Wie der kleine Affe Jodokus bescheiden wurde

Seht her, ich bin ein Wunderkind!

Wie der kleine Affe Jodokus bescheiden wurde

Der Affenknabe J odokus
Turnt fröhlich durchs Gelände
Und rief: „Es ist ein Hochgenuss!
Ich hab statt Füße Hände!“

Zum Schulhaus hopste er geschwind
Und lernte buchstabieren:
„Seht her, ich bin ein Wunderkind!
Ich schreib mit allen Vieren!"

Er nahm - das freut ihn königlich -
In jede Hand ‘ne Feder
Und kritzelte und dachte sich:
Das kann halt nicht ein jeder.

Doch ach, damit war’s nicht weit her.
Er glaubte, dass er hexe -
Und macht an Fehlern viermal mehr
Und achtmal soviel Kleckse.

Klein-Jodokus, bald kommst du drauf:
So bunt darf man’s nicht treiben.
Drei Hände heb für später auf -
Lern erst mit einer schreiben!

Peter Hammerschlag

Peter Hermann Hammerschlag (1902 – 1942, KZ Ausschwitz), österreichischer Schriftsteller, Dichter, Graphiker, Kabarettist.

Remember it

Die geschwätzigen Gebirgskaninichen

aus: „Gedichte“, aus: „Gedichte“ von Peter Hammerschlag. P. b. b. Erscheinungsort Wien – Verlagspostamt 1090, Wien.

Remember it

Die geschwätzigen Gebirgskaninichen
Hüpfen um verfallne Kleinkunstbühnchen
Durch Gras das.

Durch die Garderoben summen Bienen ... 
Oder was!

Und von von einem längstverfaulten Brettl
Weht und knattert ein vergilbter Zettel
Morsch und dünn

Kündet längst vergessne Asphalt-Rollen
Deren Mimen nach längst Graz verschollen

Oder Brünn ...

Und ein Ober, die sich totgegähnt hat

Zieht als Geist der sich nicht gewöhnt hat Glasklar hin

Will von von wackeligen Gartentischen

Noch ein letztes Geistertrinkgeld wischen ... Augustin ___


Peter Hammerschlag

Peter Hermann Hammerschlag (1902 – 1942, KZ Ausschwitz), österreichischer Schriftsteller, Dichter, Graphiker, Kabarettist

Das von Peter Hammerschlag im Februar 1949 verfaßte Requiem, erinnert an die Sommerdependance des „Lieben Augustin“ auf der Hohen Warte in Wien.

Der Hase und der Fuchs

Ein Hase und ein Fuchs reisten beide mit einander

Der Hase und der Fuchs
(mündlich in Thüringen)

