Täubelei

Ich schaute dir in’s Auge schnell

Täubelei

Ich schaute dir ins's Auge schnell,
Du blicktest gar zu mild,
Und lieblich sah ich, klar und hell,
Darin mein eig'nes Bild.

In eine wunderbare Flut
Von Farben war's getaucht,
Von Licht und Glanz die Zauberglut
Darüber hingehaucht.

Da wurde dir das Auge freucht,
Und perlenklar und rein,
Trat eine Träne, schnell erzeugt,
Licht in das Licht hinein.

Mein Bild, als wär's mit Flut und Wind,
Es kämpfte frei und krank
Mit deiner Träne, bis es lind
In ihrem Schoß versank.

So dir im Auge, wundersam
Sah ich mich selbst entsteh'n,
Und, als die stille Träne kam,
Noch schöner mich vergeh'n.

Friedrich Hebbel

Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker, Lyriker

Entscheide dich stets für die Liebe

Wenn du dich ein für allemal dazu entschlossen hast

Entscheide dich stets für die Liebe! Wenn du dich ein für allemal dazu entschlossen hast, wirst du die ganze Welt bezwingen. Die dienende Liebe ist eine ungeheure Kraft. Sie ist die aller größte Kraft, und ihresgleichen gibt es nicht.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821 – 1881), einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller

Leider sind die russischen Webseiten zur Zeit kaum zu erreichen und sehr unsicher. Sobald sich die Lage nicht ändert, kann ich nicht das Original auf russisch auf meine Webseite zeigen.

Es ist unsere Eigenliebe

zu der uns die Liebe führt

C’est notre amour propre que l’amour nous séduit ; hé comment résister à un sentiment qui embellit à nos yeux ce que nous avons, nous rend ce que nous avons perdu et nous donne ce que nous n’avons pas.

Es ist unsere Eigenliebe, zu der uns die Liebe verführt; he, wie können wir einem Gefühl widerstehen, das in unseren Augen verschönert, was wir haben, uns zurückgibt, was wir verloren haben, und uns gibt, was wir nicht haben.

Nicolas Chamfort

Sébastien Roch Nicolas de Chamfort (1741 – 1794), französischer Dramatiker, Mitglied der Académie Française

Liebe

Love without end hath not end

Love without end hath no end ; “ meaning, that if it were begun not upon particular ends it would last.

Liebe ohne Ende hat kein Ende; „was bedeutet, dass sie, wenn sie nicht auf bestimmte Ziele hin begonnen wird, andauern wird.

Francis Bacon

Franchis Bacon, Bacon von Verulam (1561 – 1626), englischer Philosoph, Jurist, Staatsmann. Wegbereiter des Empirismus

In wessen Herzen Liebe wohnt

da spricht das ganze Benehmen es aus

In wessen Herzen Liebe wohnt, da spricht das ganze Benehmen es aus.

Fanny Tarnow

Franziska Christiane Johanna Friederike Tarnow (1779 – 1862), deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin. Pseudonyme Fanny, F.T.

An Myrtil, wenn deine Lippen mich berühren

Mein Leben hangt in einer solchen Stunde

An Myrtil, wenn deine Lippen mich berühren

Myrtil, wenn deine Lippen mich berühren,
Dann will die Lust die Seele mir entführen;
Ich fühl' ein sanftes, namenloses Beben
Den Busen heben.

Mein Auge flammt, Gluth schwebt auf meinen
Wangen;
Es schlägt mein Herz ein unbekannt Verlangen;
Mein Geist, verirrt in trunkner Lippen Stammeln,
Kann kaum sich sammeln.

Mein Leben hangt in einer solchen Stunde
An deinem süßen, rosenweichen Munde,
Und will, bey deinem trauten Armumfassen,
Mich fast verlassen.

O! daß es doch nicht außer sich kann fliehen.
Die Seele ganz in deine Seele glühen!
Daß doch die Lippen, die voll Sehnsucht brennen,
Sich müssen trennen!

Daß doch im Kuß' mein Wesen nicht zerfließet,
Wenn es so fest an deinen Mund sich schließet,
Und an dein Herz, das nimmer laut darf wagen,
Für mich zu schlagen!

Caroline Louise von Klencke

Caroline Louise von Klencke (1754 – 1802), deutsche Dichterin, Schriftstellerin

Unter Myrtenzweigen

Du blickst dein Verlangen

Unter Myrtenzweigen
Beim Rieseln der Quelle
Und der Nachtigall Lied,
Auf sanftem Rasen
Durchwirkt mit Blumen,
Im duftenden Hain,
Gebogen die Äste
Von goldener Frucht
Und silberner Blüte,
Wo ewig blau der Himmel,
Ewig lau die Lüfte
Dich umwehen –

Das Mädchen im leichten Gewand
Tanzet den bunten Reihen,
Bricht die labende Frucht,
Schöpfet vom Quell.
Am Felsen ein Hüttchen
Mit weniger Habe,
Dort ruht es die Glieder
Auf reinlichem Lager.

