Glück heißt, seine Freunde in der Freude des anderen finden.
Georges Bernanos
Georges Bernanos (1880 – 1948), französischer Schriftsteller
Glück heißt
Glück heißt, seine Freunde in der Freude des anderen finden.
Georges Bernanos
Georges Bernanos (1880 – 1948), französischer Schriftsteller
Du Bach, der unter übergebogenem
Gesträuch
Der Bach 1797 Du Bach, der unter übergebogenem Gesträuch, und weißem Glimmergeschiefer, sanft Wie Flöten aus der dunkeln Grotte Jener bewurzelten Felswand rieselt; An deinem Rand, der moosig und sanft sich hebt, Vom Blätterdach vor jeglichem Späheraug', Und Sonnenblick beschirmt, vergeß' ich Menschen und Welt und Wunsch und Sorge. In süßer Ruhe schwanken in's Gleichgewicht Der Leidenschaft Schaalen; Vergangenheit Und Zukunf, schwinden im Genuße Seeliger Gegenwart, matt und dämmernd. Genuß des Augenblickes! O seltnes Glück Dem Sterblichen, der immer mit schnellem Fuß hervor strebt, bald voraus bald rückwärts Schaut, und darüber des Weges Blumen Jetzt übersieht, und jetzt zu Boden tritt! O Quell, der du der Seele die Luft gewährst, Gewisslich aus der Seeli'gen Fiuren Sprudelst du aufwärts, im Ausflluß Lethes!
Theone und Nina
aus: „Feldblumen auf Ungarns Fluren“ gesammelt von Nina und Theone, Zweites Bändchen. Jena bei Voigt, 1800. Seite 57 – 58
Maria Theresia von Artner (1772 – 1829), österreichisch -ungarische Schriftstellerin, Dichterin. Pseudonym: Theone
Maria Neumann von Meißenthal (1768 – 1837), österreichisch – ungarische Schriftstellerin und Dichterin (Nina)
Nicht des Ruhms trügerischen Glanze
Der Traum meines Lebens 1796 Nicht des Ruhms trügerischen Glanze Jagt' ich nach mit nimmersatter Gier; Nicht in steter Freudenwirbeltanze Dacht' ich meine Lebenstage mir. Stilles Glück', vom Himmel mir beschieden, hätte mir genügt, und ungenannt, Mit der Welt und mit mir selbst zufrieden, hätt' ich Gram und Sorge nie gekannt. Ach da zeigt' ein Wonnetraum im Bilde Nie gefühlter namenloser Luft, Mir den Reiz einsicher Gefilde: Schneller hob sich die beklemmte Brust. Willig folgt' ich dem Sirenenliede, Als der Täuschung Traumgesicht verschwand, hingewelkt war meines Herzens Friede, Und gelöst der Hoffnung Zauberband.
Theone und Nina
aus: „Feldblumen auf Ungarns Fluren“ gesammelt von Nina und Theone, Zweites Bändchen. Jena bei Voigt, 1800. Seite 19 – 20
Maria Theresia von Artner (1772 – 1829), österreichisch -ungarische Schriftstellerin, Dichterin. Pseudonym: Theone
Maria Neumann von Meißenthal (1768 – 1837), österreichisch – ungarische Schriftstellerin und Dichterin (Nina)
Jüngst lag ich am Quellenrande
Der gehaschte Schmetterling 1796 Jüngst lag ich am Quellenrande Unterm kühlen Pappelschatten. Sorgenfrei war meine Seele, heiter, wie des Baches Spiegel. Um mich schwebten Schmetterlinge, Wiegten sich auf Blumenkronen Und beschauten sich im Bache. Ich betrachte sie lächelnd, Und mit ruhigem Vergnügen Schaute bald mein Blick das leichte Schweben, bald das Spiel der Farben In den zarten Aetherflügeln. Sieh da kam ein kleiner Knabe, Blauer Wassernymphen jagend, Welche scherzend vor ihm flohen,, hinter mir aus dem Gesträuche. keuchend stand er den mir stille, Warf die blonden Ringellocken Aus den vollen Gluthenwangen, Und den süßen Schelmenaugen. "Ach die schönen Schmetterling" Rief er, "die dich hier umflattern!" "Welche Luft, die Iris Gürtel, "Und den Glanz der Perlenaugen "Ihrer Fittig', in der Nähe "Recht nach Muße zu berachten, "Diese Flattrer fest zu halten!" Er erregte meine Sehnsucht: Ich erkohr mir mit den Augen Den, der mich der schönste hauchte, Und verließ mein sanftes Lager Um den Flüchtigen zu fangen. Aber immer lockend floh er Vor mir her in kurzen Flügen, Lockte mich vom Quell der Ruhe Weit hinweg, in bange Wüsten. Athemlos und müde folt' ich; Endlich setzt auf einer Distel Er sich fest; mit beiden Händen Durch die Dornen nach ihn tappend, hascht' ich ihn mit wunden Fingern. Aber ach! nunmehr gewahrt' ich, Daß sein ganzer Reiz nur Staub war, Farbenstaub, den Zephnr abhaucht, Den der Strahl der Sonne bleichet, Der im Fangen sich verwischte. Als ich nun die Täuschung wahrnahm, kam die Weisheit mir zurücke, Und ich gab den trügerischen Buttervogel selbst den Winden, Und mit ihm auch jede Sorge, Jeden Wunsch und jede Sehnsucht. Sucht wieder meinen Quell auf Unterm kühlen Pappelschatten; Und nun wird der lose Knabe, Wolle er nochmals mich verführen, Wenn er noch so schmeichelnd lockte, Nimmermehr von ihm mich fernen.
