Sie saßen und tranken am Teetisch

Sie saßen und tranken am Theetisch

Sie saßen und tranken am Teetisch
und sprachen von Liebe viel.
Die Herren, die waren ästhetisch,
die Damen von zartem Gefühl.

„Die Liebe muß sein platonisch“,
der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch.
Und dennoch seufzet sie: „Ach!“

Der Domherr öffnet den Mund weit:
„Die Liebe sei nicht zu roh,
sie schadet sonst der Gesundheit.“
Das Fräulein lispelt: „Wieso?“

Die Gräfin spricht wehmütig:
„Die Liebe ist eine Passion!“
Und präsentieret gütig
die Tasse dem Herren Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen;
mein Liebchen, da hast du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
von deiner Liebe erzählt.

Heinrich Heine

aus: „Buch der Lieder“, 1827, Seite 154- 155, Hoffmann und Campe, Hamburg, 1827

eigenes Glück

wirkt sie mehr störend und nachteilig als förderlich

Sofern auf dieser Eigenschaft das Gefühl der Ehre beruht, mag sie für das Wohlverhalten vieler, als Surrogat ihrer Moralität, von ersprießlichen Folgen sein; aber auf das eigene Glück des Menschen, zunächst auf die diesem so wesentliche Gemütsruhe und Unabhängigkeit, wirkt sie mehr störend und nachteilig als förderlich ein.

Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), deutscher Philosoph, Hochschullehrer, Schriftsteller

Es ist unsere Eigenliebe

zu der uns die Liebe führt

C’est notre amour propre que l’amour nous séduit ; hé comment résister à un sentiment qui embellit à nos yeux ce que nous avons, nous rend ce que nous avons perdu et nous donne ce que nous n’avons pas.

Es ist unsere Eigenliebe, zu der uns die Liebe verführt; he, wie können wir einem Gefühl widerstehen, das in unseren Augen verschönert, was wir haben, uns zurückgibt, was wir verloren haben, und uns gibt, was wir nicht haben.

Nicolas Chamfort

Sébastien Roch Nicolas de Chamfort (1741 – 1794), französischer Dramatiker, Mitglied der Académie Française