Ein Hase und ein Fuchs reisten beide mit einander. Es war Winterszeit, grünte kein Kraut, und auf dem Felde kroch weder Maus noch Laus. "Das ist ein hungriges Wetter," sprach der Fuchs zum Hasen, "mir schnurren alle Gedärme zusammen." - "Ja wohl" antwortete der Hase. "Es ist überall Dürrhof, Und ich möchte meine eignen Löffel fressen, wenn ich damit ins Maul langen könnte."
So hungrig trabten sie mit einander fort. Da sahen sie von weitem ein Bauernmädchen kommen, das trug einen Handkorb, und aus dem Korb kam dem Fuchs und dem Hasen ein angenehmer Geruch entgegen, der Geruch von frischen Semmeln. "Weißt Du was!" sprach der Fuchs. "Lege Dich hin der Länge lang, und stelle Dich todt. Das Mädchen wird seinen Korb hinstellen und Dich aufheben wollen, um Deinen armen Balg zu gewinnen, denn Hasenbalge geben Handschuhe; derweilen erwische ich den Semmelkorb, uns zum Troste."
Der Hase that nach des Fuchsen Rath, fiel hin und stellte sich todt, und der Fuchs duckte sich hinter eine Windwehe von Schnee. Das Mädchen kam, sah den frischen Hasen, der alle Viere von sich streckte, stellte richtig ihren Korb hin und bückte sich nach dem Hasen. Jetzt wischte der Fuchs hervor, erschnappte den Korb und strich damit querfeldein, gleich war der Hase lebendig und folgte eilend seinem Begleiter. Dieser aber stand gar nicht still, und machte keine Miene, die Semmeln zu theilen, sondern ließ merken, daß er sie allein fressen wollte. Das vermerkte der Hase sehr übel. Als sie nun in die Nähe eines kleinen Weihers kamen, sprach der Hase zum Fuchs: "Wie wäre es, wenn wir uns eine Mahlzeit Fische verschafften? Wir haben dann Fische und Weißbrod, wie die großen Herren! Hänge Deinen Schwanz ein wenig ins Wasser, so werden die Fische, die jetzt auch nicht viel zu beißen haben, sich daran hängen. Eile aber, ehe der Weiher zufriert."
Das leuchtete dem Fuchs ein, er ging hin an den Weiher, der eben zufrieren wollte, und hing seinen Schwanz hinein, und eine kleine Weile, so war der Schwanz des Fuchses fest angefroren. Da nahm der Hase den Semmelkorb, fraß die Semmeln vor des Fuchses Augen ganz gemächlich, eine nach der andern, und sagte zum Fuchs: "Warte nur, bis es aufthaut, warte nur bis ins Frühjahr, warte nur bis es auftaut!" und lief davon, und der Fuchs bellte ihm nach, wie ein böser Hund an der Kette.

Ludwig Bechstein (1801 – 1860), deutscher Schriftsteller, Archivar, Apotheker, Bibliothekar, Märchensammler.

Die Brauerei von Eierschalen

Frau Sullivan fürchtete, die Elfen hätten ihr jüngstes Kind gestohlen

Die Brauerei von Eierschalen

Frau Sullivan fürchtete, die Elfen hätten ihr jüngstes Kind gestohlen und ein anderes an seine Stelle gelegt, und gewisse Anzeigen schienen auch den Verdacht zu bestätigen, denn ihr gesundes, blauäugiges Kind war in einer einzigen Nacht zu einem armen Wicht zusammengeschrumpft, der unaufhörlich schrie und heulte. Die arme Frau Sullivan ward dadurch recht unglücklich und alle die Nachbarn, mit denen sie über diese Angelegenheit sprach, sagten, daß ihr eigenes Kind ohne allen Zweifel bei dem stillen Volke sich befände und eins aus diesem dafür hingelegt worden wäre.

Frau Sullivan mußte wohl glauben, was jedermann sagte, aber ein gewaltsames Mittel wollte sie doch nicht anwenden. Obgleich sein Gesicht verwelkt, sein Leib fast zu einem Gerippe abgemagert war, so hatte es doch eine bestimmte Ähnlichkeit mit ihrem eigenen Kind und sie konnte sich nicht entschließen, es lebendig auf einen glühenden Rost zu legen, oder seine Nase mit einer glühenden Zange zu zwicken, oder es in den Schnee neben den Weg zu legen, ob ihr gleich diese und ähnliche Mittel angelegentlich empfohlen wurden, um ihr Kind wieder zurück zu erhalten.

Eines Tages begegnete Sullivan einer weisen Frau, unter dem Namen der grauen Lene in der Gegend wohl bekannt. Sie hatte die Gabe (wie sie auch immer mochte dazu gelangt sein) zu sagen, wo der Tod umgehe und was für die Ruhe der Seelen gut sei. Sie konnte Warzen und Kröpfe heilen und manches andere Wunder dieser Art vollbringen.

"Ihr seht mir heute so trübselig aus, Frau Sullivan", waren die ersten Worte der grauen Lene.

"Das geht natürlich zu, Lene", antwortete Frau Sullivan, "mein eigenes liebes Kind ist mir ohne weiteres aus der Wiege geholt worden und ein häßliches, winziges, eingeschrumpftes Ding von den Elfen an seine Stelle gelegt; kein Wunder, daß Ihr mich voll Sorgen seht."

