Der Bach

Du Bach, der unter übergebogenem
Gesträuch

Der Bach
1797

Du Bach, der unter übergebogenem
Gesträuch, und weißem Glimmergeschiefer, sanft
Wie Flöten aus der dunkeln Grotte
Jener bewurzelten Felswand rieselt;

An deinem Rand, der moosig und sanft sich hebt,
Vom Blätterdach vor jeglichem Späheraug',
Und Sonnenblick beschirmt, vergeß' ich
Menschen und Welt und Wunsch und Sorge.

In süßer Ruhe schwanken in's Gleichgewicht
Der Leidenschaft Schaalen; Vergangenheit
Und Zukunf, schwinden im Genuße
Seeliger Gegenwart, matt und dämmernd.

Genuß des Augenblickes! O seltnes Glück
Dem Sterblichen, der immer mit schnellem Fuß
hervor strebt, bald voraus bald rückwärts
Schaut, und darüber des Weges Blumen

Jetzt übersieht, und jetzt zu Boden tritt!
O Quell, der du der Seele die Luft gewährst,
Gewisslich aus der Seeli'gen Fiuren
Sprudelst du aufwärts, im Ausflluß Lethes!

Theone und Nina