April Wie der Südwind pfeift, In den Dornbusch greift, Der vor unserm Fenster sprießt. Wie der Regen stürzt Und den Garten würzt, Und den ersten Frühling gießt. Plötzlich säumt der Wind, Und der Regen rinnt Spärlich aus dem Wolkensieb. Und die Mühle dreht Langsam sich und steht, Die noch eben mächtig trieb. Schießt ein Sonnenblick Über Feld und Knick, Wie der Blitz vom Goldhelm huscht, Und auf Baum und Gras Schnell im Tropfennaß Tausend Silbertüpfel tuscht. Wieder dann der Süd, Immer noch nicht müd, Zornt die Welt gewaltig an. Und der Regen rauscht, Und der Garten lauscht Demütig dem wilden Mann. Meiner Schulter dicht Lehnt dein hold Gesicht, Schaut ins Wetter still hinein. Kennst das alte Wort, Ewig treibt es fort: Regen tauscht und Sonnenschein. Detlev Liliencron
Friedrich Adolf Axel Freiherr von Liliencron (1844 – 1909), deutscher Lyriker, Prosa- und Bühnenautor
aus: „Ausgewählte Gedichte“ von Detlev Freiherr von Liliencron. Verlag: Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig, 1904. Seite 21