"Das macht Euch keine Schande, Frau Sullivan", sagte Lene, "aber seid Ihr auch gewiß, daß es die Elfen getan haben?"

"Freilich!" erwiderte Frau Sullivan, "Gewiß genug zu meinem Leidwesen; und darf ich meinen beiden Augen nicht trauen? Jedes Mutterherz müßte es an meiner Stelle fühlen."

"Wollt Ihr den Rat einer alten Frau annehmen?" sagte die graue Lene, indem sie die unglückliche Mutter mit einem seltsamen, geheimnisreichen Blick anschaute und nach einigem Stillschweigen hinzufügte: "Doch Ihr werdet ihn vielleicht töricht nennen."

"Kann ich mein Kind zurückerhalten, mein eigenes liebes Kind, Lene?" fragte Frau Sullivan mit großer Bewegung.

"Wenn Ihr tut, wie ich Euch sage", antwortete Frau Lene, "so werdet Ihrs erfahren." Frau Sullivan schwieg voll Erwartung und die Alte fuhr fort: "Setzt einen Kessel mit Wasser über das Feuer und laßt es sieden, dann holt ein Dutzend frisch gelegter Eier, schlagt sie auf und nehmt die Schalen; das übrige schüttet weg. Wenn das getan ist, so werft die Schalen in den Kessel mit dem siedenden Wasser und dann werdet Ihr bald erfahren, ob es euer eigen Kind ist, oder ein Elfe. Findet Ihr aber, daß es ein Wechselbalg ist, so nehmt die glühende Feuerzange und stoßt sie ihm in seinen garstigen Rachen und er soll Euch weiter keinen Verdruß machen, dafür stehe ich Euch."

Frau Sullivan ging heim und folgte dem Rat der grauen Lene. Sie setzte den Kessel über das Feuer, legte Torf genug unter und brachte das Wasser in ein gewaltiges Sieden und Sprudeln.

Das Kind lag zum Erstaunen still und ruhig in der Wiege, doch jetzt, bei dem Anblick des großen Feuers und des Kessels mit Wasser darüber, riß es die Augen auf, die wie Sterne in einer Winternacht funkelten. Es sah mit großer Aufmerksamkeit zu, als Frau Sullivan die Eier aufschlug und die Schalen in das siedende Wasser warf. Endlich fragte es, und es klang wie die Stimme eines alten Mannes: "Was macht Ihr da, Mutter?"

Der Frau war, wie sie selbst sagte, zu Mut, als ob ihr der Atem genommen würde, wie sie das Kind sprechen hörte. Doch sie beschäftigte sich nur damit, das Eisen in die Glut zu legen und antwortete, ohne ein Erstaunen über die Worte zu zeigen: "Ich braue, mein Sohn."

"Und was braut Ihr, Mutter?" fragte der Balg, dessen unnatürliche Gabe zu sprechen außer allen Zweifel gesetzt hatte, daß er von den Elfen abstammte.

"Wäre nur das Eisen schon glühend!" dachte Frau Sullivan; aber das erforderte einige Zeit und sie entschloß sich, ihn im Gespräch aufzuhalten, bis das Eisen geschickt wäre, durch seine Kehle zu fahren. Sie wiederholte deshalb die Frage: "Du willst wissen, was ich braue, mein Söhnchen?"

"Ja, Mutter", sagte er, "was braut Ihr?"

"Eierschalen, mein Söhnchen."

"Ach", schrie das Teufelchen laut auf, richtete sich in der Wiege in die Höhe und schlug die Hände zusammen: "Ich bin fünfzehn hundert Jahre auf der Welt und habe niemals gesehen, daß man Eierschalen braut!"

