Als Muschelschale Kommt aus den Bergen heraus Der Mond des Herbstes! Kobayashi Issa 小林 一茶
Kobayashie Noboyuki (1763 – 1827), japanischer Haiku-Dichter,
Kommt aus den Bergen heraus
Als Muschelschale Kommt aus den Bergen heraus Der Mond des Herbstes! Kobayashi Issa 小林 一茶
Kobayashie Noboyuki (1763 – 1827), japanischer Haiku-Dichter,
Es geht ein Liedchen im Volke
Das Ringlein sprang entzwei Es geht ein Liedchen im Volke, Die Mädchen singen's zur Nacht, Wenn unter den flüsternden Halmen Im Felde die Sehnsucht erwacht. Das Lied vom zerbrochenen Ringlein Und von der Mühle im Grund, Die Wasser wogten und rauschten, Dem Burschen war gar so wund. Ich sang's so oft mit den Andern, Nun schleich' ich mich leise vorbei Und berge das Haupt in den Händen: "Das Ringlein sprang entzwei." Anna Ritter
Anna Ritter, geborene Nuhn (1865-1921), deutsche Schriftstellerin, Dichterin
aus: „Gedichte“ von Anna Ritter. Verlag von Liebeskind, Leipzig, 1898. Das Ringlein sprang entzwei. Seite 58
Und aufwärts durch Gesträusch‘ und Stein
Hinauf! An der Schenke im Tal geh' ich vorbei, Da sitzen die lustigen Zecher; Die Wirtin kommt, und nach der Reih' Füllt sie die leeren Becher. "Der Wein ist kühl, komm' junger Gast, Sei mit uns froh und heiter." Ich bleibe nicht, ich halte nicht Rast, Mein Weg geht höher und weiter. Wohl kühleren Trunk, gesund und klar, Schöpf' ich aus dem Felsenfasse; Wer je ihn gekostet, den lüftet fürwahr Nicht mehr nach eurem Nasse. Und aufwärts durch Gesträusch' und Stein Bin ich noch lange gestiegen; Im Thal wie Schneckenschalen klein, Die weißen Häuser liegen. Ich hab' mit Alpenkresse gepflückt, Und Alpenwasser getrunken, Und habe den Kopf in's Moos gedrückt, In stilles Träumen versunken. Angelika von Hörmann
Angelika von Hörmann, geborene Emilie Geiger, verheiratet Emilie Hörmann von Hörbach (1843 – 1921), österreichische Dichterin, Schriftstellerin. Pseudonyme: Angellika von Gera
aus: „Grüße aus Tirol“ von Angelika von Hörmann. 1869. Seite 3
Freu’ Dich nicht des blauen Himmels
Auf den Bergen Freu’ Dich nicht des blauen Himmels, Bist Du noch so harmlos, Kind? Fühlst Du’s nicht? durch Erd’ und Himmel Zieht gewitterschwüler Wind! Trau’ nur nicht der Himmelslüge, Nicht dem Sonnenlächeln trau’, Denn es regnet, weinet innen – Nur nach außen lacht es blau! Ada Christen
Christiana von Breden, geborene Friederik (1839 – 1901), österreichische Dichterin, Schriftstellerin. Bekannt auch als Ada Carla, Christine von Neupauer, Satanella
aus: „Aus der Asche“. Neue Gedichte von Ada Christen. Verlag: Hamburg, Hoffmann & Campe, 1870. Wandernd. Seite 45
The mountain have a peace which non disturb
The Glacier The mountains have a peace which none disturb ; The stars and clouds a course which none restrain; The wild sea- waves rejoice without a curb, And rest without a passion ; but the chain Of Death, upon this ghastly-cliff and chasm, Is broken evermore, to bind again, Nor lulls nor looses. Hark ! a voice of pain Suddenly silenced ; a quick-passing spasm, That startles rest, but grants not liberty - A shudder, or a struggle, or a cry - And then sepulchral stillness. Look on us, God ! who hast given these hills their place of pride, If Death s captivity be sleepless thus, For those who sink to it unsanctified. John Ruskin
John Ruskin (1818 – 1900) , englischer Maler, Philosoph Schriftsteller, Dichter, Sozialreformer, Kunsthistoriker, -kritiker
aus: „Poems“ von John Ruskin.Verlag: London: George Routledge & Sons, 1908. Age 26. Seite 195
Um kecker rauschen die Quellen hervor
Um Mitternacht Gelassen stieg die Nacht ans Land, Lehnt träumend an der Berge Wand, Ihr Auge sieht die goldne Waage nun Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn; Und kecker rauschen die Quellen hervor, Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr Vom Tage, Vom heute gewesenen Tage. Das uralt alte Schlummerlied, Sie achtet's nicht, sie ist es müd; Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch, Der flücht'gen Stunden gleichgeschwungnes Joch. Doch immer behalten die Quellen das Wort, Es singen die Wasser im Schlafe noch fort Vom Tage, Vom heute gewesenen Tage. Eduard Friedrich Mörike
Eduard Friedrich Mörike (1804 – 1875) deutscher Lyriker, Autor von Prosatexten, Pfarrer
aus: „Gedichte“ von Eduard Mörike. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart, 1867. Seite 184
Physische Freiheit ist die Abwesenheit
Physische Freiheit ist die Abwesenheit der materiellen Hindernisse jeder Art.
Daher sagen wir: freier Himmel, freie Aussicht, freie Luft, freies Feld, ein freier Platz, freie Wärme, freie Elektrizität, freier Lauf des Strohms, wo er nicht mehr durch Berge oder Schleusen gehemmt ist.
Selbst freie Wohnung, freie Kost, freie Presse, postfreie Briefe, bezeichnet die Abwesenheit der lästigen Bedingungen, die, als Hindernisse des Genusses, solchen Dingen anzuhängen pflegen.
Arthur Schopenhauer
Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), deutscher Philosoph, Hochschullehrer, Schriftsteller
aus: „Die beiden Grundprobleme der Ethik: behandelt in zwei akademischen Preisschriften“ von Arthur Schoppenhauer. Verlag: Joh. Christ. Hermannsche Buchhandlung, Frankfurt am Main, 1841. Seite 3 – 4
ich habe eben mit den Blättern der Myrte
Ich flieg‘ aus Blüten her – ich habe eben mit den Blättern der Myrte, mit der Blüte der Zitrone und mit dem Busengefieder der Nachtigall gespielt und habe einer Göttin das Lockenhaar nachgetragen und es auf die Schulter ihres Geliebten gelegt und bin vorausgeflogen, um dem langsam durch Waldwasser und über Berge schreitenden Frühling vorzueilen.
Jean Paul
Johann Paul Friedrich Richter (1763 – 1825), deutscher Schriftsteller, Publizist, Pädagoge, Dichter
aus: „Jean Paul’s biographische Belustigung unter der Gehirnschale einer Riesin“, Ein Geistergeschichte. von Jean Paul. Erstes Bändchen, 1826. Sechste biographische Belustigung, Seite 89
hat der Frühling heute
Berge im Nebel
Seht nur!
Selbst die namenlosen Berge
hat der Frühling heute
mit Nebelschleier zärtlich bedacht
Matsuo Basho
Takarai Kikaka (1661 – 1719), japanischer Haikai-Dichter