Liebe

gemeinsam in die gleiche Richtung blickt

Liebe besteht nicht darin, daß man einander ansieht, sondern daß man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt.

Antoine de Saint-Exupéry

Antonie de Saint-Exupéry (1900 – 1944), französischer Schriftsteller, Pilot

Die Liebe

Sie kennt nicht Tür noch Riegel

Die Liebe

Die Liebe kommet nichts;
Sie kennt nicht Tür noch Riegel
Und dringt durch alles sich;

Sie ist ohne Angebinn, Schlug ewig ihre Flügel
Und schlägt sie ewiglich.

Matthias Claudius

Liebe

Die wirkliche Liebe

Liebe

Einen Menschen zu nehmen, wie er ist, ist noch gar nichts. Dass muss man immer. Die wirkliche Liebe besteht darin, ihn auch zu wollen, wie er ist.

Alaine

Zwei

Schwarzer Schwan, und seltsam schwanken

Zwei

Drüben du, mir deine weiße
Rose übers Wasser zeigend,
Hüben ich, dir meine dunkle
Sehnsüchtig entgegen neigend.

In dem breiten Strome, der uns
Scheidet, zittern unsre blassen
Schatten, die vergebens suchen,
Sich zu finden, sich zu fassen.

Und so stehn wir, unser Stammeln
Stirbt im Wind, im Wellenrauschen,
Und wir können nichts als unsre
Stummen Sehnsuchtswinke tauschen.

Leis, gespenstig, zwischen unsern
Dunklen Ufern schwimmt ein wilder
Schwarzer Schwan, und seltsam schwanken
Unsre blassen Spiegelbilder.

Gustav Falke

Gedicht von Gustav Falke (1853 – 1916), deutscher Lyriker und Kinderbuchautor

Liebe

Was ist denn Liebe anders

Liebe

Was ist denn Liebe anders als verstehen
und sich darüber freuen,
daß ein andrer und
entgegengesetzter Weise als wir lebt,
wirkt und empfindet?
Damit die Liebe die Gegensätze
durch Freud überbrücke,
darf sie dieselben nicht aufheben,
nicht leugnen. – Sogar die Selbstliebe
enthält die unvermischbare Zweiheit
(oder Vielheit) in einer Person als Voraussetzung.

Friedrich Nietzsche

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller

Liebe

Es ist immer etwas Wahnsinn

Liebe

Es ist immer etwas Wahnsinn in der Liebe.
Es ist aber immer auch etwas Vernunft im Wahnsinn.

Friedrich Nietzsche

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller

Ungewitter

Ungewitter

Auf hohen Burgeszinnen
Der alte König stand,
Und überschaute düster
Das düster umwölkte Land.

Es zog das Ungewitter
Mit Sturmesgewalt herauf,
Er stützte seine Rechte
Auf seines Schwerdtes Knauf.

Die Linke, der entsunken
Das goldene Zepter schon,
Hielt noch auf der finstern Stirne
Die schwere goldene Kron‘.

Da zog ihn seine Buhle
Leis‘ an des Mantels Saum:
Du hast mich einst geliebet,
Du liebst mich wohl noch kaum?

Was Lieb‘ und Lust und Minne?
Laß ab, du süße Gestalt!
Das Ungewitter ziehet
Herauf mit Sturmesgewalt.

Ich bin auf Burgeszinnen
Nicht König mit Schwerdt und Kron‘,
Ich bin der empörten Zeiten
Unmächtiger, bangender Sohn.

Was Lieb‘ und Lust und Minne?
Laß ab, du süße Gestalt!
Das Ungewitter ziehet
Herauf mit Sturmesgewalt.

Adelbert von Chamisso

Louis Charles Adélaïde de Chamissot de Boncourt (1781 – 1830), deutscher Dichter und Naturforscher

Frühling

Auch die Rosen blühen röter

Frühling

Wie die Tage macht der Frühling
Auch die Nächte mit erklingen
Als ein grünes Echo kann er
Bis in meine träume dringen.

Nur noch märchensüßer flöten
Dann die Vögel, durch die Lüfte
Weht es sanfter, sehnsuchtmilder
Steigen auf die Veilchendüfte.

Auch die Rosen blühen röter,
Ein kindlicher güldne Glorie
Tragen sie, wie Englköpfchen
Auf Gemälden der Historie –

Und mir selbst ist dann als würd ich
Eine Nachtigall und sänge
Diesen Rosen meine Liebe,
Träumend sing ich Wunderklänge –

Bis mich weckt das Licht der Sonne
Oder auch das holde Lärmen
Jener andern Nachtigallen,
Die vor meinem Fenster schwärmen.

Heinrich Heine

Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), (1797 – 1856), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons

Der stummen Lieder

Die Rose, die ich für dich bewahrt

Der stummen Lieder

Es war ein zeitiger Frühlingstag
und die Erde ganz ohne Laut
und die Stille, die über den
Dingen lag,
wie ein Spinnwebgehäuse gebaut.
Aber droben die stolze Sonne
durchschifft
gleich dem singenden Schwan
das All,
und der Mond auf schwankender
Wolkendrift
sucht gestirnten Widerhall.

Wir saßen am selben Tisch und Ort
Auf der Träumenden heimlicher
Feier.
Für das, was ich fühlte, fand ich
kein Wort;
Unberührt lag dein atmender
Schleier.
Die Rose, die ich für dich bewahrt
Blieb als Knospe in meiner Hand –
Dein warmes Fühlen, so scheu
und zart,
Meiner Stummheit Antwort
nicht fand.

Begegnung und Trennung,
verschlossenes Gesicht,
Wiedersehn, bis der Reigen
zerronnen,
Und Abschied für immer,
noch fasste ich nicht
Das Unvergängliche, das ich
gewonnen.
es war ein knospender Frühlingstag
Und das Lied och ganz ohne Laut
Und das Leben, das hinter den
Dingen lag,
Wie ein Spinnwebgehäuse gebaut.

Erik Axel Karlfeldt

Erik Axel Karlfeldt (1864 – 1931), schwedischer Lyriker, Nobelpreisträger