Indessen war das Eisen glühend geworden. Die Frau ergriff es und eilte damit nach der Wiege, aber wie es nun geschah, sie glitt mit dem Fuß aus, fiel auf den Boden und das Eisen fuhr aus ihrer Hand in die andere Ecke des Hauses. Sie raffte sich jedoch geschwind auf und lief zu der Wiege in der Absicht, den verwünschten Balg, der darin lag, in das siedende Wasser zu werfen. Doch was erblickte sie darin? Ihr eigenes Kind in süßem Schlafe, eins seiner weichen, runden Ärmchen auf das Kopfkissen gelegt, und seine Züge waren so mild, als wenn es niemals in seiner Ruhe wäre gestört worden, bloß der rote Mund ward von einem reinen und sanften Atem bewegt.

Wer kann beschreiben, was eine Mutter fühlt, die auf ihr schlafendes Kind blickt! Und diese hier erhielt eben den lang verlornen Knaben wieder. Du kannst denken, daß ihr stillschweigends die Tränen über die Wangen liefen und sie sich keine Mühe gab, sie zurückzuhalten, denn sie weinte vor Freude.

Anmerkungen:

In Grose's Provincial Glossary wird dasselbe Märchen mit einigen unwesentlichen Abweichungen erzählt. Die Stelle nämlich der grauen Lene nimmt ein alter Mann ein, und die Mutter des Wechselbalgs, anstatt die Eierschalen zu brauen, bricht ein Dutzend Eier entzwei und stellt die vier und zwanzig halbe Schalen vor das Kind hin, welches ausruft: "Sieben Jahre war ich alt, eh ich zur Amme kam und vier Jahre habe ich seitdem gelebt und doch habe ich niemals so viel Milchpfannen gesehen!" Das übrige stimmt überein. Auch in W. Scotts Minstrelsy of the scottish Border II. 173.

Ein deutsches Märchen, an sich offenbar dasselbe (Hausmärchen 39, III), hat den feinen Zug voraus, daß die Mutter ihr rechtes Kind zurückerhält, so wie es ihr gelingt, den Wechselbalg zum Lachen zu bringen. Die Mutter schlägt ein Ei entzwei und in den beiden Schalen setzt sie Wasser ans Feuer, damit es koche, da ruft der Wechselbalg aus: "Ich bin so alt, wie der Westerwald und habe nicht gesehen, daß jemand in Schalen kocht!" lacht und in dem Augenblick wird das rechte Kind zurückgebracht. - Auch in Dänemark wird es erzählt. S. Thiele I. 47.

Die graue Lene (Ellen Leah oder genauer geschrieben: Liath, d. h. Helene mit dem grauen Haar) ist eine wirklich lebende, nach der Natur gezeichnete Person und folgendes verdient noch von ihr erzählt zu werden, weil es Denkungsart und Sitten des Landes schildert.

Man glaubte, die graue Lene stände in Verbindung mit Geistern und hätte Verkehr mit dem stillen Volke. Man wußte, daß sie niemals zu Haus schlief. Sie sagte den Tod jedes Menschen voraus, wenn sie ihn auch nicht persönlich kannte, sie vermochte jede Bewegung derselben in der andern Welt zu beschreiben und wußte ihre Bedürfnisse, welche sie den Freunden des Verstorbenen mitteilte, welche dadurch in den Stand gesetzt wurden, jenen Bedürfnissen abzuhelfen. Eine Frau hatte zwei Söhne in Ostindien und da sie lange Zeit nichts von ihnen hörte, nahm sie ihre Zuflucht zu der grauen Lene, die sie auch sogleich, ohne das geringste Zaudern, benachrichtigte, daß ihre beiden Söhne tot wären und daß sie in vierzehn Tagen einen Brief mit der Nachricht empfangen würde. So seltsam es scheinen mag, der Erfolg bestätigte ihre Aussage.

