Die Vögel

Wie lieblich und fröhlich

Die Vögel

Wie lieblich und fröhlich,
Zu schweben, zu singen;
Von glänzender Höhe
Zur Erde zu blicken!

Die Menschen sind töricht,
Sie können nicht fliegen;
Sie jammern in Nöten,
Wir flattern gen Himmel.

Der Jäger will töten,
Dem Früchte wir pickten;
Wir müssen ihn höhnen,
Und Beute gewinnen.

Friedrich Schlegel 

Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel (1772 – 1829), deutscher Schriftsteller, Literatur- und Kunstkritiker, Kulturphilosoph, Altphilologe, Platoniker

Nicht der Hochmut

Lehren Tugend

Nicht der Hochmut, nicht die Eigenliebe,
Nein, vom Himmel eingepflanzte Triebe
Lehren Tugend, und daß ihre Korne
Selbst sie belohne.

Albrecht von Haller

Albrecht Viktor Haller (1708 – 1777), Schweizer Mediziner, Anantom, Naturforscher, Enzyklopädist, Dichter, Bibliograf

Im Herbste

Seid gegrüßt mit Frühlingswonne

Im Hebste

Seid gegrüßt mit Frühlingswonne,
Blauer Himmel, goldne Sonne!
Drüben auch aus Gartenhallen
Hör' ich frohe Saiten schallen.

Ahnest du, o Seele, wieder,
Sanfte, sühe Frühlingslieder?
Sieh umher die falben Bäume!
Ach! es waren holde Träume.

Ludwig Uhland

Ludwig Uhland (1787 – 1862), deutscher Dichter, Literaturwisenschaftler, Jurist, Politiker

Die gute Zeit

fällt nicht vom Himmel

Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst, sie liegt in unsrem Herzen eingeschlossen.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821 – 1881), einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller

Leider sind die russischen Webseiten zur Zeit kaum zu erreichen und sehr unsicher. Sobald sich die Lage nicht ändert, kann ich nicht das Original auf russisch auf meine Webseite zeigen.

Vogelschau

Ein riesenhafter Erdkloss kreist

 Vogelschau

Begriffst du schon ein Wunder wie dies eine,
dass die Erde um die Sonne fliegt?
0 Nacht, vor deinem Sternenscheine
liegt all mein Menschliches besiegt ...

Ein riesenhafter Erdkloss kreist
unaufhörlich um ein grosses Feuer:
Da gebiert die Scholle Geist -:
der Mensch wird, Zwerg und Ungeheuer, -

Und ruft, Ausschlag der Bodenrinde,
Erd und Himmel tönend an -
und spielt sein Spiel in Weib und Mann ..
gleich einem ewigen Kinde ...

Ja, Kinder-Spiel ist, was da ist,
das sagt dir jede stille Nacht,
und nur dein tiefes Kind-Sein macht,
dass du noch weiter fröhlich bist.

Christian Morgenstern

Christian Morgenstern (1871 – 1914), deutscher Schriftsteller, Dramaturg, Journalist und Übersetzer

Heiterkeit oder Freudigkeit

ist der Himmel

Heiterkeit oder Freudigkeit ist der Himmel, unter dem alles gedeihet, Gift ausgenommen.

Jean Paul

Johann Paul Friedrich Richter (1763 – 1825), deutscher Schriftsteller, Publizist, Pädagoge, Dichter

A little boy’s dream

Sea and sky, sea and sky

To and fro, to and fro
In my little boat I go
Sailing far across the sea
All alone, just little me.
And the sea is big and strong
And the journey very long.
To and fro, to and fro
In my little boat I go.

Sea and sky, sea and sky,
Quietly on the deck I lie,
Having just a little rest.
I have really done my best
In an awful pirate fight,
But we captured them all right.
Sea and sky, sea and sky,
Quietly on the deck I lie—

Far away, far away
From my home and from my play,
On a journey without end
Only with the sea for friend
And the fishes in the sea.
But they swim away from me
Far away, far away
From my home and from my play.

Then he cried "O Mother dear."
And he woke and sat upright,
They were in the rocking chair,
Mother's arms around him—tight.

Kathleen Mansfield

Kathleen Mansfield Beauchamp (1888 – 1923), neuseeländische Schriftstellerin, Kritikerin, Erzählerin, Autorin von Kurzgeschichten

The sea child

Peace, go back to the world

Into the world you sent her, mother,
Fashioned her body of coral and foam,
Combed a wave in her hair's warm smother,
And drove her away from home

In the dark of the night she crept to the town
And under a doorway she laid her down,
The little blue child in the foam-fringed gown.

And never a sister and never a brother
To hear her call, to answer her cry.
Her face shone out from her hair's warm smother
Like a moonkin up in the sky.

She sold her corals; she sold her foam;
Her rainbow heart like a singing shell
Broke in her body: she crept back home.

Peace, go back to the world, my daughter,
Daughter, go back to the darkling land;
There is nothing here but sad sea water,
And a handful of sifting sand.

Katherine Mansfield

Kathleen Mansfield Beauchamp (1888 – 1923), neuseeländische Schriftstellerin, Kritikerin, Erzählerin, Autorin von Kurzgeschichten

Seelenklänge der Freundschaft

Ich bin so reich in deinem Angedenken

Seelenklänge der Freundschaft

Ich bin so reich in deinem Angedenken,
Daß ich mich nimmer kann ganz einsam nennen,
Nur wenn ich ganz mich kan hinein versenken,
Vergeß ich es, daß Tal und Flut uns trennen.
Will mir die Welt die eitlen Freuden schenken,

Ich fliehe sie, und mag sie nimmer kennen,
Welt, Himmel, Lenz und Liebe sind vereint,
Wo mir dein Bild, ein süßer Stern, erscheint. 

Helmina von Chézy

Wilhelmine Christiane de Chézy (1783 – 1856), deutsche Dichterin, Schriftstellerin, Journalistin, Librettistin

Stille herrschet in den Straßen

Den Schmetterling, der bunt im Frühling flog

Stille herrschet in den Straßen,
Und es rauscht ein Morgenwehn
Durch der Gärten Lusterrassen,
Wo die Blumen träumend stehn:

Eine Perle, eine Träne
Legt es jeder in das Herz,
Und sie wenden also schöne
Ihrer Kelche sonnenwärts.

Und es tragen ihre Düfte
Durch die schlummerstille Stadt
Nun die kühlen, regen Lüfte;
Einsam weht ein Blütenblatt.

Und ein Vöglein aus der Linde
Flieget und das Blättlein fing,
Glaubt es, spielend in dem Winde,
Einen bunten Schmetterling.

Läßt betrogen dann es fallen
Auf des Springbrunns Marmorrand,
Und er spielt mit süßem Lallen
Mit dem süßen Frühlingsstand.

Clemens von Bretano

Clemens Wenzeslaus Bretano (1778 – 1842), deutscher Schriftsteller