Der stummen Lieder

Die Rose, die ich für dich bewahrt

Der stummen Lieder

Es war ein zeitiger Frühlingstag
und die Erde ganz ohne Laut
und die Stille, die über den
Dingen lag,
wie ein Spinnwebgehäuse gebaut.
Aber droben die stolze Sonne
durchschifft
gleich dem singenden Schwan
das All,
und der Mond auf schwankender
Wolkendrift
sucht gestirnten Widerhall.

Wir saßen am selben Tisch und Ort
Auf der Träumenden heimlicher
Feier.
Für das, was ich fühlte, fand ich
kein Wort;
Unberührt lag dein atmender
Schleier.
Die Rose, die ich für dich bewahrt
Blieb als Knospe in meiner Hand –
Dein warmes Fühlen, so scheu
und zart,
Meiner Stummheit Antwort
nicht fand.

Begegnung und Trennung,
verschlossenes Gesicht,
Wiedersehn, bis der Reigen
zerronnen,
Und Abschied für immer,
noch fasste ich nicht
Das Unvergängliche, das ich
gewonnen.
es war ein knospender Frühlingstag
Und das Lied och ganz ohne Laut
Und das Leben, das hinter den
Dingen lag,
Wie ein Spinnwebgehäuse gebaut.

Erik Axel Karlfeldt

Erik Axel Karlfeldt (1864 – 1931), schwedischer Lyriker, Nobelpreisträger

Wie ein Traum

Ich wandre mit der Freundin meiner Träume

Wie ein Traum

Mittsommernacht, da alle Lippen scherzen,
da alle Lungen keuchen,
alle Herzen flattern beim Tanz im wildern Flammenring –
wie eine Wachtel einsam flieht zu Halm und Klee,
mit einem Herzen, von Erinnerung weh,
wandre ich Wege, die mit dir ich ging.

Ich seh‘ dich kommen wie ein Traum.
Im Haar trägst du noch feucht ein Hagebuttenpaar
und frühe Jugend strahlt aus deinem Sinn.
Du bist wie einst mein lieber Kamerad,
das Kind, die Frau auf meinem Lebenspfad,
und ich bin dein mit allem, was ich bin.

Jetzt gehst du neben mir, mein Herze bebt,
stumm seh‘ ich, wie die Abenddämmerung schwebt
um deine Stirne, glorienhaft gesponnen.
Nicht nur in weichen, schwachen Dichterstunden
hab‘ ich dies Heiligenwunderbild gefunden
und dann geglaubt, es sei mir schon entronnen.

Es weht durch den Johannisschlaf der Bäume –
Ich wandre mit der Freundin meiner Träume
und Wort auf Wort hat über uns Gewalt.
Nicht Küsse noch Umarmung uns entflammen,
nur Seel‘ an Seele füget sich zusammen
in dieser Sehnsuchtsbrautnacht tief im Wald.

Erik Axel Karlfeldt

Erik Axel Karlfeldt (1864 – 1931), schwedischer Lyriker, Nobelpreisträger

Stirbt die Kunst?

Die seltsame Frage ist jetzt zum zweiten Male aufgetaucht

Stirbt die Kunst?

Diese seltsame Frage ist jetzt zum zweiten Male aufgetaucht. Schon vor Jahresfirst hatte Moszkowski, der Chefredakteur der >Lustigen Blätter<, die Frage gestellt, in etwas unklarer Wiese behandelt und schließlich bejaht. Jetzt kommt ein Berufener, um sie abermals zu stellen und abermals zu bejahen: Victor Auburtin. Auburtin, der Schöpfer eines der feinsten deutschen Prosastücke: >Der Ambassadeut<, veröffentlicht in einen kleinen Hefte bei A. Langen-München Ansichten, die nicht nur die kleine Gruppe der Literaten angehen. Hier wird ein Problem der Massen behandelt! Und weil er mit seinem blitzenden Schwertlein so unvorsichtig herumgefuchtelt hat – getan hat er keinem etwas – darum wollen wir die Marionette des Kritikers Auburtin (nicht des Künstlers!) auf eine kleine Bühne stellen und ihn sprechen lassen. Hoppla!