Johanna Sullivan, eine junge Frau, hatte lange Zeit mit ihrem Schwager, der ein Unrecht gegen sie begangen, in schlechtem Vernehmen gestanden. Als er auf dem Todbette lag, sendete er nach ihr, um Vergebung von ihr zu erhalten, doch sie schlug es ab, hinzugehen und er starb, ohne sie zu sehen. Die Folge war, daß sie nicht mehr allein ausgehen konnte, ohne durch eine gespensterhafte Erscheinung gequält zu werden, die so sehr an ihr nagte, daß die beständige Verwirrung ihrer Seele nach und nach ihre Gesundheit untergrub. In dieser bedauerungswürdigen Lage suchte sie bei der grauen Lene Hilfe, welche ihr sagte, sie solle den Geist anreden und ihrem Schwager aufrichtig vergeben, so lange bis sie das täte, würde der Geist nicht aufhören, sie zu quälen; die graue Lene nannte ihr noch genau die Stelle, wo er wieder erscheinen würde.

Sie entschloß sich also, all ihren Mut zusammenzunehmen und den Geist zu befragen; doch wenn sie ihn erblickte, so verließ sie die Kraft völlig: das Blut in den Adern erstarrte und mit einem heftigen Schrei fiel sie sinnlos zur Erde. In diesem Zustand wurde die arme Frau gefunden und heimgetragen; als sie wieder zu sich selbst kam, schickte man nach der grauen Lene, die bei ihrem Anblick über diesen Mangel an Mut sehr bestürzt war und sie aufs ernstlichste ermahnte, nicht wieder eine solche Schwachheit zu zeigen. Der Geist würde ihr ohne Zweifel abermals erscheinen und es, wofern sie ihre Verzeihung nicht erklärte, für sie beide die traurigsten Folgen haben.

Der Geist zeigte sich nochmals, aber Johanna Sullivan war, wie das vorigemal, ihrer Sinne nicht mächtig und ohne ein Wort hervorbringen zu können, fiel sie ohnmächtig nieder. Sie verletzte sich bei diesem Falle an verschiedenen Orten.

Die graue Lene war bald hernach bei ihr, mit furchtbaren Verzerrungen des Gesichts und den Zeichen des größten Jammers verkündigte sie ihr, daß die arme Seele ihres Schwagers jetzt unwiderruflich zu endlosen Qualen verurteilt sei und in wenigen Stunden ihr eigenes Leben endigen werde. Johanna Sullivan starb den folgenden Morgen.

Thomas Crofton Croker (1798 – 1854), irischer Alterstumforscher, Märchensammler

The Brewery of Egg-Shells

The Brewery of Egg-Shells

It may be considered impertinent were I to explain what is meant by a changeling: both Shakspeare and Spenser have already done so and who is there unacquainted with the Midsummer Night's Dream  and the Fairy Queen.

Now Mrs. Sullivan fancied that her youngest child had been changed by "fairies theft," to use Spenser's words, and certainly appearances warranted such a conclusion; for in one night her healthy, blue-eyeed boy had become shrivelled up into almost nothing, and never ceased squalling and crying. This naturally made poor Mrs. Sullivan very unhappy; and all the neighbours, by way of comforting her, said, that her own child was, beyond any kind of doubt, with the good people, and that one of themselves had been put in his place.

Mrs. Sullivan of course could not disbelieve what every one told her, but she did not wish to hurt the thing; for although its face was so withered, and its body wasted away to a mere skeleton, it had still a strong resemblance to her own boy: she therefore could not find it in her heart to roast it alive on the griddle, or to burn its nose off with the red hot tongs, or to throw it out in the snow on the road side, notwithstanding these, and several like proceedings, were strongly recommended to her for the recovery of her child.

One day who should Mrs. Sullivan meet but a cunning woman, well known about the country by the name of Ellen Leah (or Grey Ellen). She had the gift, however she got it, of telling where the dead were, and what was good for the rest of their souls; and could charm away warts and wens, and do a great many wonderful things of the same nature.

"You're in grief this morning, Mrs. Sullivan," were the first words of Ellen Leah to her.

