Herbstgefühl

Komm mit mir hinauf in unseren Berggarten.

Herbstgefühl

Komm mit mir hinauf in unseren Berggarten.
Komm mit mir unter den Apfelbaum,
Unter unseren Apfelbaum.

Tief biegen sich seine schweren Äste,
Tief nieder ins hohe Gras.
Es ist die Zeit der Fruchtfülle. -

Wir wollen diese herrlichen Früchte sehn und kosten;
Mit lachenden Zähnen
In dies köstliche Sauersüß beißen,
In's Sauersüße.
Und dann werden wir unsere Arme
Auf den weichen gelben Mauerpfeffer legen,
Und werden,
Im Innersten beruhigt,
hinausschauen
Auf tiefes wundersames Schollenbraun;
Mit der schönsten Fröhlichkeit,
Mit heimlicher wissender Endfröhlichkeit.

Die Nacht lächelt aus dem Braun
Mit ihrem schönsten Mutterlächeln.
Die Nacht.
und noch einmal zeigt sie uns alles, alles
So tief als ein Fertiges,
Wie sie es zu zeigen pflegt;
O so, weißt Du,
Daß es so wundersam zu einem Geahnten, kommenden wird,

Das eine, einzige Geschickt,
Das wir alle leben.
Und unser dunkles Lachen
Wird ein erlöstes Weinen fein.
Kinder wir, immer Kinde der Einen;
Verzagend, hoffend, getröstet, bang und fromm,
Und immer neu begierig,
Und immer verlangend.

Herbstgefühl wollen wir sehen,
Unter unserem Apfelbaum,
Im Berggarten,
trunken vom Sauersüßen ...

Johannes Schlaf

Johannes Schlaf (1800 – 1862), Schriftsteller, Erzähler, Dramatiker, Naturalist.

Der Frühlingsmorgen

Die holde Frühlingssonne

Der Frühlingsmorgen

Der erste Frühlingsmorgen
Erwachet über mir,
Und findet mich in Sorgen,
Und sieht mich fern von dir.

Sonst fand er mich in Freuden
An deiner trauten Hand,
Mir waren Trennungsleiden
Und Gram noch unbekannt.

Nun treibt mich banges Sehnen
Auf Wiese, Feld und Au:
Dort mischen meine Thränen
Sich mit dem Morgenthau.

Obschon zu künft'gen Früchten
Die Erde Blüthen trägt,
Die Nachtigall Geschichten
Von treuer Liebe schlägt;

Die holde Frühlingssonne
Auf uns hernieder lacht,
Und jedes Herz zur Wonne
Und zum Gebeth erwacht:

Theil' ich doch nicht die Freuden,
Theil' ich die Andacht nicht,
Ich fühle nur die Leiden
Schwer drückendes Gewicht,

Nur, dass ich fern, o Trauter,
Von deinem süssen Kuss,
Der Erde Fest mit lauter
Wehklage feyern muss.

Gabriele Baumbeg

Gabriele Bacsányi (geborene von Baumberg (1785 – 1789), österreichische Dichterin, Schriftstellerin

Herbstbild

Die schönsten Früchte ab von jedem Baum

Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt

Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker, Lyriker

Same der Freien

Durch sie kann ich jetzt den Traum leben

Durch sie kann ich jetzt den Traum leben. Ich bin der Same der Freien, und ich weiß es. Ich habe vor, große Früchte zu tragen.

Sojourner Truth

Sojourner Truth ‚Isabella‘ Baumfree (1797 – 1883) US-amerikanische Frauenrechtlerin, Geschichtsschreiberin, Autorin, Wanderpredigerin, Abolitionstin.