinem Walde nie gekannt: Die Menschennot, die Mühen unermessen, Das Sorgenfieber, das die Herzen bannt; Du weißt nicht, wie gelähmtes Alter stöhnt, Wie Denken immer nur Sich-härmen heißt, Wie Jugend bleicht und schleicht und siecht und schwindet, Und wie Verzweiflung höhnt, Wo Schönheit, wenn ihr Blick das Leben preist, Um Liebe weinen lernt und bald erblindet. Hinweg! Zu dir! Doch soll nicht Bacchus Wagen Mit Pantherkraft mich ziehn, nein! Poesie Soll mich auf unsichtbaren Schwingen tragen, Drückt auch dies Hirn noch müde Apathie. Schon bin ich bei dir! Milde ist die Nacht, Und Luna thront mit lächelndem Gesicht Und überblickt ihr Sternenvolk voll Gnade, Doch hat sie hier nicht Macht: Nur manchmal bläst ein Windhauch etwas Licht Durch grüne Dämmernis auf moosige Pfade. Ich sehe nicht, was blüht zu meinen Füßen, Welch süßer Balsam rings an Zweigen hängt; Doch auch im Dunkel ahn ich, was an süßen Duftwellen atmend in die Mainacht drängt Aus wildem Beerenbaum und Gras und Strauch: Ich atme Weißdornduft und Rosenblühn Und Veilchen, die in Blätterbetten sterben, Und Moschusrosen auch, In denen morgens bunte Tropfen glühn Und abends Sommerfliegen sich umwerben. Im Dunkel lausche ich; und wie Verlangen Mich oft schon faßte nach dem stillen Grab, Wie ich dem Tod, mich herzlich zu umfangen, Schon oft in Liedern liebe Namen gab, So scheint mir Sterben jetzt besonders schön. Ach, schmerzlos mich zu lösen in die Nacht, Indeß dein Sang in heiligen Ekstasen Beschüttet Tal und Höhn Und doch mein Herz nicht höher schlagen macht, Das nur als Duft noch schwingt im blumigen Rasen. Du Vöglein wurdest nicht zum Tod geboren! Nein, dich zertritt kein hungerndes Geschlecht. Was diese Nacht mir tönt, sang in die Ohren Dem ersten König schon, dem ersten Knecht, Und ist vielleicht derselbe Sang, der tief Der heimwehkranken Ruth zum Herzen klang, Als sie in Tränen schritt durch fremde Gassen, Derselbe Sang, der tief Bezaubernd sich um Märchenschlösser schwang Und Feenreiche, die nun längst verlassen. Verlassen! Ach, dies Wort ist wie das Klingen Trostloser Glocken, das zu mir mich mahnt! Auch Phantasie kann nicht Erlösung bringen, Wenn ihr nicht Hoffnung einen Weg gebahnt. Lebwohl! Lebwohl! Dein Schmerzgesang entschwebt Zum Wiesengrund aus Waldes hohem Dom, Ins Tal hinab und schweigt am dunklen Bache. Ward mir ein Traum belebt? Betrog die wachen Sinne ein Phantom? Wer sagt mir, ob ich schlafe oder wache! John Keats
John Keats (1795 – 1821), britischer Dichter
aus: „Gedichte“ von John Keats. Übertragung von Gisela Etzel. Insel-Verlag zu Leipzig, 1910. Seite 13 – 15
Die Nachtigall in langgezogenen Tönen
Die Nachtigall in langgezogenen Tönen Klagt um ihr Weibchen oder ihre Jungen, Erfüllt die Luft, die Flur mit süssen Sehnen, In weichen Melodien, voll Kunst gesungen. Francesco Petrarca
Francesco Petrarca (1304 – 1374), italienischer Dichter, Geschichtsschreiber
aus: „“Francesco Petraca dargestellt, nebst dem Leben des Dichters und ausführlichen Ausgabenverzeichnissen“. 1818. Verlag: Altenburg, Brockhaus. Seite 155″Sonnette und kanzonen. 1904. Verlag: Insel-Verlag, Leipzig. Übersetzung und Einleitung besorgte Bettina Jacobson (1841 – 1922). CXVIII. Seite 203
Uns zum Spiegel, voll Verlangen
Meeresleuchten Aus des Meeres dunklen Tiefen Stieg die Venus still empor, Als die Nachtigallen riefen In dem Hain, den sie erkor. Und zum Spiegel, voll Verlangen, Glätteten die Wogen sich, Um ihr Bild noch aufzufangen, Da sie selbst auf ewig wich. Lächelnd gönnte sie dem feuchten Element den letzten Blick, Davon blieb dem Meer sein Leuchten Bis auf diesen Tag zurück. Friedrich Hebbel
Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker, Lyriker
aus: „Friedrich Hebel – Sämtliche Werke“ Historisch-kritische Ausgabe, besorgt von Richard Maria Werner. Verlag: B. Behr’s Verlag, Steglitzerstr. 4, Berlin. Sechster Band. . Posthum 1901. Vermischte Gedichte, Seite: 282
ich habe eben mit den Blättern der Myrte
Ich flieg‘ aus Blüten her – ich habe eben mit den Blättern der Myrte, mit der Blüte der Zitrone und mit dem Busengefieder der Nachtigall gespielt und habe einer Göttin das Lockenhaar nachgetragen und es auf die Schulter ihres Geliebten gelegt und bin vorausgeflogen, um dem langsam durch Waldwasser und über Berge schreitenden Frühling vorzueilen.