Theone und Nina
aus: „Feldblumen auf Ungarns Fluren“ gesammelt von Nina und Theone, Zweites Bändchen. Jena bei Voigt, 1800. Seite 1 – 4
Maria Theresia von Artner (1772 – 1829), österreichisch -ungarische Schriftstellerin, Dichterin. Pseudonym: Theone
Maria Neumann von Meißenthal (1768 – 1837), österreichisch – ungarische Schriftstellerin und Dichterin Pseudonym: Nina
er kleine Steine bläst
Der Wintersturm gegen die Tempelglocke, er kleine Steine bläst. Yosa Buson 与謝 蕪村
Yosa Buson (1716 – 1784), japanischer Maler, Dichter
Gemälde von Matsumura Goshun
in ertötender Eintöingkeit
Alles wiederholte sich in ertötender Eintönigkeit, alles glich sich, alles kam wieder. Die Alten hatten gesagt: die Welt hat keine Geheimnisse mehr; wir haben die Auflösung aller Rätsel gefunden, wir haben alle Probleme gelöst. Wir haben mit Hilfe des Spektroskops gesehen, daß die Sonne keinen Sauerstoff besitzt, was sie jedoch nicht hindert, so gut wie Antimon in Chlor oder Kupfer in Schwefel zu brennen.
August Strindberg
Johan August Strindberg (1848 – 1912), schwedischer Künstler, Maler, Dichter, Essayist, Schriftsteller, Dramatiker.
* oberes Bild: GemäldeInferno, 1901′ von August Strindberg
aus: „Inferno“ von August Strindberg. Verlag: Georg Bondi, Berlin. Aus dem schwedischen ins deutsche übersetzt von Christian Morgenstern. 1898. Sylva Sylvarum. Einleitung
Christian Morgenstern (1871 – 1917)
hat man das Welträtsel gelöst
Wenn man zwanzig ist, hat man das Welträtsel gelöst: mit dreißig fängt man an, darüber nachzudenken, und mit vierzig findet man es unlösbar. August Strindberg
Johan August Strindberg (1848 – 1912), schwedischer Künstler, Maler, Dichter, Essayist, Schriftsteller, Dramatiker.
* oberes Bild: GemäldeInferno, 1901′ von August Strindberg
als Künstler
Dürfen wir Fotografen hoffen, jemals als Künstler anerkannt zu werden? Nadar
Gaspard-Félix Tournachon (1820 – 1910), französicher Schriftsteller, Zeichner, Fotograf, Karikaturist, Luftschiffer. Bekannt auch als Félix Nadar.
* obere Fotografie von Nadar, zeigt Pierrot (Pantomime Jean-Gaspard Deburau (1796 – 1846)
ist eine wundervolle Entdeckung
Die Photographie ist eine wundervolle Entdeckung, eine Wissenschaft, die die bedeutendsten Köpfe angeregt hat, eine Kunst, die die scharfsinnigen Geister beflügelt – und die auch von einem Schwachsinnigen ausgeübt werden kann....Was nicht gelehrt werden kann, ist das Gespür dafür. Nadar
Gaspard- Félix Tournachon (1820 – 1910), französicher Schriftsteller, Fotograf, Zeichner, Karikaturist, Luftschiffer. Bekannt auch als Félix Nadar.
* obere Foto zeigt Félix Nadar in einem Ballon
muß sich selbst besiegen
Wer andere besiegen will, muß sich selbst besiegen; wer andere richten will, muß sich selbst richten; wer andere kennen will, muß sich erst selbst kennen. In den Liedern heißt es: Er faßte den Zügel wie ein Gewebe. Lü Bei We 呂不韋 / 吕不韦
Lü Buwe (300 – 236 v. Chr.), chinesischer Philosoph, Politker, Kaufmann
aus: „Frühling und Herbst des Lü Bu We. aus dem chinesichen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm. Jena, 1928. Verlegt bei Eugen Diederichs. Seite 34