Wir lieben das Leben

Es ist immer etwas Wahnsinn in der LIebe

Es ist wahr: Wir leiben das Leben, nicht, weil wir ans Leben, sondern ans Lieben gewöhnt sind. Es ist immer etwas Wahnsinn in der Liebe. Es ist aber auch immer etwas Verstand im Wahnsinn.

Friedrich Nietzsche

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller

Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen, 1883 – 1885. (!. vollständige Ausgabe aller Teile 1892). Erster Teil. Reden Zarathustras, 1883. Vom Lesen und Schreiben

Ich habe dich geliebt

Und fiele die Welt zusammen

Ich habe dich geliebet
und liebe dich noch!
Und fiele die Welt zusammen,
aus ihren Trümmern
stiegen doch 
hervor meiner Liebe Flammen.

Heinrich Heine

Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), (1797 – 1856), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons

Francisa

Denn gleich wie die Knospe der Blume

 Francisca

Francisca, mein reizender Falter,
Hätt'st du nicht zu eng für dein Alter
Den keimenden Busen geschnürt,
Dann klafften wohl nicht die Gewänder,
Sobald ich nur eben die Bänder
Mit harmlosem Finger berührt.

Nun wehr auch nicht meinem Entzücken,
Als Erster die Küsse zu pflücken
Der zarten, jungfräulichen Haut.
Mich blendet die schneeige Weiße,
Solang' ich das Fleisch nicht, das heiße,
Mit bebenden Lippen betaut.

Denn gleich wie die Knospe der Blume
Nichts ahnt von der Pracht und dem Ruhme
Der Rose am üppigen Strauch,
So seh' ich bescheiden erst schwellen
Die keuschen, die kindlichen Wellen,
Umweht von berauschendem Hauch.

O glaub mir, die Monde entfliehen,
Die Rosen verwelken, verblühen
Und fallen dem Winter zum Raub.
Es kommen und gehen die Jahre,
Man legt deinen Leib auf die Bahre
Und alles wird Moder und Staub.

Frank Wedekind

Benjamin Franklin Wedekind (1864 – 1918), deutscher Dichter, Dramatiker, Schauspieler

Schaut in euer Herz

das kein Feuer verbrennen und kein Meer ertränken kann

Schaut in euer Herz, und ihr werdet erfahren, dass in euch etwas lebt, das kein Feuer verbrennen und kein Meer ertränken kann.

Uesugi Kenshin 上杉 謙信

Nagao Kagetora 長尾 景虎, später bekannt als Uesugi Kenshin (1530 – 1578), japanischer Daimyō (Fürst) der japanischen Sengoku-Zeit

Sieg der Liebe

Wie Rosen verblühn

Sieg der Liebe

De Voltaire
- Malheureux! qui n'en parle, qu'en Vers

Ich fühl in der Brust
Die zärtlichsten Triebe,
Den Ursprung der Lust,
Die göttliche Liebe.

Schon siegt der Affect!
Entzückende Schmerzen,
In Freude versteckt,
Erwachen im Herzen.

Es tobt in der Brust,
Bey Seufzern und Thränen,
Ein Vorwitz zur Lust,
Ein treibendes Sehnen.

So oft ich dem Witz
Zu lächeln befehle;
Durchdonnert der Blitz
Von Schrecken die Seele.

Wie Rosen verblühn,
So schwinden die Kräfte:
Wie Wetter aufziehn,
So schleichen die Säfte.

Doch, dennoch entreißt
Kein Zufall, kein Leiden,
Dem muthigen Geist
Die seligen Freuden.

Verzweiflung bedroht
Die Hoffnung vergebens:
Ich wünsche den Tod,
Zur Rettung des Lebens.

O glücklicher Krieg!
O fröhliche Stunden!
Ich habe den Sieg
Der Liebe empfunden.

