Nichts gleicht der Süße deiner Worte

die tränenschwer ins tiefste Herz mir sinkt

Nichts gleicht der Süße deiner lieben Worte,
Die tränenschwer ins tiefste Herz mir sinkt.
Mir ist, als spränge eine ehrne Pforte,
Aus der die Lichtflut klarer Liebe dringt.

Nicht meine Kunst, die gramvoll sich verschleiert,
Nicht meine Rede, die sich unnütz müht,
Hat solche Güte zarten Worts gefeiert,
Wie aus den Zeiten deines Briefs sie blüht.

Wolf von Kalckreuth

Wolf von Kalckreuth (1887 – 1906), deutscher Dichter, Übersetzer

Liebesgedicht

Wie ich in den Hofraum trete

Liebesgedicht

Wie ich den Hofraum trete
durch das mittlere Tor,
drängt sich wiederrum das stete
blinde Weinen empor.

Vor zwei Jahren, langen Jahren,
stand ich hier zuletzt.
Blumen, die damals Blüte waren,
duften und blühen auch jetzt.

Und die Halle mit dem Dach,
grün und dunkelbraun,
und das Fenster von meinem Gemach
und den Bambuszaun;

alles nimmt sicht wie damals aus,
atmet die gleiche Ruhe.
Aber am Eingang zum inneren Haus
fehlt nun etwas: Du.

Bai Juyi 

Bai Juyi (772 – 846), chinesischer Dichter

Der Lotus

Love came to Flora asking for a flower

Sonnet - The lotus

Love came to Flower asking for a flower
That would of Flowers be undispated gienn,
The lily and the rose, long, long had been
Rivals for that high honoar. Bards of power
Had sung their claims. "The rose can never tower
Like the pale lily with her Juno mien"-
"But is the lily lovelier?" Thus beer between
Flower - factions rang the strife in Psyche's lowers.


"Give me a flower delrcious as the rose
And it ately as the lily in her pride"-
"But of what colours?" ... "Rose - red", "Love first chose,
Then prayed, - "No, lily - whtie,- or bath pride".

And Flora gave the lotun, "rose-red dyed, 
And "Lily-white, " - the queenliest flower that blows.

Tour Dutt

Toru Dutt (1856 – 1877), bengalische Dichterin, Übersetzerin, Autorin. Veröffentlichte auf englisch und französisch

Der zahme Vogel

Ihre Liebe ist heiß, voll Verlangen

Der zahme Vogel

Der zahme Vogel, war in einem Käfig, der freie Vogel war im Walde.
Als ihre Zeit gekommen war, trafen sie sich;
so wollte es das Schicksel.
Der freie Vogel ruft: "O Liebster, laß uns zum Walde fliegen:"
Der Vogel im Käfig zwitschert: "Komm her, laß uns beisammen im Käfig leben."
Sagt der freie Vogel: "Wo ist denn Platz hinter Stäben, seine Flügel zu spreiten?"

Der freie Vogel ruft: "Mein Liebling, singe die Lieder der Wälder."
Der Vogel im Käfig sagt: "Setz Die zu mir, ich will Dich unterweisen in der Sprache der Gelehrten."
Der Waldvogel ruft: "Nein, ach nein" Lieder können niemals gelehrt werden."
Der Vogel im Käfig sagt: "Weh mir, ich weiß sie nicht, die Lieder der Wälder."

Ihre Liebe ist heiß, voll Verlangen; doch können sie nie Schwinge fliegen. Durch die Stäbe des Käfigs schauen sie und sehen sich vergebens, einander zu kennen.

Sie flattern sehnsüchtig mit ihren Flügeln und singen: "Komm näher, mein Lieb!"
Der freie Vogel ruft: "Es geht nicht, ich fürchte die verschlossenen Türen des Käfigs. Der Vogel im Käfig zwitschert: "Weh, meine Flügel sind kraftlos und tot."

