Je größer die Liebe

desto weiter

Je größer die Liebe, desto weiter und mannigfaltiger diese ähnliche Welt.

Novalis

Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (1772 – 1801), deutscher Schriftsteller, Philosooph

Die Gnade sprach von Liebe

Die Gnade sprach von Liebe,
Die Ehre aber wacht
Und wünscht voll Lieb' der Gnade
In Ehren gute Nacht.
Die Gnade nimmt den Schlelier,
Wenn Liebe Rosen gibt,
Die ehre grüßt den Freier,
Weil sie die Gnade liebt.

Clemens von Bretano

Clemens Wenzeslaus Bretano (1778 – 1842), deutscher Schriftsteller

Liebe ist der Sinn füreinander

Genuß kann den Sinn beleben

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Das Erste in der Liebe ist der Sinn füreinander, und das Höchste, der Glauben aneinander. Hingebung ist der Ausdruck des Glaubens, und Genuß kann den Sinn beleben und schärfen, wenn auch nicht hervor bringen, wie die gemeine Meinung ist. Darum kann die Sinnlichkeit schlechte Menschen auf eine kurze Zeit täuschen, als könnten sie sich lieben.

Friedrich Schlegel  

Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel (1772 – 1829), deutscher Schriftsteller, Literatur- und Kunstkritiker, Kulturphilosoph, Altphilologe, Platoniker

Seit ich ihn gesehen

Sonst ist licht – und farblos

Seit ich ihn gesehen,
glaub’ ich blind zu sein;
wo ich hin nur blicke,
seh’ ich ihn allein;
wie im wachen Träume
schwebt sein Bild mir vor,
taucht aus tiefstem Dunkel
heller nur empor.

Sonst ist licht- und farblos
alles um mich her,
nach der Schwestern Spiele
nicht begehr’ ich mehr,
möchte lieber weinen
still im Kämmerlein;
seit ich ihn gesehen,
glaub’ ich blind zu sein. 


Adelbert von Chamisso (1830)

Louis Charles Adélaïde de Chamissot de Boncourt (1781 – 1838), deutscher Dichter und Naturforscher

An meinem Herzen, an meiner Brust

Du meine Wonne, du meine Lust

An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!
Das Glück ist die Liebe, die Lieb ist das Glück,
Ich hab's gesagt und nehm's nicht zurück.
Hab überschwenglich mich geschätzt
Bin überglücklich aber jetzt.

Nur die da säugt, nur die da liebt
Das Kind, dem sie die Nahrung gibt;
Nur eine Mutter weiß allein
Was lieben heißt und glücklich sein.

O, wie bedaur' ich doch den Mann,
Der Mutterglück nicht fühlen kann!
Du lieber, lieber Engel, du
Du schauest mich an und lächelst dazu!

An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!


Adelbert von Chamisso (1830)

Louis Charles Adélaïde de Chamissot de Boncourt (1781 – 1838), deutscher Dichter und Naturforscher

Das Lied im Herzen

In meinem Herzen wohnt ein LIed

Das Lied im Herzen

In meinem Herzen wohnt ein Lied,
Das brächt ich gern heraus;
Es neckt und nagt und drückt und zieht,
Und wähnt zu sein ein freies Lied,
Und bleibt doch stets zu Hauf'!

Und lausch' ich ihm, so kommt mir's vor,
Als säng's mit leisem Ton
Den Grazien, den Musenchor,
Und dem Apollo selbst in's Ohr,
Der holden Liebe hohn.

Die holde Liebe leckte mich
In ihrem Myrrthenhain,
Und lie´darin den Mann, - der sich
In ihr geheimstes Läubchen schlich,
Und mich, - nicht glücklich sehn!

J. W. L. Gleim

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) deutscher Dichter, Sekretär, Fabeldichter, Schriftsteller, Aufklärer

An Doris

Zwei schöne Tage sind verloren

An Doris

Zwei schöne Tage sind verloren,
Ich sah' an ihnen Doris nicht!
Ich sah' in ihrer Pracht Auroren,
In ihrer Schönheit sah' ich Floren,
Sah Luna's sanftes Silberlicht,
Doch meine Doris sah' ich nicht;
Zwei schöne Tage sind verloren!

Ach hätt' ich doch die Tage wieder,
Wie schöner noch mit ihr, mit ihr!
Mit ihr säng' ich Autoren Lieder,
Die Grazien und ihre Brüder,
Die Liebesgötter alle hier,
Umarmen sie und dienten ihr!
Ach, hätt ich doch die Tage wieder!

J. W. L. Gleim

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) deutscher Dichter, Sekretär, Fabeldichter, Schriftsteller, Aufklärer

Die Rose

Mein erster Kuss und diese Rose, schön

Die Rose

Wenn meine Doris diese Rose nimmt,
Die in der liebe Feuerfarbe glimmt,
Dann hoff' ich wird sie sich bequemen,
Den ersten Kuss von mir zu nehmen.

Mein erster Kuss und diese Rose, schön,
Wie Doris, mögen dann zusammen gehen,
Wie zwei vertraute gute Seelen,
Und ihrer Liebe mich empfehlen!

J. W. L. Gleim

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) deutscher Dichter, Sekretär, Fabeldichter, Schriftsteller, Aufklärer

Dämmerstunde

Im Nebenzimmer saßen ich und du

Dämmerstunde

Im Nebenzimmer saßen ich und du;
Die Abendsonne fiel durch die Gardinen,
Die fleißigen Hände fügten sich der Ruh,
Von rotem Licht war deine Stirn beschienen.

Wir schwiegen beid'' ich mußte mir kein Wort.
Das in der Stunde Zauber mochte taugen;
Nur nebenan die Alten schwatzten fort -
Du sahst mich an mit deinen Märchenaugen.

Theodor Storm

Hans Theodor Woldsen Storm (1817 – 1888), deutscher Jurist, Dichter und Novellist

Der beste Liebesbrief

Hasche dir den Schmetterling

Der beste Liebesbrief

Hat sie's dir denn angethan
Im Vorüberschweben,
So verfolge rasch die Bahn
Zu dem neuen Leben.

Hasche dir den Schmetterling
Auf dem Rosenhügel,
Nimm ihm mit dem blauen Ring
Seinen weißen Flügel;

Borge von der Biene dann
Dir den Honigrüssel,
Der zum Griffel dienen kann,
Wie zum Blumenschlüssel;

Laß das Blatt nun ohne Scheu
Durch die Lüfte schnellen:
Ist dir Amor hold und treu,
Wird's der Wind bestellen.

Friedrich Hebbel

Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker, Lyriker