im Wandel
Nichts ist so beständig wie der Wandel.
Alle Dinge sind im ewigen Fluss,
ein Werden,
ihr Beharren ist nur Schein.
Heraklit von Ephesos
Heraklit von Ephesos lebte um 520 / 550 v. Chr. – 460 / 480 v. Chr. Er war ein griechischer Philosoph.
im ewigen Fluss
im Wandel
Nichts ist so beständig wie der Wandel.
Alle Dinge sind im ewigen Fluss,
ein Werden,
ihr Beharren ist nur Schein.
Heraklit von Ephesos
Heraklit von Ephesos lebte um 520 / 550 v. Chr. – 460 / 480 v. Chr. Er war ein griechischer Philosoph.
Tausend Becher machen die Menge heiter und froh, Du allein bist im Herzen betrübt.
Nacht fiel, Reif tötete deine Bäume, Die dürren Blätter warten nicht, bis sie gelb sind, Unruhig fallen sie hin. Bang hielten in dir schlimme Stimmen, Es fängt dir die Enge; Dein Fuß zertritt tote Blätter, Die im Wind sich krümmen. Im Westen trinken sie Wein bei ihren Festen. Gesang und Glocken locken in zwölf Straßen, Tausend Becher machen die Mengen heiter und froh. Du allen bis im Herzen betrübt. Der helle Tag über dem Haupt flieht, Der rote Anblick im Spiegel verfällt, Das Leben ist eine sich wandelnde Wolke, Das grüne Herz wird grau, grau, tote Asche. Bay Juyi
Bay Juyi (772 – 846), chinesischer Dichter, Musiker und Politiker
Übertragung des Gedichtes:
Albert Ehrenstein (1886 – 1950)
‚Pe-Lo-Thien‘. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Verlag Berlin, Rowohlt. 1923
es ist müd‘ von der Reise
Ein Rätsel
Ich habe Flügel, rate Kind,
doch flieg ich nur im kreise,
und singen tu ich, wenn der Wind
mir vorpfeift, laut und leise,
was ihr den Feldern abgewinnt,
kau ich nur auf meine Wiese,
doch – was mir durch die Kehle rinnt,
das mundet euch als Speise.
Paula Dehmel
Paula Dehmel (1862 – 1918). Deutsche Schriftstellerin, Autorin für Kindergedichte und Märchen
aus: Kindergedichte, ‚Auf der bunten Wiese‘ Mit bunten Bildern von Else Wenz-Viëtor (1892 – 1973) Hahn, Leipzig 1912.
O wär‘ ich ein See, so spiegelhell
O wär‘ ich ein See
O wär‘ ich ein See, so spiegelhell,
Und du die Sonne, die ihm blickte!
O wär‘ ich ein klarer Wiesenquell,
Und du die Blume, die ihm nickte!
O wär‘ ich ein grüner Rosendorn,
Und du die Rose, die ihn schmückte!
O wär‘ ich ein süßer, süßer Korn,
Und du der Vogel, der es pickte.
Georg Friedrich Daumer
Georg Friedrich Daumer (1800 – 1875), deutscher Lyriker, Religionsphilosoph
aus: ‚Hafiz – Eine Sammlung persischer Gedichte‘ nebst poetischer Zugabe aus verschiedenen Völkern und Ländern. 1. Auflage 1856, Hoffmann & Campe Verlag
Hafis. Eine Sammlung persischer Gedichte. Nebst poetischen Zugaben aus verschiedenen Völkern und Ländern. Hoffmann & Campe, Hamburg 1846
beginn ich, die Enge des Menschenbereichs zu verstehen
Beim Ersteigen der Höhe beginn ich,
die Enge des Menschenbereichs zu verstehen;
beim Betrachten der ferne beginn ich,
das Eitle der iridischen Welt einzusehen.
Ich wende das Haupt und eile nach Hause-
zurück in das Stadtgemäuer,
ein einzig Körnlein Reis-
in einer riesigen Scheuer.
