Sternschnuppen

Die Himmelsähren bleiben droben stehn

Sternschnuppen

Es war an einem Abend, einem stillen,
Und aufzugehn begann die Himmelsaat.
Eh ich in meiner Liebsten Pförtlein trat,
Hob ich die Hände, wie um sie zu füllen -
Oder sprachest du mir nicht von Liebe?

Kein einzig Korn fiel golden zu mir nieder;
Die Himmelsähren bleiben droben stehn,
Indes wir Armen unten hungernd gehn,
Und Wolken breiten dunkeles Gefieder -
Oder sprachest du mir nicht von Liebe?

Luise Deusch

Klara Luise Wilhelmine Deusch (1871 – 1925) deutsche Schriftstellerin und Dichterin

kurze Biografie

Tautropfen vom Schnabel

vom Schnabel eines Wasservogels

Tautropfen vom Schnabel Unser Leben, womit läßt es sich vergleichen? Mit dem Tautropfen vom Schnabel eines Wasservogels abgeschüttelt, indem sich nun das Mondlicht spiegelt.

Dōgen Zenji

Dōgen Zenji (1200 – 1253), japanischer Zenmeister

Der Weg

Mit dem Monde will ich wandeln

Der Weg

Mit dem Monde will ich wandeln:
Schlangenwege über Berge
führen Träume, bringen Schritte
durch den Wald dem Mond zu.

Durch Zypresen staunt er plötzlich,
dass ich ihm entgegen gehe.
Aus dem Ölbaum blaut er lächelnd,
wem mich’s friedlich talwärts zieht.

Schlangenweg durch die Wälder
bringen mich zum Silbersee
nur ein Nachen auf dem Wasser,
heilig oben unser Mond.

Schlangenwege durch die Wälder
frühren mich zu einem Berg.
Oben steht der Mond und wartet
und ich steige leicht empor.

Theodor Däubler

Theodor Däubler (1876 – 1934) österreichisch-deutscher Schriftsteller, Epiker, Übersetzer, Lyriker, Erzähler

Mondschein

Mondschein

Wie eine seltene Gegend ist dein Herz, wo Masken, die mit Bergamasken schreiten, zum Tanze spielen voll geheimen Schmerz im Truggewand, mit dem sie bunt sich kleiden.

Des gleichen in weichem Ton sie singen, wie der Liebe Sieg dem Lebensglück sich eine, so glauben doch nicht an die Freude sie und ihr Gesang fliesst hin im Mondenscheine.

Im kalten Monschein, der trübe Pracht die Vögel träumen lässt auf ihren Zweigen, um der die Wasserstrahlen weinen mocht, die schlank aus weissen Marmorschalen steigen.

Paul Verlaine

Paul Verlaine (1844 – 1896) französischer Lyriker, Dichter, Schriftsteller

Übertragung von Graf Wolf von Kalckreuth (1887 – 1906)

Gedicht aus:

‚Ausgewählte Gedichte‘, übertragen von Graf Wolf von Kalckreuth, 1906, Insel-Verlag Leibzig

So mondlos die Nacht

vergeht mein Herz im Feuer

So mondlos die Nacht.
Kein Weg ihn zu sehen,
verlangen quält mich.
Mein Busen pocht, und lodernd
Vergeht mein Herz im Feuer.

Ono no Komachi

Ono-no Komachi, 825 – 900, japanische Dichterin. Zählt zu den ‚Sechs besten Waka-Dichter‘ und zu der Gruppe ‚Sechsunddreißig weiblichen Unsterblichen der Dichtkunst‘.

Gedicht übersetzt von Dr. Karl Florenz (1865 – 1939), ‚Gedichte der japanischen Literatur‘, C.F. Amelangs Verlag, Leipzig 1906. Gedicht Seite 140.