Das Narzissenbeet

Was es doch für eine Frühlingsnacht war

Das Narzissenbeet
(Ein Capriccio)

Was es doch für eine Frühlingsnacht war,
Unter welchem Mond doch?
Da ich ihn mitten in dem Narzissenbeet doch?
Wie nur hatte er hineingeraten können?

Ihn da zu sehn!

Ich aber habe nicht gelacht.
Wenn ich sagen könnte,
Wie bange mir war!
Gott!
Wenn er angefangen hätte
Zu trampeln!

Doch nein! Wahrhaftig!
Wie wunderbar und mit welcher Galanterie
Er sich hinausfand!

O, es ist keiner so Narzissenkundig wie er!
Aber wer eigentlich?
Ich denke so:
Wie, wenn es nun wirklich
Der weiße Elefant gewesen wäre? ....

Johannes Schlaf

Johannes Schlaf (1800 – 1862), Schriftsteller, Erzähler, Dramatiker, Naturalist.

Herbstgefühl

Komm mit mir hinauf in unseren Berggarten.

Herbstgefühl

Komm mit mir hinauf in unseren Berggarten.
Komm mit mir unter den Apfelbaum,
Unter unseren Apfelbaum.

Tief biegen sich seine schweren Äste,
Tief nieder ins hohe Gras.
Es ist die Zeit der Fruchtfülle. -

Wir wollen diese herrlichen Früchte sehn und kosten;
Mit lachenden Zähnen
In dies köstliche Sauersüß beißen,
In's Sauersüße.
Und dann werden wir unsere Arme
Auf den weichen gelben Mauerpfeffer legen,
Und werden,
Im Innersten beruhigt,
hinausschauen
Auf tiefes wundersames Schollenbraun;
Mit der schönsten Fröhlichkeit,
Mit heimlicher wissender Endfröhlichkeit.

Die Nacht lächelt aus dem Braun
Mit ihrem schönsten Mutterlächeln.
Die Nacht.
und noch einmal zeigt sie uns alles, alles
So tief als ein Fertiges,
Wie sie es zu zeigen pflegt;
O so, weißt Du,
Daß es so wundersam zu einem Geahnten, kommenden wird,

Das eine, einzige Geschickt,
Das wir alle leben.
Und unser dunkles Lachen
Wird ein erlöstes Weinen fein.
Kinder wir, immer Kinde der Einen;
Verzagend, hoffend, getröstet, bang und fromm,
Und immer neu begierig,
Und immer verlangend.

Herbstgefühl wollen wir sehen,
Unter unserem Apfelbaum,
Im Berggarten,
trunken vom Sauersüßen ...

Johannes Schlaf

Johannes Schlaf (1800 – 1862), Schriftsteller, Erzähler, Dramatiker, Naturalist.

Freundschaft

Auf den Wegen der Freundschaft

Auf den Wegen der  Freundschaft soll man kein Gras wachsen lssen. 
Marie Thérèse Geoffrin

Marie Thérèse Geoffrin, geborene Rodet (1699 – 1777), französische Schriftstellerin, Sallonniére, Dichterin, Philosophin. Bekannt als Madame Geoffrin.

Legt in die Hand das Schicksal dir ein Glück

Mußt du ein andres wieder fallen lassen

Legt in die Hand das Schicksal dir ein Glück
Mußt du ein andres wieder fallen lassen;
Schmerz wie Gewinn erhältst du Stück um Stück,
Und Tiefersehntes wirst du bitter hassen.

Des Menschen Hand ist eine Kinderhand,
Sie greift nur zu, um achtlos zu zerstören;
Mit Trümmern überstreuet sie das Land,
Und was sie hält, wird ihr doch nie gehören.

Des Menschen Hand ist eine Kinderhand,
Sein Herz ein Kinderherz im heftgen Trachten.
Greif zu und halt!... Da liegt der bunte Tand;
Und klagen müssen nun, die eben lachten.

Legt in die Hand das Schicksal dir den Kranz,
So mußt die schönste Pracht du selbst zerpflücken;
Zerstören wirst du selbst des Lebens Glanz
Und weinen über den zerstreuten Stücken.

