Fern ist der Mond der Heimat

Aus dem dunklen Meere wächst der Mond herauf

Aus dem dunklen Meere wächst der Mond herauf,
in einem fernen, entfernten Land blüht er jetzt auch auf.
Die Liebe trauert ihren vergeblichen Traum, die Liebe trauert ihren Traum,
sie wartet, auf den entfernten Abend.

Klarer scheint jetzt der Mond in meinen Kummer.
Ich ziehe das Nachtgewand an, kühl ist der Reif.
Hände, meine Hände, wie leer seid ihr, 
das alles auszusprechen! -

Du Schlaf, gib mir einen Traum, du Schlaf, einen Traum gib mir 
über die Rückkehr nach Hause, über die Rückkehr heim, heim.
Schlaf, den Traum kannst du mir nicht geben --
weil meine Sehnsucht mich ununterbrochen weckt.

Chang Chiu-Ling

Chang Chiu-Ling (673 – 740), chinesischer Dichter, Politiker. Auch Zhang Jiuling; Chang Tiou-Lin; Dschang Giu Ling; Tchan-Tiou-Lind.

Meine Lust ist Leben

Gute Nacht, ihr Freunde, ach, wie lebt ich gern!
Dass die Welt so schön ist, dankt' ich dem Herrn.
Dass die Welt so schön ist, tut mir bitter weh,
wenn ich schlafen geh!

Ach, wie möcht' ich einmal noch von Bergeshöhn
meine süße Heimat sonnbeleuchtet sehn!
Und den Herrn umarmen in des Himmels Näh',
eh' ich schlafen geh.

Wie man abends Kinder ernst zu Bette ruft,
führt der Herr mich schweigend in die dunkle Gruft.
Meine Lust ist Leben, doch sein Will' gescheh',
dass ich jetzt schlafen geh'.

Peter Rosegger

Peter Rosegger (1843 – 1918), Pseudonym P. K., Petri Kettenfeier, österreichischer Volksschriftsteller und Erzähler, Autodidakt, begann als Wanderschneider

Heimat

wo ich diese finde

Ich kenne keine andern Vorzüge des Menschen, als diejenigen, welche ihn zu den besseren Menschen zählen machen; wo ich diese finde, dort ist meine Heimat.

Ludwig van Beethoven

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827), deutscher Komponist, Pianist

aus: “ Beethovens sämtliche Briefe“. Brief an Emilie M. am 17. Juli 1812