Man sieht mit dem Herzen

das Wesentliche ist für die Augen

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Antoine de Saint-Exupéry

Antonie de Saint-Exupéry (1900 – 1944), französischer Schriftsteller, Pilot

Aphorisma aus aus: ‚The little Prince‘. Erstveröffentlichung Januar 1943, Verlagshaus Reynal & Hitchcock. Vereinigten Staaten von Amerika (USA). In der USA läuft ds U.S. Copyright am 1. Januar 2039 ab.

Melodie von Tarabumdiä

Da hat das Pferd sich plötzlich umgekehrt

Ich hörte sie noch nach der Melodie von Tararabumdiä singen:

Da hat das Pferd
sich plötzlich umgekehrt
und hat mit seinem Stert
die Fliegen ab-ge-wehrt-

Dann rauschten uns die Bäume in Schlaf.

Kurt Tucholsky

Kurt Tucholsky (1890 – 1935) dt. Schriftsteller, Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift. Zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik.

aus: Tucholsky, Erstveröffentlichung erfolgte 1931 im ernst Rowohlt Verlag, Berlin. Berlin.

Ich will doch sehen

wie viele man auf einmal beisammen haben kann

Ich will doch sehen, wie viele man auf einmal beisammen haben kann, ohne daß sie sich einander die Köpfe abbeißen.

Jakob Wassermann

Jakob Wassermann (1873 – 1934), deutscher Schriftsteller

Folgende Überlegung war es

die mich berührt hat wie seit langem nichts

Folgende Überlegung war es, die mich berührt hat wie seit langem nichts. Ich sagte mir: wenn man mit einer solchen Flamme in der Brust vor der Menschenwelt steht, wie kann es sein, was muß da geschehen sein, daß die Flamme nicht leuchtet, daß nicht alles in blendender Helligkeit vor ihr liegt.

Jakob Wassermann

Jakob Wassermann (1873 – 1934), deutscher Schriftsteller

Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh?

Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh?

Suse, liebe Suse, was rasselt im Stroh ?
Die Gänse gehen barfuß,
Und haben kein‘ Schuh !
Der Schuster hat’s Leder,
Kein Leisten dazu,
Drum kann er den Gänslein
Auch machen kein Schuh.

Suse, liebe Suse, schlags Kikelchen tot,
Legt mir keine Eier,
Und frißt mir mein Brot,
Rupfen wir ihm dann
Die Federchen aus,
Machen dem Kindlein
Ein Bettlein daraus.

Eia popia schlag´s Gockerle tot
legt mir keine Eier
und frisst mir mein Brot
rupfen wir ihm dann die Federchen aus
und machen dem Kindlein ein Bettlein daraus

Eia popeia, das ist eine Not,
Wer schenkt mir ein Heller,
Zu Zucker und Brot ?
Verkauf ich mein Bettlein,
Und leg mich aufs Stroh,
Sticht mich keine Feder,
Und beißt mich kein Floh.

unbekannt

Suse: Lilie, Kurzform von Susanne. Aber auch wiegen in den Schlaf.

Ei popeia, was raschelt im Stroh?

drum kann er den Gänschen

Ei popeia, was raschelt im Stroh?

Eia popeia,

was raschelt im Stroh
die Gänschen gehn barfuß
und haben kein´ Schuh
der Schuster hat´s Leder
kein´n Leisten dazu
drum kann er den Gänschen
auch machen kein´Schuh

Eia popia schlag´s Gockerle tot
legt mir keine Eier
und frisst mir mein Brot
rupfen wir ihm dann die Federchen aus
und machen dem Kindlein ein Bettlein daraus

Eia Popeia das ist eine Not
wer schenkt mir ein´n Heller
zu Zucker und Brot
Verkauf ich mein Bettlein
und leg mich aufs Stroh
sticht mich keine Feder
und beisst mich kein Floh.

unbekannt

Liebe Sonne, scheine wieder

Trockne ab auf allen Wegen

Liebe Sonne, scheine wieder

Liebe Sonne, scheine wieder;
Schein‘ die düstern Wolken nieder!
Komm mit deinem goldnen Strahlen
Wieder über Berg und Tal!.

Trockne ab auf allen Wegen
Überall den alten Regen!
Liebe Sonne, laß dich sehn,
Daß wir können spielen gehn!

Hoffman von Fallerleben

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874), deutscher Dichter, Hochschullehrer, Herausgeber

Singet leise, leise, leise …

von dem Mond lernt die Weise

Singet leise, leise, leise …

Singet leise, leise, leise,
singt ein flüsternd Wiegenlied;
von dem Monde lernt die Weise,
der so still am Himmel zieht.

Denn es schlummern in dem Rheine
Jetzt die lieben Kindlein klein,
Ameleya wacht alleine
Weinend in dem Mondenschein.

Singt ein Lied so süß gelinde,
wie die Quellen auf den Kieseln,
wie die Bienen um die Linde
summen, murmeln, flüstern, rieseln.

Clemens von Bretano

Clemens Wenzeslaus Bretano (1778 – 1842), deutscher Schriftsteller

Wenn die Sonne weggegangen

Wenn die Sonne weggegangen

Wenn die Sonne weggegangen,
Kommt die Dunkelheit heran,
Abendrot hat goldne Wangen,
Und die Nacht hat Trauer an.

Seit die Liebe weggegangen,
Bin ich nun ein Mohrenkind,
Und die roten, frohen Wangen,
Dunkel und verschlossen sind.

Dunkelheit muß tief verschweigen,
Alles Wehe, alle Lust,
Aber Mond und Sterne zeigen,
Was ihr wohnet in der Brust.

Wenn die Lippen dir verschweigen
Meines Herzens stille Glut
Müssen Blicke und Tränen zeigen,
Wie die Liebe immer ruht.

Clemens von Bretano

Clemens Wenzeslaus Bretano (1778 – 1842), deutscher Schriftsteller

Liebe

Morgen schicke ich dir diesen Brief, morgen erhalte ich vielleicht einen Brief von dir; wenn du mich recht liebtest, so müsstest du ja gleichsam mit mir deine Briefe erwarten. Wenn ich dir schreibe, so sehe ich, wie du jede Zeile mit deinen lieben Augen liest, ja ich sehe gar nicht, was ich schreibe, ich sehe nur deine Augen. Ich möchte auch gar nicht aufhören dir zu schreiben …

Clemens von Bretano

Clemens Wenzeslaus Bretano (1778 – 1842), deutscher Schriftsteller