Zwei
Drüben du, mir deine weiße
Rose übers Wasser zeigend,
Hüben ich, dir meine dunkle
Sehnsüchtig entgegen neigend.
In dem breiten Strome, der uns
Scheidet, zittern unsre blassen
Schatten, die vergebens suchen,
Sich zu finden, sich zu fassen.
Und so stehn wir, unser Stammeln
Stirbt im Wind, im Wellenrauschen,
Und wir können nichts als unsre
Stummen Sehnsuchtswinke tauschen.
Leis, gespenstig, zwischen unsern
Dunklen Ufern schwimmt ein wilder
Schwarzer Schwan, und seltsam schwanken
Unsre blassen Spiegelbilder.
Gustav Falke
Gedicht von Gustav Falke (1853 – 1916), deutscher Lyriker und Kinderbuchautor
Gedicht ‚Zwei‘ auf Seite 18 – 19 aus:
‚Gesammelte Dichtungen‘ von Gustav Falke. erster Band. Verlag Alfrede Janssen, Hamburg und Berlin, 1912