Dschami's Fabeln Das Kamel im Mausloch Mit gebundnen Füßen ging Das Kameil sein Futter pflücken; Eine Maus, das kleine Ding, Sah von fern den Höckerrücken, Wollte sehn, ob's groß und hoch Nicht ging' in ihr Mauseloch. Mäuslein zieht am Strick mit Lift, Und das Tier es folgt dem Zuge; Denn gehorsam jeder Frist Seinem Führer folgt das Kluge; Folgt, so lang das Mäuslein sieht. Soll ich, spricht es, da hinein? Siehe zu, was du beginnest! Ich bin groß, und es ist klein; Das du Schaden nicht gewinnest! Kann's für mich erweitern sich? Nicht verdünnen kann ich mich. Doch das Mäuslein saß im Loch, Bräuchte sich allein das kluge, Zog und ziehet immer noch, Folgt das Trampeltiere dem Zuge, Und ein Tritt von ihm zertrat Mäuslein und den Mäusestaat. Dschāmi (1414 - 1492), persischer Mystiker, Dichter Übersetzt von Friedrich Rückert (1788 - 1866)
Freimund Raimar (1788 – 1866),, deutscher Dichter, Lyriker und Übersetzer arabischer, hebräischer, indischer, persischer und chinesischer Dichtung
aus: „Erbauliches und Beschauliches aus dem Morgenlande“ von Friedrich Rückert. Verlag von Gustav Bethke, Berlin , 1837 Seite 97 – 98