Wilhelm Raabe

Wilhelm Karl Raabe (1831 – 1910), deutscher Schriftsteller, Erzähler. Pseudonym: Jakob Corvinus

A Song for St. Cecilia’s Day, 1687

From harmony, from heavenly harmony

Gemälde: St. Cecilia, 1850. Maler John Tenniel (1820 – 1914)

A Song for St. Cecilia's Day, 1687


From Harmonie

Tenor:
From harmony, from heavenly harmony
This universal frame began.
When nature, underneath a heap
Of jarring atoms lay,
And could not heave her head.
The tuneful Voice, was heard from high,
Arise! Arise!
Arise ye more than dead!
Then cold, and hot, and moist, and dry,
In order to their stations leap!
And music's power obey!
And music's power obey! 


From Harmony

Chorus
From harmony, from heavenly harmony,
This universal frame began.
Through all the compass of the notes it ran,
The diapason closing full in man. 


What Passion Cannot Music Raise and Quell

Sopran:
What passion cannot music raise, and quell?
When Jubal struck the chorded shell,
His listening brethren stood 'round.
And wondering on their faces fell,
To worship that celestial sound!
Less than a god they thought there could not dwell
Within the hollow of that shell
That spoke so sweetly and so well.
What passion cannot Music raise and quell? 


The Trumpet's Lound Clangour

Tenor:
The trumpet's loud clangour excites us to arms,
With shrill notes of anger and mortal alarms,
The double-double-double beat,
Of the thund'ring drum,
Cries hark! Hark! Cries hark the foes come!
Charge! Charge! Charge! Charge!
'Tis too late, 'tis too late to retreat!
Charge 'tis too late, too late to retreat! 


The Soft Complaning Flute

Sopran:
The soft complaining flute
In dying notes discovers
The woes of hopeless lovers,
Whose dirge is whispered by the warbling lute. 


Charp Violins Proclaim
Tenor: 
Sharp violins proclaim,
Their jealous pangs,
And desperation!
Fury, frantic indignation!
Depth of pains, and height of passion,
For the fair disdainful dame!  

But Oh! What art can teach

Sopran:
But oh! what art can teach,
What human voice can reach
The sacred organ's praise?
Notes inspiring holy love,
Notes that wing their heavenly ways
To join the choirs above. 


Orpheus could lead the savage race

Sopran:
Orpheus could lead the savage race,
And trees uprooted left their place
Sequacious of the lyre:
But bright Cecilia raised the wonder higher:
When to her Organ vocal breath was given
An Angel heard, and straight appeared –
Mistaking Earth for Heaven. 


As from the power of sacred lays

Sopran:
As from the power of sacred lays
The spheres began to move,
And sung the great Creator's praise
To all the blest above;
So when the last and dreadful hour
This crumbling pageant shall devour,
The trumpet shall be heard on high.


As from the pow'r of sacred lays

Grosser Chorus

As from the pow'r of sacred lays
The spheres began to move,
and sung the great Creator's praise
to all the bless'd above;
So when the last and dreadful hour
This crumbling pageant shall devoru,
The trumpet shal be heard on high,
The dead shall live, the living die,
And music shall untune the sky.

Text: John Dryden (1631 – 1700), englischer Dichter, Schriftsteller, Literaturkritiker, Dramatiker, Librettist, Übersetzer

Vertonung: Friedrich Händel (1685 – 1759), deutscher Komponist

Gewohnheiten

Wir kreieren erst unsere Gewohnheiten

Wir kreieren erst unsere Gewohnheiten und dann kreieren unsere Gewohnheiten uns.

John Dryden

John Dryden (1631 – 1700), englischer Dichter, Schriftsteller, Literaturkritiker, Dramatiker, Librettist, Übersetzer

Hütet euch

vor der Wut eines Geduldigen

Hütet euch vor der Wut eines Geduldigen!

John Dryden

John Dryden (1631 – 1700), englischer Dichter, Schriftsteller, Literaturkritiker, Dramatiker, Librettist, Übersetzer

das Unvermeidliche vorurteilslos

wird das Herz sich leicht seinen Frieden bewahren

Wenn wir nur das Unvermeidliche vorurteilslos gegen jedermann verteidigen, wird das Herz sich leicht seinen Frieden bewahren oder ihn wiederfinden, wenn es ihn verloren hat.

Georges Bernanos

Georges Bernanos (1880 – 1948), französischer Schriftsteller