Aber sachte! sachte! Immer ausreden lassen und nicht unterbrechen! Erst soll er uns erheitern und dann wir sehen. –

Und er sprich: >Kunst ist Verzückung, Raserei, Träumeri, Schwärmerei, Delirium … Kunst wuchs empor aus den dämmernden Kirchen, in denen (verlogene) Pfaffen beteten … Kunst entstand aus der Vagabondage und dem Elend des Schauspielers, aus den kleinen, eckigen Kleinstädten, die noch keine Kanalisation hatten, aber Idylle, – die Voraussetzungen der Kunst sind der Krieg, große Epidemien, Raubrittertum, regellose Unterordnung! – (spricht er.) Die Ordnung kommt, die soziale Organisation, die wenigstens das aller-, allerschlimmste zu beseitigen versucht … und nun stirbt dieKunst! -<

Vorhang.

Allerseitiges Staunen. Als – wie? … Die Masse (wer ist das übrigens?) ist schuld am Untergang der Kunst. Hm. Welche Mase? An welcher Kunst? Das wollen wir sehen?

Zunächst: Kunst ist gar nicht >Delirium, Schwärmen, TräumereiJa!< spricht die Marionette, >der könnte heute auch nicht mehr durchdringen, die Masse hat ja nicht die Geduld mehr, zu lesen.< – >Durchdringendurchgedrungenim eigentlichen Volke bleibe alles still<. – Für solche Erscheinungen hat nun Auburtin zwei Schemen: erstens: die Masse kümmert sich nicht um die Kunst. Natürlich, sagt er dann, wie sollte sie auch, diese – Masse! Zweitens: sie kümmert sich um die Kunst. Dann schreit er:>Die Kunststirbt an der Verpöbelung. Die Masse herrscht, und vor ihr hat alles zu kuschen. Sie verlangt billige Kunst und eine handfeste, deutliche Kunst, von der man doch etwas hat.< Ja! Aber das hat sie immer getan. Und doch ist die ganze subtile Kunst weiter gediehen, unbekümmert um die … die … Masse. Ja, wer war denn das eigentlich?

Hören wir: >Daß in einem wohlorganisierten Bürgerstaate die Kunst sterben muß, das lehrt uns die Kunstgeschichte Hollands.< – Aha! Das glaube ich, daß die dicke Mynheers für die Kunst nichst übrig gehabt haben. – In einem Bürgerstaate, sagt er – ist das unsere Zukunft? Sicher nicht. Sondern -? Ach, die Marionette stimmt ein Klagelied an: >Unsere Spezies geht einer Verameisung entgegen. Wie bei den Ameisen und Bienen der Staat alles, die Persönlichkeit nichts ist, wie bei ihnen die Freß- und Greiforgane auf Kosten des verkümmerten Gehirns sich entwickelten, so wird es auch bei uns geschehen, die wir unser Heil. auf das Dümmste und Gemeinste gestellt haben, auf die Arbeit. All das Feine und Leise, das der Muße und dem Eigensinn des Individuums entblühte, das wird verkümmern; schon in der Schule den Rotznasen die Nützlichkeit als das Höchste gepriesen; das ganze Lebend darauf eingerichtet, ja keine Minute zu verträumen, ja die Zeit fleißig zu verhämmern und verpochen, ja immer mitten im wimmelnden Haufen zu bleiben … In 250 Jahren, wenn die soziale Organisation glänzend durchgeführt worden ist, dann wird man den Dämon des Künstlers schon auf den Schulbänken gedusselt haben … Ich glaube, daß die menschliche Rasse einer gewaltigen Zukunft entgegengeht. Ich glaube an das Kommen friedlicher Demokratien, immenser, geeinter Argewiterschaften, die das Höchste wollen, und das Höchste erreichen werden. – Aber ich weiß, daß aus dem anonymen Gewimmel nie die reißend schemrzliche Strophe eines Liedes tönen wird, und sollte sie dennoch wieder einmal tönen, so wird sie nicht verstanden werden.>-