Rabindranath Tagore

Rabindranath Tagare ( 1861 – 1841), bengalischer Dichter, Philosoph, Musiker, Komponist, Dramatiker, Universalgelehrter, Anhänger der hinduistischen Reformbewegung Brahmo Sanaj

Licht

Licht

Licht! O, wo ist das Licht? Entzünd es am brennenden Feuer der Sehnsucht! Da ist die Lampe, doch weh, kein Flackern der Flamme - ist das dein Schicksal mein Herz!
Dann wäre dir besser bei weitem der Tod.
Elend klopft an die Tür, seine Botschaft kündet: dein Herr ist wachsam, er ruft durch das Dunkel der Nacht dich zum Stelldichein.
Der Himmel verhängen Wolken; der Regen ist endlos. Ich weiß nicht, was in mir sich regt, weiß nicht seinen Sinn.
Ein Blitzstrahl zieht tieferes Dunkel mir übers Aug, und mein Herz tastet den Pfad, auf den die Stimmen der Nacht mich rufen.
Licht! O, wo ist das Licht? Entzünd es am brennenden Feuer der Sehnsucht. Es donnert, der Wind stürzt kreischend durchs Leere. Die Nacht ist schwarz, schwarz wie ein Stein. Laß nicht die Stunden vergehen im Dunkeln. Zünde die Lampe der Liebe mit deinem Leben.

Rabindranath Tagore

Rabindranath Tagare ( 1861 – 1841), bengalischer Dichter, Philosoph, Musiker, Komponist, Dramatiker, Universalgelehrter, Anhänger der hinduistischen Reformbewegung Brahmo Sanaj

Dolcefarniente

Unter weißumblühten Bäumen

Dolcefarniente

Unter weißumblühten Bäumen
mit der holdesten der Frauen
faul und weich dahinzuträumen,
sich besonnen …
still verhauen …

Allem Birken fern und Bösen
süß zu dämmern und zu dösen,
hingedümmelt zwischen Beeten:
höchtes Glück des lang Erflehten!

Züge flitzen schneidig schneller,
wo aus Fenstern Tücher winken,
zarte Wölkchen, himmeln heller,
Vögel hüpfen, Birken blinken.

Irgendwo zu allem Schönen
hört man leis‘ Musiker tönen,
Falter fliehn in irren Tänzen …

Und wir glänzen — und wir glänzen.

Max Hermann-Neiße

Max Hermann-Neiße (1886 – 1941), deutscher Schriftsteller, romantischer Expressionist, Lyriker, Essayist, Dramatiker

Gedicht Dolcefarniente: Lieder an Leni, 29.04.1913. seine Frau Leni. / Liebesgedicht von Max Hermann-Neiße an seine Frau Leni. Er schrieb viele Gedichte an

Dein Haar hat Lieder

und sanfte Abende am Meer

Dein Haar hat Lieder, die ich liebe
und sanfte Abende am Meer-

O glückte mir dei Welt! O liebe
mein Tag nichts unselig leer!

So kann ich nichts, als matt verlegen
vetrösten oder wehe tun,
und von der wundersamsten Wegen
bleibt mir der Staub nur auf den Schuhn.

Und meine Träume sind wie Diebe,
und meine Freuden frieren sehr-
dein Haar hat Lieder, die ich liebe,
und sanfte Abende am Meer.

Max Hermann-Neiße

Max Hermann-Neiße (1886 – 1941), deutscher Schriftsteller, romantischer Expressionist, Lyriker, Essayist, Dramatiker

Liebesgedicht von Max Hermann-Neiße an seine Frau Leni

Das Band stand auf ‚Die Liste der im Nationalsozialismus verbotenen Publikationen, Autoren und Verlage (Liste der verbrannten Bücher).

An deiner Brust

Mich warf der Sturm’s empörte Welle

An deiner Brust

An Deiner Brust ist meine Stelle,
in deinen Armen mein Asyl!
Mich warf der Sturm’s empörte Welle
an dieser barg ersehnte Ziel.

Die Gabe, die du Leben zieren,
was ich besaß, mußt‘ ich verlieren,
daß du fortan mir alles sei’st.

Jetzt, da ich alles hingegeben,
wird mir’s durch dich zurückgeschenkt,
wenn unter wonnevollem Beben
dein Mund auf meine Stirn‘ sich senkt.

Betty Paoli

Betty Paoli (1814 – 1894) österreichische Lyrikerin, Journalistin, Übersetzerin, Novellistin, Essayistin, Erzieherin, Gesellschaftsdame