Bay Juyi
Bay Juyi (772 – 846), chinesischer Dichter, Literat
Gedicht aus ‚Der Rote Papagei‘ von Bay Juyi
Lebe,
liebe,
Lache!
Laotse
Laotse, lebte im 4. 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. Er war ein chinesischer Philosoph
Ein spätes Flimmern recht auf Laub und Hag
Späte Sonne
Der Puls des Lebens ist der Nachmittag,
Wann sich die Sommerlichter seltsam färben
Und wie betäubt in gelber Glut erstreben
Im schweren Gold, dem unser Herz erlag.
Ein spätes Flimmern recht auf Laub und Hag,
Die langsam uns verzehren und verderben.
Und wie ein edler Wein aus dunklen Scherben
Rennt unser Blut,
das nichts mehr hemmen mag.
O laß den Schlummer nicht die Lider schließen,
Daß nicht der trunknen Klarheit stummes Fließen.
Dein Herz durchdringt, das freme Wunder schaut!
Die Strahlen brennen und ihr Gift ist tödlich:
O harre aus, bis dämmerhaft und rötlich
Der Abend auf die blassen Bäume taut.
Wolf von Kalckreuth
Wolf von Kalckreuth (1887 – 1906), deutscher Dichter, Übersetzer
aus ‚Holländische Landschaften, Acht Sonneten, Verlag Daphnis-Presse 1920
Es gab nur 40 Ausgaben davon.
‚Gedichte‘, Insel-Verlag zu Leipzig, 1908
‚Nicht gleicht der Süße deiner Worte‘ und weitere aus dem Band
O lago nada me diz
Stumm betrachte ich den See
den eine Brise kräuselt.
Nichts weiß ich, wenn ich an das Ganze denke.
Oder es ist das Ganze, das mich vergisst?
O lago nada me diz,
nao sinto a brisa mexe-to
nao seise soa feliz
nem se desjo se-lo.
Tremulos vicos risonhos.
Na aqua a dormecida
por que fiz ea dos sombos
a spinha unca vida?
Fernando Pessoa
Fernando Pessoa (1888 – 1935), portugiesischer Schriftsteller, Dichter, Philosoph, Verleger, Übersetzer.
Gedicht aus: ‚Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernado Soares, Amman Verlag, Zürich 1985,
übersetzt und Nachwort von Georg Rudolf Lind (1926 – 1990). Erstveröffentlichung posthum 1982. Originaltitel von 1982
Es war einmal. Ich leb‘ am Tag von Gedanken,
Es war einmal.
Ich leb‘ am Tage vom Gedanken,
nachts von der Qual;
oft träum‘ ich nur vom Traum.
Du gehst dahin und bist dir selbst es kaum.
Im meinem Wahn jedoch, dem fieberkranken,
sind deine Wesen ohne Zahl.
Karl Kraus
Karl Kraus (1874 – 1936), österreichischer Schriftsteller, Satiriker, Dramatiker, Publizist, Aphoristiker, Kultur-, Medien- und Sprachkritiker
aus: ‚Ausgewählte Gedichte‘
Verlag: Die Fackel, Wien, Leipzig, Verlag der Schriften von Karl Kraus (Kurt Wolff), München, 1920
die wollten nach Australien reisen
Die Ameisen In Hamburg lebten zwei Ameisen, Die wollten nach Australien reisen. Bei Altona auf der Chaussee Da taten ihnen die Beine weh, Und da verzichteten sie weise Dann auf den letzten Teil der Riese. So will man oft und kann doch nicht Und lässt dann recht gern Verzicht. Joachim Ringelnatz
Hans Bötticher (1883 – 1934), deutscher Dichter, Schriftsteller, Maler. Pinko Meyer, Fritz Dörry und Gustav Hester, Gustav Dörrig, Fritz Bötticher
aus dem Band ‚Kuttel Daddeldu‘, Ernst-Rowohlt-Verlag, Berlin 1930, mit Zeichnung von Karl Arnold