Er weiß das. Aber nun genug der Ironie, denn wir wissen etwas anderes: Daß jede Zeit den Ausdruck ihrer Gefühle selbst findet und die >Anemonen auchim April des Jahres 2361 nicht versäumen werden, zu blühen<. Auf derartige Einwendungen, sagt Auburtin, pfeife er. Nun, so wollen wir ihm eins trommeln. – So lange bis selbst er begriffen hat, daß die Massen sich nach der Kunst sehnen und für sie reif werden, und wenn der Pfeifer erklöärt, >es gäbe nichts greulicheres als Schillertheaterei und jene Volksbühnen, wo die Kunst braven Arbeitern zu Aschingerpreisen serviert werde< – so muß ihm getrommelt werden, daß die undisziplinierten Grinser im >Faus<, die er gesehen hat, schon längst zu den Ausnahmenzählen. Schon. Dank den Bemühungen der Volksbühnen.

Das Spiel ist aus. Wir hängen die Puppen samt Schwert und Tragik wieder an die Wand und verlassen das Bühnchen mit einer Frage im Ohr, die so recht zeigt, wie Auburtin der Kleine – denkt. >Damals<, sagt er, >zur Zeit Neros, da hat man schon das Ende der Kunst für gekommen gehalten, weil alles ausgeschöpft schien. SIe ahnten noch nicht die ungeheueren Barbarenmassen, aus denen wir uns erneuern knnen? Wo sind die Reserven?<-

Ich erlaube mir, Herrn Victor Auburtin auf die Existenz eines Proletariats aufmerksam zu machen.

K.T.

Kurt Tucholsky (1890 – 1935) deutscher Schriftstellerin, Journalist, Lyriker, Kabarettautor, Satiriker, Romanautor. Jurist, Liedtexter, Literatur-, Film-, Musikkritiker. Texter für Bühnenstücke

Kritik zu dem Buch: ‚Die Kunst stirbt‘ von Victor Auburtin (1870 – 1928) München Albert Langen Verlag, Erstausgabe 1911

Artikel erschienen im ‚Vorwärts‘ 27.06.1911

Kunst und Zensur

Menschen mit sicherem Auskommen sind sozial nicht leicht erregbar

Kunst und Zensur

Im Tag schrieb dieser Tage der Ästhet Oskar A. H. Schmitz über die Zensur. Schmitz ist für den Gegner der Bourgeoisie wertvoll, weil er fast der einzige aus ihrem Lager ist, der sich unverblümt mit den unglaublichsten Ansichten hervorwagt. Seine Ausführungen laufen in diesem Fall auf folgendes hinaus: Die jetzige Zensur ist ja allerdings ein Unfug, weil sie von Ungeeigneten ausgeübt wird. Das Ideal der Zensur wäre die, die der »großen Masse« den »Schmutz in Wort und Bild« entzieht und ihn den Wählern der ersten Steuerklasse reserviert. Ich zitiere:

»Menschen mit sicherem Auskommen sind sozial nicht leicht erregbar … Es ist bekannt, dass die Frivolität der höheren Gesellschaftskreise nicht annähernd so bedenklich im Interesse der Allgemeinheit ist wie die Verderbnis im Mittelstand oder gar im Volke … Aber vollkommen begreiflich wäre es, wenn die Polizei zum Beispiel dasselbe Stück im Deutschen Theater verbieten und in den Kammerspielen erlauben würde … Es ist auch ganz folgerichtig, dass ›Frühlings Erwachen‹ von Wedekind in Berlin, – in einem nur zu teuren Preisen zugänglichen Theater erlaubt wird, während es in Mittel- und Kleinstädten – verboten wird …

Die Frage wird verstummen, ob Zolas ›Nana‹ gut oder schlecht ist. Natürlich ist sie gut, aber zu einer Mark pro Band in Warenhäusern verkauft, ist sie ein großes Übel. Was wäre zum Beispiel gegen den Simplicissimus zu sagen, wenn er heute nicht das beliebteste Familienblatt des deutschen Volkes wäre? Das Unglück ist nicht, dass wir ihn haben, sondern dass er so billig ist … – Auf guten Fotografien – ist natürlich bedeutend mehr erlaubt als auf Ansichtspostkarten zu 10 und 20 Pf., auch wenn sie Nachbildungen von Werken großer Künstler wie Correggio enthalten … «