Johanne Charlotte Unzer

Johanna Charlotte Unzer-Ziegleroder (1725 – 1782), deutsche Dichterin, Philosophin, Schriftstellerin

Abschied

Wie die Sonn‘ aus Abendgolde

Abschied

Bange Ahnungsschauer beben
Durch mein Herz, mit finstrer Macht;
Diesmal, mein geliebtes Leben,
Kehrst Du nicht mir aus der Schlacht!
Ach, der Geist des Todes wehte
Durch den nächtlich stillen Hain! -
Blutig wird die Lagerstätte
Meines tapfern Helden sein!

Doch ich will nicht ab Dich mahnen,
Sohn der Ehre, die Dich ruft!
Geh' zu Deinen heil'gen Fahnen!
Steige glorreich in die Gruft!
Geh den Pfad im Waffenschalle!
Doch Du gehst ihn nicht allein;
Wie das dunkle Loos Dir falle,
Wiss', es wird auch meines sein!

Geh, Geliebter! Ich verschließe
Meine Klagen in mein Herz.
Dein geliebtes Bild versüße
Mir der langen Trennung Schmerz!
Könnt', o könnt' ich Dich begleiten,
Mit Dir theilen Freud' und Noth!
Könnt' ich siegend mit Dir streiten,
Mit Dir sterben süßen Tod!

Ach, umsonst! in öder Ferne
Hält mich herrschend das Geschick,
Nur vom blassen Glanz der Sterne
Fällt Dein liebes Bild zurück. -
Aber wenn mit düsterm Flügel
Dich des Todes Nacht umwallt,
Dann erscheine mir am Hügel
Deine holde Lichtgestalt!

Wie die Sonn' aus Abendgolde
Scheidend lächelt, steig' empor!
Dann entzücke diese holde
Stimme noch einmal mein Ohr!
Senke Nacht sich trüb' und trüber;
Froh an Deiner lieben Hand,
Engel, schweb' ich dann hinüber
In Dein seelig Vaterland

Louise Brachmann

Karoline Louise Brachmann (1777 – 1822), deutsche Dichter, Schriftstellerin. Pseudonyme: Klarfeld, Louise B. Sternheim.

Die liebenden im Garten

Zephir streute Rosenblüten

Die liebenden im Garten

Durch den Garten irrt' ich sinnend,
Durch der Blumen bunte Pracht;
Sanfter Schimmer floß verrinnend
Durch des Laubenganges Nacht.

Und der Blumen farbig Feuer
Prangte reizend um mich her.
Leuchtend hob aus dunkelm Schleier
Sich die Rose, Düfte-schwer.

Und die Feuerlilien glühten
Flammenähnlich in den Kreis,
Und die Purpur-Nelken blühten
Bei der Lilie zartem Weiß.

Doch mich Armen mochte nimmer
Blumenduft und Reiz erfreun;
Ach, an Siddys Augenschimmer
Hing mein schmachtend Herz allein.

Und es weht ein ahnend Zittern
Wie von Götternäh' mich an;
Und der Laube trauten Gittern
Wagt' ich leise mich zu nahn.

Aber dichte Zweige woben
Von Syringen und Jasmin
Sich von unten bis nach oben,
Ganz sie hüllend in ihr Grün.

Ich zerriß den Flor von Zweigen,
Trat in ihren Tempel nun; -
Götter! und in heil'gen Schweigen
Sah ich Siddy schlummernd ruhn!

In der Locken seidnen Hülle,
Ihrer Anmuth unbewußt,
Ruhte sie in sichrer Stille,
Hob sich sanft die reine Brust.

Zephir stritt sich voll Entzücken
Mit dem rothen Abendschein,
Wer sie schöner möge schmücken,
Treuer sich der Holden weihn?

Säuselnd drang er durch die Aeste
In den Tempel, still und dicht;
Doch der Oeffnung von dem Weste
Folgte schnell das Abendlicht.

Zephir streute Rosenblüthe,
Hüllte ganz in Duft sie ein;
Doch der Abendstrahl umglühte
Sie mit lichtem Heil'genschein.

