Hannchen im Walde Im grünen Walde, bei Mondenschein, Geht Hannchen und sammelt Pilze ein, Die werden schmecken, ach, so schön! Wenn sie geschmort auf dem Tische stehn. Und Hannchen kommt zur Eiche heran: Was steht denn da wie ein kleiner Mann? Mit braunen Käppchen und weißem Kleid, Und einem Gesicht voll Ehrlichkeit? Das ist des Waldes edler Sohn, Der Eichpilz, Hannchen kennt ihn schon! Und tiefer geht sie in den Wald; Da steht wieder ein Männchen von schöner Gestalt. Sein Hütchen flammt wie heller Rubin, Gestickt mit Perlen weiß und grün, Mit Troddeln besetzt ist der feine Frack, kein Stuzer putzt sich mit mehr Geschmack! Von Weitem schon winkt er an Waldes Rand: "Komm, komm, ich bin der Schönste im Land!" Das Mädchen aber steht von fern, Sie traut nicht dem galanten Herrn: "Du, bist ein Giftpilz", ruft sie von Weitem, Dir muß man aus dem Wege schreiten!" Agnes Franz
Louise Antoinette Eleonore Konstanze Agnes Fransky (1792 – 1843), deutsche Dichterin, Kinder- und Jugendbuchautorin, Schriftstellerin
aus: „Kinderschatz: Parabeln, Fabeln, Sprichwörter, Sittensprüche, Gedichte, Räthsel und Charaden“ von Agnes Franz. Mit Originalzeichnungen von F. Koska. Verlag: Ferdinand Hirt, Breslau, 1841. Seite 33 – 34