Also die Fähigkeit, Schmutz von Kunst zu unterscheiden, wäre eine Frage des Einkommens? Jedem Arbeiter sein Gebetbuch und jedem Legationsrat seine Aktstudien! – Die Erziehung zur Kunst geschieht natürlich nicht durch »Verbieten«, sondern durch Besserung des Unterrichts (Schulelend, Herr Schmitz!). – Es muß das immer wieder betont werden; denn dieser Schmitz ist der Typ des satten Bürgers: sie sehen auf die ruhige Straße, in der sie wohnen, die Sonne scheint, nun, nach dem Mittagessen, einige kleine Zoten, nicht wahr … ? Warum auch nicht! … Wenn nur »denen da unten« die Moral erhalten bleibt! – Dabei vergißt man ganz, dass bei uns die Zensur wesentlich aus politischen Gründen existiert.

Mögen sich die Damen im Residenz-Theater jeden Abend vor der angenehm gekitzelten Zuhörerschaft an- und ausziehen, wenn nur nicht eine »Freie Volksbühne« es sich einfallen läßt, ein soziales Drama aufzuführen! Das Bildungsbestreben der proletarischen Massen zu unterdrücken, ist das Bestreben der Bourgeoisie. »Frivolität! Unzucht!« rufen sie, während sie es in ihren Kreisen: Freiheit, Sich ausleben! nennen. Privilegierte Unsittlichkeit ist schlimmer als eine, die von der Unbildung her kommt, und ein Bauernknecht, der einer Magd ein Kind macht, steht höher als der Greis, der mit zitterigen Händen widerliche Bilder betastet. Wir wollen dahin gelangen, dass Zoten durch das Publikum von der Bühne und aus den Büchern verschwinden – dann wird auch die Zensur mit anderem Gerümpel dahin wandern, wohin sie gehört, auf den – Kehricht!

Kurt Tucholsky

Kurt Tucholsky (1890 – 1935) deutscher Schriftstellerin, Journalist, Lyriker, Kabarettautor, Satiriker, Romanautor. Jurist, Liedtexter, Literatur-, Film-, Musikkritiker. Texter für Bühnenstücke

aus: ‚Vorwärts‘ 25.04.1911.

Rechts und links

Rechts sind Bäume, links sind Bäume

Rechts und links

Rechts sind Bäume, links sind Bäume,
und dazwischen Zwischenräume.
In der Mitte fließt ein Bach!
Ach!

Rechts hat man die Industriellen,
welche eine Presse wellen,
eine, die den Abonnenten
nationale fette Enten
täglich aufzubinden hat.
Und so fällt denn Blatt auf Blatt
in die Hände von Kartellen
unsrer Großindustriellen.
Und man schiebt sich dies und jenes,
weils bequem is und gemeen is.

Und die Aktie kommandiert –
die Verwaltung salutiert.
Helfferich ruft Weh und Ach …
In der Mitte fließt ein Bach.

Links hat man die neuen Helden,
die sich schon seit 18 melden,
wenns was zu vermitteln gibt.
(Dies Geschäft ist so beliebt.)
Barmat, Parvus, Sklarz Gebrüder –
Ei, man ist so brav und büder.
Die Regierung ist schockiert
und wird mächtig angeschmiert.
Manches Silber ist vernickelt,
mancher Handel ist verwickelt.
Reine Finger hab, wer kann!
Schlimmstenfalls zieh Handschuh an!

Rechts sind Schieber, links sind Schieber.
Jedes Antlitz ein Kassiber.
In der weiland großen Zeit
schob man Seins im grauen Kleid.
Sieh die Rechten, sieh die Linken –
und es will mich schier bedünken,

Rechts sind Bäume, links sind Bäume,
und dazwischen Zwischenräume.
In der Mitte fließt ein Bach –
Ach!