"You may say that, Ellen," said Mrs. Sullivan, and good cause I have to be in grief, for there was my own fine child whipped off from me out of his cradle, without as much as by your leave, or ask your pardon, and an ugly dony bit of a shrivelled up fairy put in his place; no wonder then that you see me in grief, Ellen."

"Small blame to you, Mrs. Sullivan," said Ellen Leah; "but are you sure 't is a fairy?"

"Sure !" echoed Mrs. Sullivan, " sure enough am I to my sorrow, and can I doubt my own two eyes? Every mother's soul must feel for me!"

"Will you take an old woman's advice ?" said Ellen Leah, fixing her wild and mysterious gaze upon the unhappy mother; and, after a pause, she added, "but may be you'll call it foolish? "

"Can you get me back my child, - my own child, Ellen?" said Mrs. Sullivan with great energy.

"If you do as I bid you," returned Ellen Leah, "you'll know." Mrs. Sullivan was silent in expectation, and Ellen continued, " Put down the big pot, full of water, on the fire, and make it boil like mad; then get a dozen new laid eggs, break them, and keep the shells, but throw away the rest; when that is done, put the shells in the pot of boiling water, and you will soon know whether it is your own boy or a fairy. If you find that it is a fairy in the cradle, take the red hot poker and cram it down his ugly throat, and you will not have much trouble with him after that, I promise you."

Home went Mrs. Sullivan, and did as Ellen Leah desired. She put the pot on the fire, and plenty of turf under it, and set the water boiling at such a rate, that if ever water was red hot-it surely was.

The child was lying for a wonder quite easy and quiet in the cradle, every now and then cocking his eye, that would twinkle as keen as a star in a frosty night, over at the great fire, and the big pot upon it; and he looked on with great attention at Mrs. Sullivan breaking the eggs, and putting down the egg-shells to boil. At last he asked, with the voice of a very old man, " What are you doing, mammy?"

Mrs.. Sullivan's heart, as she said herself, was up in her mouth ready to choke her, at hearing the child speak. But she contrived to put the poker in the fire, and to answer without making any wonder at the words, "I'm brewing, a vick," (my son.)

"And what are you brewing, mammy?" said the little imp, whose supernatural gift of speech now proved beyond question that he was a fairy substitute.

"I wish the poker was red," thought Mrs. Sullivan; but it was a large one, and took a long time heating: so she determined to keep him in talk until the poker was in a proper state to thrust down his throat, and therefore repeated the question.

"Is it what I'm brewing, a vick," said she, you want to know?"

"Yes, mammy: what are you brewing ?" returned the fairy.

"Egg-shells, a vick," said Mrs. Sullivan.

"Oh!" shrieked the imp, starting up in the cradle, and clapping his hands together, " I'm fifteen hundred years in the world, and I never saw a brewery of egg-shells before!" The poker was by this time quite red, and Mrs. Sullivan seizing it, ran furiously towards the cradle; but somehow or other her foot slipped, and she fell flat on the floor, and the poker flew out of her hand to the other end of the house. However, she got up, without much loss of time, and went to the cradle intending to pitch the wicked thing that was in it into the pot of boiling water, when there she saw her own child in a sweet sleep, one of his soft round arms rested upon the pillow his features were as placid as if their repose had never been disturbed, save the rosy mouth which moved with a gentle and regular breathing.

Who can tell the feelings of a mother when she looks upon her sleeping child? Why should I, therefore, endeavour to describe those of Mrs. Sullivan at again beholding her long lost boy? The fountain of her heart overflowed with the excess of joy - and she wept! - tears trickled silently down her cheeks, no? did she strive to check them - they were tears not of sorrow, but of happiness.