Jean Paul
Johann Paul Friedrich Richter (1763 – 1825), deutscher Schriftsteller, Publizist, Pädagoge, Dichter
aus: „Jean Paul’s biographische Belustigung unter der Gehirnschale einer Riesin“, Ein Geistergeschichte. von Jean Paul. Erstes Bändchen, 1826. Sechste biographische Belustigung, Seite 89
Eine Nachtigall, die trunken zu dem Garten flog
چون بلبل مست راه در بستان یافت روى گل و جام باده را خندان یافت آمد به زبان حال در گوشم گفت دریاب که عمر رفته را نتوان یافت Eine Nachtigall, die trunken zu dem Garten flog , Wo ein Rosenkelch aber den anderen sich bog, Raunte ins Ohr mir: Erfasse das Glück Des Lebens im Fluge: es kommt nicht zurück Omar Chayyām
Omar Chayyām (1048 – 1131), persischer Dichter, Astrologe, Astronom, Mathematiker, Philosoph, Kalenderreformer
aus: „Rubaiyat“ von Omar Chayyām
Es gibt viele Übersetzung des ‚Rubaiyat‘ von Omar Chayyām.
„Die Vierzeiler des Chajjam“ (Rubaiyat) von Omar Chayyam. Aus Farsi ins englische übersetzt von Friedrich Rückert und Josef von Hammer-Purgstall
Täusche dich nicht
“Deceive not thyself by overexpecting happiness in the married estate. Remember the nightingales which sing only some months in the spring, but commonly are silent when they have hatched their eggs.”
„Täusche dich nicht, indem du das Glück in der Ehe zu sehr erwartest. Erinnere dich an die Nachtigallen, die nur einige Monate im Frühling singen, aber gewöhnlich schweigen, wenn sie ihre Eier ausgebrütet haben.“
Thomas Fuller
Thomas Fuller (1608 – 1661), englischer Historiker, Schriftsteller, Autor, Kirchenmann
Ausgabe von 1841: „The holy state, and the profane state“ von Thomas Fuller. Herausgeber: James Nichols (1785 – 1861). Verlag: Printed for Thomas Tegg, London. (Erstausgabe: 1642, ‚The holy State and the Profane State)
Verzaubert ist die Welt ringsum
Junge Liebe
Ein düstrer Spätnovembertag
und doch, mir ist, als klänge
rings süsser Nachtigallenschlag,
als blühten Baum und Strauch und Hag
in Duft und Lenzgepränge!
Verzaubert ist die Welt ringsum,
zur Nachtzeit scheint die Sonne,
ein Lied geht mir im Kopf herum,
doch meine Lippen bleiben stumm
vor übergrosser Wonne.
Vor Wonne, Lust und Seligkeit
o Licht, o Sang, o Blüte!
Vergessen ist das alte Leid,
die Welt so schön, das Herz so weit,
so selig mein Gemüte!
Die Liebe schäumt wie junger Wein,
dass ich fast trunken werde;
o lasst mich selig trunken sein
wie schön ist doch im Wiederschein
der Liebe diese Erde!
Anna Klie
Anna Klie (1885 -1913), deutsche Kinder- Jugendbuchautorin, Schriftstellerin, Dichterin, Lyrikerin
Text: Anna Klie (drei Gedichte: ‚Im Walde‘, ‚Wiegenlied‘, ‚Junge Liebe‘.
Komponistin: Valerie Zitelmann (1859 – 1929): Drei Lieder für 1 Mittelstimme mit Klavierbegleitung . Lieder: ‚Im Walde‘, ‚Wiegenlied‘, ‚Junge Liebe‘. Verlag: E. Simon, Stettin, Posen, 1889. Mus 5278
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