Vor der schönen Heil'gen nieder
Sank ich schweigend auf die Knie;
Und die holden Augenlieder,
O, wie süß erhob sie sie!

Und es klang vom zarten Munde:
Treuer, ja, auf ewig Dein!
Zeugen nur der heil'gen Stunde
Waren West und Abendschein.

Louise Brachmann

Karoline Louise Brachmann (1777 – 1822), deutsche Dichter, Schriftstellerin. Pseudonyme: Klarfeld, Louise B. Sternheim.

Liebesglück

Liebesglück

Stille selige Stunden,
Wo uns die Liebe beglückt!
Wo dein Arm mich umwunden,
Hold mir dein Auge geblickt.
 	

Sterne glaubt' ich zu sehen,
Ach, in dem reizenden Schein!
Strahlend von himmlischen Höhen
Licht in das Herz hinein.
 
	
Licht wohl, doch heimliches Bangen
Auch mit dem Schimmer zugleich;
Sehnendes, tiefes Verlangen,
Schlummer, von Träumen so reich!

Louise Brachmann

Karoline Louise Brachmann (1777 – 1822), deutsche Dichter, Schriftstellerin. Pseudonyme: Klarfeld, Louise B. Sternheim.

An den Mond

Siehe! der hohe Sirius

An den Mond


Kaum öffnet die Nacht ihre Hallen;
Purpurn weilt noch
Der Abschied des Abends an ihrer Schwelle;
Die Nachtigall
Beginnt ihr Lied noch nicht
Und das Käuzlein lauschet in seiner Höhle.

Was siehest du so verwundernd
In mein ödes Zimmer? -
Überschaue die Wege
Deiner glänzenden Gefährten
Und staune! -

Siehe! der hohe Sirius
Ist kaum am Hügel erwacht,
Und der Stern der Liebe
Glänzt noch in junger Schöne. -
Der Adler beschließt erst seinen Strahlenflug,
Und du wandelst die ersten Schritte
Auf der nächtlichen Bahn.

Dennoch – o Artemis,
Findest du mein Zimmer einsam! -
Er – o verbergt euch, ihr Sterne!
Und du Leuchtende! -
Er – der die Morgenröte schalt,
Wenn sie unsren Küssen lauschte
In der nächtlichen Laube; -
Der noch wachte in glühender Liebe,
Wenn ihr eure Kammern schlosset: -

Er schläft schon! -
Er schläft -
Und die Nacht ringt noch
Mit der Dämmerung
Um euren Schleier.
Er schläft -
Und die Stille herrschet noch nicht.

Losgewunden
Vom Kummer der Liebe
Und ihrem belebenden Entzücken
Umschweben ihn Träume des Friedens
Und der stillen Ruhe,
Die so gern
Die Herzen der Unempfindlichen beglückt. -

Er schläft
Und denkt meiner nicht mehr
In seinen süßen Träumen.
Ach, meine Tränen
Stören seine Ruhe nicht. -

Mond! und ihr prangenden Sterne!
Geht in eure Kammern
Auf ewig.
Nacht! tritt auf immer
Aus deiner schwarzen Halle
Und du, Morgenröte!
Lausche nie wieder
Den Küssen der Liebe.

Er schläft -
Und meine Tränen
Stören seine Ruhe nicht.

Sophie Albrecht

Johanna Sophie Dorothea Albrecht (1757 – 1840), deutsche Dichterin, Schriftstellerin, Schauspielerin

Die Veilchen

So wie ihr blüht, ihr treuen Veilchen

Die Veilchen 

So wie ihr blüht, ihr treuen Veilchen,
Süß duftend, still, ein kurzes Weilchen,
War das, was mir sein Lieben gab;
Bald ward von einer Anderen Küssen
Der Ungetreue mir entrissen;
Bald blühet, Veilchen, um mein Grab!

Sophie Albrecht

Johanna Sophie Dorothea Albrecht (1757 – 1840), deutsche Dichterin, Schriftstellerin, Schauspielerin