Wenn wir lieben

erscheine wir uns selbst ganz anders

Wenn wir lieben, erscheine wir uns selbst ganz anders, als wir früher gewesen.

Blaise Pascal

Blaise Pascal (1623 – 1662), französischer Erfinder, Schriftsteller, Physiker, christlicher Philosoph

„Pascal’s Gedanken über die Religion“ Eine historische und religonsphilosophische Untersuchung von Dr. Joh. Georg Drehdorff. Verlag: Verlag von Hirzel, Leipzir, 1875

Mariannen Schönheit

Weg mit Venus mit Helenen

XIII.
Mariannen Schönheit

Weg mit Venus/ mit Helenen
Und mit Tausend andern Schönen/
Die so groß beruffen seyn/
Und wovon so viel zu lesen.
Was sie alle sind gewesen/
Das ist Mariann/ allein.

2.
Weg Apelles/ weg Thimantes/
Ihr beraubt euch des Verstandes
Uber dieser grossen Zier.
Venus die ist leicht zu mahlen/
Mariannen blitz- und strahlen
Mahlet uns kein Pinsel für.

3.
Weg jhr müsset schleunig wandern/
So jhr nicht mit den Salmandern
Und mit mir zur Flammen taugt.
Flieht vor Mariannen blitzen/
Sie wird den durchaus erhitzen
Den sie nur einmahl beaugt.

4.
Weg/ verbleibt/ ein Mensch kan irren/
Liebe kan den Kopff verwirren.
Weil sie mir so hoch beliebt/
Lieb ich sie vor andern allen/
Sie mag dem wol mißgefallen
Der sein Hertz auff andre giebt.

5.
Und das ist all mein Verlangen
So werd' ich allein umbfangen/
Wann sie niemand liebt als ich.
Aber ach so schöne Gaben/
Sollen die nicht Freyer haben?
Freylich mehr als eben mich.

6.
Sa! So ich nicht mehr erlange/
Wann ich nur so viel empfange/
Das des danckens würdig ist.
Er hat grosse Gnad' empfangen/
Der die Lippen oder Wangen
Einer solchen Göttin küsst.

Georg Greiflinger

Georg Greiflinger (1620 – 1677), deutscher Dichter, Zeitchronist, Zeitungsredakteur. Pseudonym Celadon, Seladon

Si e no

JO was Flammen kriegt ich da

VIII.

Si e no.

Ist es dir noch wol gedacht/
O du weist es sondern Zweiffel/
Isabella falscher Teuffel/
Was du hast für Wort gemacht/
Als ich fragte: bist du mein?
Soll ich dein Geliebter seyn?

2.
Ja/ sprach dein verlogner Mund/
Ja sprach dein verfälschtes Hertze/
Es befahl mich aller Schmertze/
Ja ich wil nicht mehr gesund/
Ja ich wil nicht ehrlich seyn/
Bin ich/ Celadon/ nicht dein.

3.
O was Flammen kriegt ich da/
Wasser/ Wasser/ Eyer/ Eyer!
Was war ich voll Liebes Feuer
Uber diß vermumte Ja.
Troja brennte nicht so sehr
Meine Liebe noch viel mehr.

4.
Aber wie ist nun mein Hertz/
Nun du Nein/ ich wil nicht/ sagest/
Nu du nach Hans (van) Tasten fragest?
Wie ein ausgeleschte Kertz
Es kan mier nichts kühlers seyn
Als dein freygesprochen Nein.

5.
Soll ich darumb traurig seyn/
Daß du mier dein Ja verkehrest
Und mich nicht wie vormahls hörest:
Nein/ du bist ja nicht allein/
Deines gleichen sind so viel
Als ein Landsknecht haben will.


Georg Greiflinger

Georg Greiflinger (1620 – 1677), deutscher Dichter, Zeitchronist, Zeitungsredakteur. Pseudonym Celadon, Seladon.

Das Herz

Das Herz hat seine Gründe

Das Herz hat seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt; man fühlt es auf tausenderlei Weise.

Blaise Pascal

Blaise Pascal (1623 – 1662), französischer Erfinder, Schriftsteller, Physiker, christlicher Philosoph

„Pascal’s Gedanken über die Religion“ Eine historische und religonsphilosophische Untersuchung von Dr. Joh. Georg Drehdorff. Verlag: Verlag von Hirzel, Leipzir, 1875

Lehnt nicht dort die einst Geliebte?

Ach, die holden Züge seh’n

Lehnt nicht dort die einst Geliebte?


Lehnt nicht dort die einst Geliebte?
Vor so heitre, nun Getrübte - - -
Ach, die holden Züge seh'n!
Ja, sie ist noch immer schöne!
Wird dir doch so alt, so eigen!
Fühlst - wie einst - die Brust dir steigen -
Und du liebst sie doch nicht mehr!
Herz, o Herz, wer kennt dich? Wer!

Christian Friedrich Hebbel

Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker, Lyriker

Der Sonne schau‘ am Morgen, schau‘ am Abend!

Belohnt durch leben

Der Sonne schau' am Morgen, schau' am Abend!

Zur Sonne schau' am Morgen, schau' am Abend!
Die Sonne kennt dich nicht, sie sieht dich nicht.
Und tut dir doch so wohl und will dir wohltun.
Sie wirft mir ungeheuer Kraft hinaus
Ins Blaue! Tut sie Gutes nur ins Blaue?
Sie trifft! Sie wächst in Menschen und in Blumen
Und Blüten bis in tiefsten Meeresgrund,
Und nicht ein Strahl geht irgendwo verloren!
Und mußt du kennen, wem du wohltun sollst?
Den Fremden, Fernen weigerst du die Liebe?
Den spätern Menschen und den spätern Blumen?
Und kennst du wirklich auch den Menschen so,
Der vor dir steht? Und wär' er kein Geheimnis,
Er würd' es dir. Denn bist du ganz erfüllt
Für ihn von Lie' und Güte, glaube nur,
Dann siehst du ihn nicht, wie die Sonne dich nicht,
Vor himmelischwarmer Glut und reinem Licht,
Bedarfst du sein nur freudig: daß er sei!
Die Rose ist für ihren Duft schön herrlich
Belohnet durch ihren Düften; und die Sonne
Für ihr Erleuchten durch das Licht! Der Mensch
Ist für das Lieben durch die Liebe reich
Belohnt, der Mensch ist für das Leben voll
Belohnt durch leben. Lerne das am Himmel!
Und lerne das auf Erden, selbst vom tun!
Darum unterscheide keinen, der da lebt!
Nicht den, der deinen Feind sich nennt, noch Freund;
Drum unterscheide nichts, was lebt; die Frucht nicht
Vom Baume, noch den Hirten von der Herde,
Das Lamm vom Grafe nicht, das Gras vom Tau,
Den Tau von seinem Glanz und Schein. Steh' mitten
Im All der Liebe! lebe, liebe nur!

Der Sonne schau' am Morgen, schau' am Abend!

Christian Friedrich Hebbel

Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker, Lyriker