Deine Augen

Dich verliess ich, dich verstiess ich

Deine Augen

Dich verliess ich, dich verstiess ich,
Eh ich dich besessen,
Aber deine Augen kann ich
Nicht vergessen.

Greif ich hastig nach dem Becher,
Jubelfroh zu trinken,
Seh ich sie im klaren Weine
Trübe blinken.

Geh ich irre dunkle Pfade,
Ebbet, sinkt mein Leben,
Deine Augen traurig glänzend
Mich umschweben.

Deine Augen blicken Jammer,
Unversöhnlich herben,
Und ich fühl's, ich muss an ihnen
Langsam sterben.

Maria Holm

Maria Auguste Minna von Hedenström (1845 – 1912), deutsche Schriftstellerin, Dichterin, Lehrerin

Die Rosen

Mit Grazien tanzt

Die Rosen

Der Rosen pflanz' ich immer mehr und mehr!
Weil Amor sich mit Rosenkränzen
Am liebst schmückt, wenn er
Mit den Grazien tanzt;
So werden in allen Herbsten und Lenzen
Rosen gepflanzt!

Mit Rosen schmück' ich mir mein braunes Haar,
Mit Rosen schmück' ich Amores Köcher,
Die ganze Musenschaar
Ist mit Rosen geschmückt,
Wenn Bachus in die geräumigen Becher
Rebensaft drückt!


J. W. L. Gleim

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) deutscher Dichter, Sekretär, Fabeldichter, Schriftsteller, Aufklärer