Du blickst dein Verlangen
Ihr tief in das Herz,
Sie hat dich verstanden,
Und teilet die Glut.
Nichts wehrt dir die Küsse
Auf Lippen und Wangen;
Lilien und Rosen,
Blüten und Knospen,
 Alles ist dein.

Leicht wie der Westwind,
Scherzend wie er,
Berührst du die Blumen,
Und fliehest vorüber,
Schonend der zarten.
Wer fürchtet da Neid?
Wen lockt der Ruhm?
Zürnet die Mutter?
Das Lächeln kann sie
Doch nicht verbergen;
Denn eigne süße Schuld
Ruft die Tochter
Zurück ihr ins Herz.

Dorothea Schlegel

Dorothea Friederike Schlegel (1764 – 1839), deutsche Schriftstellerin, Literaturkritikerin

Draußen so heller Sonnenschein

Mit lustigen Trompetenklang

Draußen so heller Sonnenschein,
Alter Mann, laß mich hinaus!
Ich kann jetzt nicht geduldig sein,
Lernen und bleiben zu Haus.

Mit lustigem Trompetenklang
Ziehet die Reuterschar dort,
Mir ist im Zimmer hier so bang,
Alter Mann, laß mich doch fort!

Er bleibt ungerührt,
Er hört mich nicht:
»Erlaubt wird, was dir gebührt,
Tust du erst deine Pflicht!«

Pflicht ist des Alten streng Gebot;
Ach, armes Kind! du kennst sie nicht,
Du fühlst nur ungerechte Not,
Und Tränen netzen dein Gesicht.

Wenn es dann längst vorüber ist,
Wonach du trugst Verlangen,
Dann gönnt man dir zu spät die Frist,
Wenn Klang und Schein vergangen!

Was du gewähnt,
Wonach dich gesehnt,
Das findest du nicht:
Doch bleibt betränt
Noch lang dein Gesicht.

Dorothea Schlegel

Dorothea Friederike Schlegel (1764 – 1839), deutsche Schriftstellerin, Literaturkritikerin

Ich bin dir nah

wie soll die Wonn‘ ich fassen

Ich bin dir nah, wie soll die Wonn' ich fassen,
Die mir aus deinen lieben Augen winkt!
Als sollt ich nimmermehr dich wieder lassen.
Wann voll Verlangen Herz an Herz nun sinkt,
So soll mein Arm den holden Leib umfassen,
Indes mein Mund der Liebe Tränen trinkt.
O Glück der Liebe, seliges Entzücken!
Geschenk der Götter, Menschen zu beglücken!

Dorothea Schlegel

Dorothea Friederike Schlegel (1764 – 1839), deutsche Schriftstellerin, Literaturkritikerin

Worte der Liebe

Wohl gibt es im Leben nicht höhere Lust

Worte der Liebe

Worte der Liebe, ihr flüstert so süß
Wie Zephyrswehen im Paradies;
Ihr klingt mir im Herzen nah und fern;
Worte der Liebe, ich trau’ euch so gern.
Streng mag die Zeit, die feindliche, walten,
Darf ich an euch nur den Glauben behalten.

Wohl gibt es im Leben kein größeres Glück
Als der Liebe Geständnis in Liebchens Blick;
Wohl gibt es im Leben nicht höhere Lust
Als Freuden der Liebe an liebender Brust.
Dem hat nie das Leben freundlich begegnet,
Den nicht die Weihe der Liebe gesegnet.

Doch der Liebe Glück, so himmlisch, so schön,
Kann nie ohne Glauben an Tugend bestehn.
Der Frauen Gemüt ist rein und zart;
Sie haben den Glauben auch treu bewahrt.
Drum traue der Liebe! Sie wird nicht lügen;
Denn das Schöne muß immer, das Wahre muß siegen!

Und flieht auch der Frühling am Leben vorbei,
So bewahrt den Glauben doch still und treu!
Er lebt, wenn hier alles vergeht und zerfällt,
Wie ein Strahl des Lichts aus der bessern Welt;
Und tritt auch die Schöpfung aus ihren Schranken,
Der Glaube an Liebe soll nimmer wanken.

Drum flüstert ihr Worte der Liebe so süß
Wie Zephirswehen im Paradies!
Drum klingt im Herzen noch nah und fern!
Drum, Worte der Liebe, drum trau’ ich euch gern.
Und wenn im Leben nichts Heiliges bliebe,
Ich will nicht verzagen, ich glaube an Liebe.

Carl Theodor Körner

Carl Theodor Körner (1791-1813) deutscher Freiheitskämpfer, Schriftsteller, Burgtheaterdichter in Wien, Verfasser patriotischer Lieder