Theobald Tiger

Kurt Tucholsky (1890 – 1935) deutscher Schriftstellerin, Journalist, Lyriker, Kabarettautor, Satiriker, Romanautor. Jurist, Liedtexter, Literatur-, Film-, Musikkritiker. Texter für Bühnenstücke

aus: ‚Ulk‘, 27.02.1920, Nr. 9, Seite 34

Kurt Tucholsky wurde in Berlin geboren ist dort aufgewachsen. In diesem Gedicht benutzt er einige ‚berliner jargons (Slang, Sprache)

Altersstufen der Menschen

halten einander für verschiedene Rassen

Altersstufen der Menschen

Die verschiedenen Altersstufen der Menschen halten einander für verschiedene Rassen. Alte haben gewöhnlich vergessen, dass sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, dass sie alt sind, und Junge begreifen nie, dass sie alt werden können.

Kurt Tucholsky

Kurt Tucholsky (1890 – 1935) deutscher Schriftstellerin, Journalist, Lyriker, Kabarettautor, Satiriker, Romanautor. Jurist, Liedtexter, Literatur-, Film-, Musikkritiker. Texter für Bühnenstücke

aus: ‚Die Weltbühne‘ 16.06.1931. Seite 889

nur ich außer der Welt

auf Erden

nur ich außer der Welt

Aber, die mich eingraben, auf Erden, nur ich außer der Welt.

Charlotte von Kalb

Charlotte von Kalb (1761 – 1843) deutsche Schriftstellerin und Dichterin.

aus eine ihrer Brief Anfang Januar 1799 an Jean Paul und dessen Gattin

‚Brief von Charlotte von Kalb an Jean Paul und dessen Gattin‘ Ausgabe 1882, Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, Herausgegeben von Paul Nerrlich (1844 – 1904)

An …

Ich sorge nicht, daß mein Erdenlos

An …

Ich sorge nicht, daß mein Erdenlos
wenig von Erde trägt,
das Hass in Minute erbarmungslos
Jahre der Liebe schlägt.
Ich klage nicht, daß mehr an Glück
der Einsame hat denn ich –
doch daß Du sorgst um mein Geschick-
um diesen Wanderer – mich!

Edgar Allan Poe

Edgar Allan Poe (1809 – 1849) US-amerikanischer Schriftsteller, Dichter

aus: „Ausgewählte Gedichte“ von Edgar Allan Poe. Übertragung aus dem englischen ins deutsche von Hedwig Lachmann (1865 – 1918). Verlag: Bibliographisches Bureau, Berlin, 1891. Seite 54

Jumneta

kühn waren die Bewohner

Jumneta

Jahrhundkalte Kunde Ward uns aus Saga's Munde: Der stolzen Stadt der Wenden, Jumneta's Mauern ständen Im tiefen Ostseegrund.

Kühn waren die Bewohner und nie des Rechtes Schoner, Aus freier Meeresweite Heimwärts mit reicher Beute Ihr starker Drache schwamm.

Einst jäh ergriff die Mauern Ein Wanken und Erschauern, Die See mit gier'gen Lippen Verschlang mitsamt den Klippen Die Stadt und all ihr Volk.

Es bleichen die Gebeine Im grünen Zwielichtscheine, Belpenstich das Gemäuer Lugt durch den Wogenschleier; Der Schiffer sich bekreutz.

Und Fische überschnellen, Aus Fugen ausgewaschen, Drängt sich in dichten Maschen Das Seegras ums Gestein.

Luise Deusch

Klara Luise Wilhelmine Deusch (1871 – 1925) deutsche Schriftstellerin und Dichterin

aus: ‚Gedichte‘ . Luise Deusch. 1909, Verlag J. F. Steinkopf Verlag, Stuttgart

‚Chronik der Slaven‘ Helmold, Lappenberg, Wattenbach u.a. 1910 Dyk’sche Buchhandlung, Leipzig

In dieser Chronik wird erwähnt vom Untergang von Jumneta (Vineta), ab Seite 6

Der Sage nach soll es sich beim dem Gedicht um Vineta handeln.

kurze Biografie