Der Bach 1797 Du Bach, der unter übergebogenem Gesträuch, und weißem Glimmergeschiefer, sanft Wie Flöten aus der dunkeln Grotte Jener bewurzelten Felswand rieselt; An deinem Rand, der moosig und sanft sich hebt, Vom Blätterdach vor jeglichem Späheraug', Und Sonnenblick beschirmt, vergeß' ich Menschen und Welt und Wunsch und Sorge. In süßer Ruhe schwanken in's Gleichgewicht Der Leidenschaft Schaalen; Vergangenheit Und Zukunf, schwinden im Genuße Seeliger Gegenwart, matt und dämmernd. Genuß des Augenblickes! O seltnes Glück Dem Sterblichen, der immer mit schnellem Fuß hervor strebt, bald voraus bald rückwärts Schaut, und darüber des Weges Blumen Jetzt übersieht, und jetzt zu Boden tritt! O Quell, der du der Seele die Luft gewährst, Gewisslich aus der Seeli'gen Fiuren Sprudelst du aufwärts, im Ausflluß Lethes!
Theone und Nina
aus: „Feldblumen auf Ungarns Fluren“ gesammelt von Nina und Theone, Zweites Bändchen. Jena bei Voigt, 1800. Seite 57 – 58
Maria Theresia von Artner (1772 – 1829), österreichisch -ungarische Schriftstellerin, Dichterin. Pseudonym: Theone
Maria Neumann von Meißenthal (1768 – 1837), österreichisch – ungarische Schriftstellerin und Dichterin (Nina)