Fröhliche Menschen sind nicht bloß glückliche, sondern auch in der Regel gute, wohlwollende Menschen ohne Neid und Grämelei, ohne Klatscherei und Verleumdung, die recht gerne so weit möglich den Bösen aus dem Wege gehen.
Karl Julius Weber
Carl Julius Weber, 1767 – 1832, deutscher Schriftsteller, Satiriker, Philosoph.
„Demokritos oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen“. von Carl Julis Weber. Stuttgart, Scheible, Rieger & Sattler. 1848
Das graue Lied
Warum wird mir so dumpf und düster doch,
So matt und trüb um die beengte Seele,
Wenn ich an einem grauen Nachmittag
An meinen Büchern mich vergeblich quäle, –
Wenn wie ein aschenfarbiges Gewand
Der Himmel hängt ob den verschlafnen Auen
Und weit und breit von dem geliebten Blau
Nicht eine Spur das Auge kann erschauen?
Ein Geiglein tönt aus einem fernen Haus,
Man hört es kaum, gefühlvoll thät' es gerne,
Gezognem Weinen eines Kindes gleich
Mit dünnem Klang langweilig in die Ferne.
Kein Lüftchen geht, kein Grün bedeckt die Flur,
Der Lenz ist da, doch will's ihm nicht gelingen,
Die alten Streifen winterlichen Schnee's
In Wald und Graben endlich zu bezwingen.
So öd und still! Das schwarze Vöglein nur,
Das frierend sitzt auf jenes Daches Fahnen,
Zieht langgedehnten traur'gen Laut hervor,
Als wollt' es an ein nahes Unglück mahnen.
Ich weiß es wohl, solch grauer Nachmittag
Ist all mein Wesen, all mein Thun und Treiben.
Nicht Wehmuth ist's, nicht Schmerz und auch
nicht Lust,
Das Wort spricht's nicht, die Feder kann's nicht schreiben.
Mir ist, als war' ich selber Grau in Grau,
Zu viel der Farbe scheint mir selbst das Klagen,
Ob Leben Nichts, ob Leben Etwas ist,
Wie sehr ich sinne, weiß ich nicht zu sagen.
Friedrich Theodor Vicher
Friedrich Theodor Vicher (1807 – 1887), deutscher Philosoph, Dichter, Schriftsteller
aus: „Lyrische Gänge“ von Friedrich Theodor Vicher. Verlag: Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt, 1882. Jugendjahre, Seite 7 – 8
CANTATA
ARIA.
Hoffe nur, geplagtes Herze!
Daß der Himmel nach dem Schmerze
Dich auch einst erfreuen kan.
Weg mit ängstlichen Geberden!
Hoffe nur und stelle dir
Gottes treue Sorgfalt für,
Diese wird ja wohl an mir
Nicht erst zum Tyrannen werden.
Wen heut das Glück verfolgt, den lacht es morgen an. Da Capo.
Die Hoffnung hält mich nur, sonst läg ich wirklich schon,
Ihr angenehmer Thon
Verstopft mein Ohr von jener ungereimten Melodie,
Mit der die schwermendlauten Grillen
Bey der verdrüßlichen Melancholie
So Kopf als Herze füllen.
Gesetzt mein Glücke wankt, gesetzt auch, daß es fällt,
Die Hoffnung, die mich stets mit starken Armen hält,
Entreist mich der Gefahr,
Von der ich ohne sie unmöglich zu befreyen war.
Ach! Hoffnung! ach! du läßt mich sicher stehen,
Wenn andre neben mir in der Verzweiflung untergehen.
ARIA.
Nehmt die Messer statt des Bogens,
Fiedelt euch selber die Kählen entzwey!
Der Satan giebt den Tackt, wenn die Verzweiflung musiciret,
Die nebst der Melodie das Leben rächelnde verliehret.
Ach! geigt so schön ihr wollt! ich tret euch niemahls bey,
Nehmt die Messer statt des Bogens,
Fiedelt euch selbst die Kählen entzwey!
Die Hoffnung spielt auf einem andern Thone,
Drum kriegt sie auch den Segen ganz gewiß zum Lohne.
Denn wer nur warten kan,
Trifft endlich sein Vergnügen an.
Die Ungeduld meynt zwar das Glücke zeitig zu ereilen,
Allein sie pfleget es nur desto länger zu verweilen.
ARIA.
Das Glücke kommt selten per posta, zu Pferde,
Es geht zu Fusse Schritt vor Schritt.
Sein Eigensinn ist nicht zu zwingen,Man mag auch noch so sehr nach seiner Ankunft ringen,
Es ändert darum nicht den langsamfortgesetzten Tritt.
Das Glücke kommt selten per posta, zu Pferde,
Es geht zu Fusse Schritt vor Schritt.
Was will ich mich vergebens grämen?
Gibt mir der Himmel nichts, so kan ich ihm nichts nehmen.
Verhängniß! ach! ich schreibe dir
Nichts für.
Vergnüge mich, wie, wenn und wo es dir gefällt!
Mein Wohlseyn bleibt in deine freye Wahl gestellt.
ARIA.
Mein Glücke nimmt sich Zeit. Ich laß es mir gefallen.
Es kommt nun wenn es kommt, so nehm ichs freudig an.
Kommt es nicht heute, so kommt es doch morgen.
Der Himmel wird mich doch versorgen,
Er weiß schon, daß ich warten kan.
Mein Glücke nimmt sich Zeit. Ich laß es mir gefallen.
Es kommt nun wenn es kommt, so nehm ichs freudig an.
Daniel Stopp
Daniel Stoppe (1697-1747), deutscher Schullehrer, Dichter, Schriftsteller
„Der Parnaß im Sättler, Oder Scherz- und Ernsthafte Gedichte“ des Herrn Daniel Stoppens, aus Hirschberg in Schlesien. Mitgliedes der Deutschen Gesellschaft in Leipzig. Frankfurt und Leipzig, Verleges Gottlieb Siegert, Buchhandlung in Hirschberg, 1735. Glückwünschungs-Gedichte. Cantata, Aria: Seite 84 – 86
Es sollen einmal andere besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind.
Alfred Delp
Alfred Friedrich Delp (1907 – 1945, ermordet in Berlin-Plötzensee), deutscher Jesuit
Text auf der „Gedenktafel Pater Alfred Delp“ an seinen Geburtshaus in Mannheim. Text hat er nach dem Todesurteil, Januar 1945, (Hinrichtung Februar 1945)geschrieben.
Ist, beim Himmel, nicht wenig, ist des Schweißes der Edlen wert.
Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 – 1803), deutscher Dichter, Epiker
„Friedrich Gottlieb Kopstock, Gechichte seines Lebens und seiner Schriften“ von Franz Muncker (1855 – 1926). Verlag: Göschen, Stuttgart, 1893. Drittes Buch, Erstes Kapitel, Seite 4
Wer die goldene Mitte liebt, der braucht nicht in schmutziger Hütte zu wohnen, noch in fürstlichem Prunkpalaste andern zum Neide.
Francesco Petrarca
Francesco Petrarca (1304 – 1374), italienischer Dichter, Geschichtsschreiber
aus: „Brief an die Nachwelt – Gespräche über die Weltverachtung“. Francesco Petrarca. Büchlein von seiner und vieler Leute Unwissenheit. 1910. Verlag:Jena, Dietrichs. Seite 67