Über mich

Über mich ist die Liebe gekommen

Über mich

Über mich, über mich
ist die Liebe gekommen,
gab mir Glück, gab mir dich,
hat mir mich genommen.

Bin gekniet und bin klein,
muß mich hoch erheben.
All mein Leben ist dein,
du, mein Leben …

Alma Johanna Koenig

Alma Johanna Koenig (1887 – 1942 ermordert im Vernichtungslager Maly Trosthnec) österreichische Lyrikerin, Erzählerin, Romanautorin und Übersetzerin

Alles in dir

Du lehrest mich die Lieder singen

Alles in Dir

Du lehrest mich die Lieder singen, Du hauchest den Gesang mir ein, Du leihest der Seele höhere Schwingen; wer gibt mir Lieder? Du allein.

In dir empfind‘ ich nur das Leben, Du macht die Seele aus dem Nichts, Du giebs’t mir Glaube, giebst mir Streben, trägst mich hinauf in’s Reich des Lichts.

O sage mir, mein hoher Meister, was ich dir opfernd weihen mag! Im unvermessenen Reich der Geister Zieht dir, nur dir mein Wesen nach.

Befiehl, ich gehe in’s Verderben, in Nacht und Graus und Tod hinein; Dir will ich tausend Tode sterben, Du giebst mir tausendfach Sein.

Dilia Helena

Dilia Helena (1816 – 1894) Lyrikerin der Spätromantik

Die Liebe

die singende, sich in der Luft tummelnde Lerche

Die Liebe ist

Die Liebe ist die singende, sich in der Luft tummelnde Lerche. In der Ehe muß der Vogel gebraten auf der Schüssel liegen.

Karl Julius Weber

Carl Julius Weber, 1767 – 1832, deutscher Schriftsteller, Satiriker, Philosoph.

Ich traure nicht

Ich sorge nicht, daß mein Erdenlos

Ich traure nicht

Ich traure nicht, dass schon am Ziel
mein irdisches Geschick,
dass lange Jahre Frucht zerfiel
in einem Augenblick.
Nicht, dass kein einziger wie ich
so einsam und umsät,
blass darauf, dass du weinst um mich,
der nur vorübergeht.

Edgar Allan Poe

Edgar Allan Poe (1809 – 1849) US-amerikanischer Schriftsteller, Dichter

Übertragung Hedwig Lachmann (1865 – 1918)

aus: ‚Ausgewählte Gedichte‘ von Edgar Allan Poe. Übertragung Hedwig Lachmann. Verlag des Bibliographischen Bureaus, 1891

Mondschein

Mondschein

Wie eine seltene Gegend ist dein Herz, wo Masken, die mit Bergamasken schreiten, zum Tanze spielen voll geheimen Schmerz im Truggewand, mit dem sie bunt sich kleiden.

Des gleichen in weichem Ton sie singen, wie der Liebe Sieg dem Lebensglück sich eine, so glauben doch nicht an die Freude sie und ihr Gesang fliesst hin im Mondenscheine.

Im kalten Monschein, der trübe Pracht die Vögel träumen lässt auf ihren Zweigen, um der die Wasserstrahlen weinen mocht, die schlank aus weissen Marmorschalen steigen.

Paul Verlaine

Paul Verlaine (1844 – 1896) französischer Lyriker, Dichter, Schriftsteller

Übertragung von Graf Wolf von Kalckreuth (1887 – 1906)

Gedicht aus:

‚Ausgewählte Gedichte‘, übertragen von Graf Wolf von Kalckreuth, 1906, Insel-Verlag Leibzig

Die Liebe

um so stärker ist sie

Die Liebe darf

Die Liebe darf nicht nur fleischlich sein. Je weniger fleischlich sie ist, um so stärker ist sie.

Charles Ferdinand Ramus

Charles Ferdinand Ramus, 1878 – 1947, Schweizer Schriftsteller, Lyriker, Dichter,

So mondlos die Nacht

vergeht mein Herz im Feuer

So mondlos die Nacht.
Kein Weg ihn zu sehen,
verlangen quält mich.
Mein Busen pocht, und lodernd
Vergeht mein Herz im Feuer.

Ono no Komachi

Ono-no Komachi, 825 – 900, japanische Dichterin. Zählt zu den ‚Sechs besten Waka-Dichter‘ und zu der Gruppe ‚Sechsunddreißig weiblichen Unsterblichen der Dichtkunst‘.

Gedicht übersetzt von Dr. Karl Florenz (1865 – 1939), ‚Gedichte der japanischen Literatur‘, C.F. Amelangs Verlag, Leipzig 1906. Gedicht Seite 140.

Mondnacht

haucht mit Zauberkräften

Mondnacht

Kennst du die silberne Blume, die leise duftend hängt, still an des Himmel Busen, wenn ihm die Nacht umfängt?

Die Erde sah entschlummernd, des klaren Blütenkranz, davon auf ihren Wangen, liegt weicher Widerglanz.

Siehst du der Knospen Dehnen und voll den Kelch enthüllt, ihr träumerisch Schleiern bis wiederum sie schwillt?

In ihren Dufte schwärmen, das dort nicht jedermann, sie haucht mit Zauberkräften, geheimnisvoll uns an.

Dann schießt es durch die Adern, bald feurig, bald eisig kalt, und schickt an unsere Lagen bezwingende Traumgewalt.

Und wenn du wolltest reden, die Blume, o Menschenhand, so müßest du entsagen jedwedem Erdenbrand.

Sie bleibt die silberne Blume und glüht in fremden Prodt, still in der Himmels Busen, wenn ihn umschließt die Nacht.

Luise Deusch

Klara Luise Wilhelmine Deusch (1871 – 1925) deutsche Schriftstellerin

aus: ‚Gedichte‘ . Luise Deusch. 1909, Verlag J. F. Steinkopf Verlag, Stuttgart

kurze Biografie

Mein vertrauter Traum

versteht mein rätselhaftes Wesen

Mein vertrauter Traum

Ich träumte wieder schon so oft ein Traum vor mir gestanden. Wir lieben uns, sie streicht das wirre Haar mit aus der Stirn mit Händen wunderbar.

Und sie versteht mein rätselhaftes Wesen und kann in meinen dunklen Herzen lesen. Du fragst mich ist sie blond? Ich weiß es nicht.

Doch wie ein Märchen ist ihr Angesicht. Und wie sie heißt? Ich weiß es nicht.

Doch es klingt ihr Name süß, wie wenn die Ferne singt – wie ein Name, den du Liebling heißt, und der du ferne und verloren weißt.

Und ihre Stimme Ton ist dunkelfarben wie Stimmen von Geliebten, die uns starben.

Paul Verlaine

Paul Verlaine (1844 – 1896) französischer Lyriker, Dichter, Schriftsteller

Erstveröffentlichung

aus ‚Ausgewählte Gedicht, übertragen von Graf Wolf von Kalckreuth, Verlag Pöschel & Trepte, 1906. Original im Lemerre-Verlag Paris 1866)

Ich möcht noch einmal lieben

schwärmen und glücklich sein

Ich möcht noch einmal

Ich möcht noch einmal lieben, schwärmen und glücklich sein – doch ohne Lärmen.

Heinrich Heine

Heinrich Heine (1797 – 1856), deutscher Schriftsteller, Journalist