An eine junge Italienerin

Der Regen peitscht das Dach

An eine junge Italienerin

Noch knirscht der Februar, von Schnee und Reif umschauert,
Der Regen peitscht das Dach, kalt pfeifts in den Alleen;
Du aber seufzest schon: Mein Gott, wie lang das dauert.
Wann werden im Gehölz wir Veilchen pflücken gehn?

Kind, Frankreichs Himmel ist ein Tränensieb. Im Pelze
Am flammenden Kamin sitzt fröstelnd unser Lenz;
Paris vergeht im Schmutz, wenn auf dem grünen Schmelze
Der Wiesen sein Geschmeid längst ausgelegt Florenz.

Sieh, kahl sind Park und Flur; zu warten gilts ein Weilchen.
Dich hat dein Herz getäuscht, das warm und südlich glüht;
Dein blaues Auge nur, sonst gibts hier noch kein Veilchen
Und keinen Lenz, als der auf deiner Wange blüht. 

Théophile Gaurier

Théophile Gautier (1811 – 1872), französischer Erzähler, Lyriker und Kritiker

aus: ‚Gedichte an geliebte Frauen‘

Übersetzung von: Emanuel Geibel (1815 – 1884)

Alte Rose

Doch sie wuchs, und wunderbar

Alte Rose

Eine Rosenknospe war
Sie, für die mein Herze glühte;
Doch sie wuchs, und wunderbar
Schoß sie auf in boller Blüte.

War die schönste Ros im Land.
Und ich wollt die Ros brechen.
Doch sie wußte mich pikant
Mit den Dornen fortzustechen.

Jetzt, wo sie verwelkt, zerfetzt
Und verklatscht von Wind und und Regen -
Liebster Heinrich bin ich jetzt.
Liebend kommt sie mir entgegen.

Heinrich hinten, Heinrich vorn.
Klingt es jetzt mit süßen Tönen:
Sticht mich jetzt etwa ein Dorn,
Ist es an dem Kinn der Schönen.

Allzu hart die Borsten sind,
Die  des Kinnes Wärzchen zieren -
Geh' in's Kloster, liebes Kind,
Oder lasse dich rasieren.

Heinrich Heine

Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), (1797 – 1856), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons

Junge Liebe

Verzaubert ist die Welt ringsum

Junge Liebe

Ein düstrer Spätnovembertag
und doch, mir ist, als klänge
rings süsser Nachtigallenschlag,
als blühten Baum und Strauch und Hag
in Duft und Lenzgepränge!

Verzaubert ist die Welt ringsum,
zur Nachtzeit scheint die Sonne,
ein Lied geht mir im Kopf herum,
doch meine Lippen bleiben stumm
vor übergrosser Wonne.

Vor Wonne, Lust und Seligkeit
o Licht, o Sang, o Blüte!
Vergessen ist das alte Leid,
die Welt so schön, das Herz so weit,
so selig mein Gemüte!

Die Liebe schäumt wie junger Wein,
dass ich fast trunken werde;
o lasst mich selig trunken sein
wie schön ist doch im Wiederschein
der Liebe diese Erde!

Anna Klie

Anna Klie (1885 -1913), deutsche Kinder- Jugendbuchautorin, Schriftstellerin, Dichterin, Lyrikerin

Herz

wer sich ewig bindet

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet.
Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang.

Friedrich Schiller

Friedrich Schiller (1759 – 1805), deutscher Dichter, Philosoph, Arzt, Historiker, Essayist.

von Herzen

zu Herzen

Von Herzen – Möge es wieder – zu Herzen gehen!

Ludwig van Beethoven

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827), deutscher Komponist, Pianist

aus: Widmung seiner >Missa Solemnis< an Erzherzog Rudolph

Humor ist keine Gabe

eine Gabe des Herzens

Humor ist keine Gabe des Geistes, er ist eine Gabe des Herzens, er ist die Tugend selbst, wie ein reichbegabtes Herz sie lehrend übt, weil es sie nicht übend lehren darf.

Ludwig Börne

Ludwig Börne (1786 – 1827), deutscher Journalist, Literatur- und Theaterkritiker, Schriftsteller und Publizist.

Herz

Du bist das Herz unseres Herzen

Du bist das Herz unseres Herzens
Man kann kaum etwas sagen.
Fühle mich verdammt schnell
Ich wünschte, mein Verstand hätte nachgegeben.

Ausonius

Decimius Magnus Ausonius / Auson (310- 393), römischer Dichter, Lehrer der Rhetorik

Freundschaft

Nichts wiegt den Schatz so

Freundschaft

Nichts wiegt den Schatz so vieler gemeinsamer Erinnerungen auf, gemeinsam durchgemachter schlimmer Stunden, Zerwürfnisse, Versöhnungen, und die Augenblicke, in denen das Herz warm wurde. Solche Freundschaften lassen sich nicht anfertigen.

Antonine de Saint-Exupéry

Antonie de Saint-Exupéry (1900 – 1944), französischer Schriftsteller, Pilot

aus: „Wind, Sand und Sterne“ (Terre des Hommes). Verfasser : Antoine de Saint-Exupéry. Verlag: Galllimard, 1939

„Wind, Sand and Stars“ by Antoine de Sanit Exupery. Translate from the French by Lewis Galantére. Verlag: Reynal & Hitchock, New York.

Liebe

Schlug ewig ihre Flügel

Die Liebe

Die Liebe kommet nichts;
Sie kennt nicht Tür noch Riegel
Und dringt durch alles sich;

Sie ist ohne Angebinn,

Schlug ewig ihre Flügel
Und schlägt sie ewiglich

Matthias Claudius

Matthias Claudius (1740 – 1815), deutscher Dichter, Redakteur, Erzähler und Herausgeber des Wandsbecker Boten, Pseudonym Asmus