Hoffnung

So lang‘ auch hoffe noch

Hoffnung

Verzehre dich ein Gram, so hebe seine
Ursache erst, dann wird dein Gram verschwinden.
Vergangenes nur läßt seine Hülle zu.
Dem gegenwärt'gen Übel gibt es immer
Noch einen Arzt; darum so lang' du leidest,
So lang' auch hoffe noch! Das größte Glück
Der Sterblichen bleibt immer Hoffnung, Hoffnung!

Leopold Schefer

Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker, Lyriker

Pforte der Hoffnung

Jedes Jahr fing daher gewöhnlich mit Pracht an

Jedes Jahrhundert fing daher gewöhnlich mit Pracht an. Man wollte seinen Einzug mit etwas Neuem und Großem bezeichnen; man schmückte sie schön aus, die Pforte der Hoffnung.

Johann Gottfried Herder

Johann Gottfried Herder (1744 – 1803), deutscher Übersetzer, Dichter, Schriftsteller, Theologe, Philosoph, Denker

An*

sanftes Herz, das mein gedacht

Ach, wie ist´s möglich dann,
Daß ich dich lassen kann!
Hab dich so herzlich lieb,
Das glaube mir!
Du hast das Herze mein
Ganz mir genommen ein,
Daß ich kein andre lieb,
Als dich allein!

Blau blüht ein Blümelein,
Das heißt Vergiß nicht mein,
Das Blümelein leg ans Herz,
Und denk an mich!
Stirbt Blum´ und Hoffnung gleich,
Wir sind an Liebe reich,
Denn die stirbt nicht bei mir,
Das glaube mir!

Wär´ ich ein Vögelein,
Bald wollt´ ich bei dir sein,
Scheut´ Falk´ und Habicht nicht,
Flög´ schnell zu dir.
Schöß mich ein Jäger tot,
Fiel´ ich in deinen Schoß,
Sähst du mich traurig an,
Gern stürb´ ich dann! 

Helmina von Chézy

Wilhelmine Christiane de Chézy (1783 – 1856), deutsche Dichterin, Schriftstellerin, Journalistin, Librettistin

Freund

wem ich vertraue, erreiche ich mein Ziel

Wenn ich fürchte, wem ich vertraue, erreiche ich mein Ziel, aber wenn ich vertraue, ohne Furcht, verliere ich meinen Freund; Viel besser ist der Zweifel, der mir Frieden, als alle Glaubensrichtungen, die im Höllenfeuer enden können.

Abdul al-Maharri

Abdul al-Maharri (Abulola Moarrensis) (973 – 1057), arabischer Philosoph, Dichter

Herbsttag

Der Sommer war sehr groß

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. 

Rainer Maria Rilke 

Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) österreichischer Lyriker deutscher und französischer Sprache

Hoffnung

Hoffnung

Man darf das Schiff nicht an einen einzigen Anker und das Leben nicht an eine einzige Hoffnung binden.

Epiktet

Epiktet (um 50 – 138 n. Chr.) griechischer Stoiker und Philosoph. Gründer einer Philosophenschule der Stoa

Frühling, Frühling!

dem Zauber, der schon im Worte liegt

Frühling, Frühling!

Frühling, Frühling! Welche Zunge vermöchte ihn auszusagen, dem Zauber, der schon im Worte liegt und das Herz schlagen läßt voll süßer Sehnsucht und seelige Hoffnung.

Sophie Alberti

Sophie Alberti (1826 – 1892) Deutsche Schriftstellerin, Dichterin, Erzählerin, Kinderbuchautorin, Übersetzerin

aus: ‚Ein Sohn des Südens‘ Roman, 1859. Berlin, Verlag H.W. Müller, Berlin. Veröffentlichung unter ihrem Pseudonym Sophie Verena