Thomas Crofton Croker (1798 – 1854), irischer Alterstumforscher, Märchensammler

Der Backfisch

Kichernd und wispernd, Geheimnisse flüsternd

Der Bachfisch

Kichernd
Und wispernd,
Geheimnisse flüsternd,
Vor Lachen erstickend,
Verlegen sich drückend,
Vor Neugierde zitternd,
Unpassendes witternd,
In Liebesgram härmend,
Für Lehrer schwärmend,
Immer schleckend und naschend, –
Mit Notentaschen,
Mit langem Zopf
Am zappligen Kopf,
Bestrebt, zu probieren
Das Kokettieren,
Ganz ohne Sorgen
Für heut oder morgen
Und zehnmal klüger als Mama,
Schwupp – so steht der Backfisch da.


Alice Berend

Alice Berend (1875 – 1938), deutsche Schriftstellerin

Eine kleine Ballade

Sie wohnte vier Treppen

Eine kleine Ballade

Sie wohnte vier Treppen,
Er unten im Keller,
Und beide hatten sie keinen Heller.

Wohl litten sie nicht Hunger und Not,
Doch was sie verdienten mit ehrlichem Sinn,
Das reichte so gerade zum Leben hin.

Jung waren sie beide und lebensfroh,
Machten sich weiter keine Sorgen.
Kam heute das Glück nicht, kam’s wohl morgen.

Kehrten arbeitsmüd’ sie am Abend heim,
So schauten beide zum Fenster hinaus
Und sahen nach dem Glücke aus.

Aus dem Dache sah sie,
Aus dem Keller sah er,
Und mancher Seufzer flog hin und her.

An einem heissen Maientag
Sprach er sie schüchtern drunten an,
Als sie die Treppen zu steigen begann.

»Da oben ist’s wohl jetzt schön heiss?«
»Ja,« lacht sie, »ja, der Sonnenschein
Heizt etwas stark mein Zimmerlein.«

»Und zu mir kommt gar keine Sonne herein.«
»Nun,« meint sie mit einem fröhlichen Nicken,
»Ich werd’ etwas Sonne hinunterschicken.«

»Dürfte ich sie nicht holen kommen?«
»Nein, i bewahre!« Und im Lauf
Rennt sie die vier Treppen hinauf. – – –

Doch seltsame Dinge geschehen im Mai,
Am selben Abend, der Mond schien herein,
Holte er noch seinen Sonnenschein.


Alice Berend

Alice Berend (1875 – 1938), deutsche Schriftstellerin

Moderner Dichterling

Ein glühend heisser Sommertag

Moderner Dichterling

Ein glühend heisser Sommertag.
Der Jüngling im blühenden Grase lag
Im goldenen Sonnenschein.
Da war ein Blühen, ein heisses Weben,
Alles durchglüht von verlangendem Leben,
Von Lebenskraft und Überfluss,
Von üppiger Schönheit und tollem Genuss.
Der Jüngling selber blühend und rot,
Schrieb in sein Buch ein Lied – vom Tod!

Alice Berend

Alice Berend (1875 – 1938), deutsche Schriftstellerin

Die Haarlocke

Kleinod, das als goldnes Wölkchen

Die Haarlocke

Kleinod, das als goldnes Wölkchen
Einst an meinem Himmel stand,
Einst ein Ring der Kron', mit welcher
Schönheit ihr das Haupt umwand;
Däuchst mir nun ein welkes Blättlein,
Im verflossnen Lenz gepflückt,
Das in bangen Winterstunden
Mir den Lenz vors Auge rückt.

Also wird ein Pilgerleben,
Was uns längst die Zeit entrafft,
Neu im Kleinen uns gegeben,
Fesselnd mit verjüngter Kraft;
So ein Blatt nur von dem Baume,
Der einst Liebende umwallt,
So ein Bild nur aus dem Traume,
Welcher der Geliebten galt!

Anastasius Grün

Count Anton Alexander von Auersperg (1806 – 1876), österreichischer Dichter, Schriftsteller, Politiker. Pseudonym: Anastasius Grün.

Eins und zwei

Warum, o Mutter, o Natur

Eins und zwei

Warum, o Mutter, o Natur,
Gabst Deinem Sohn, dem Menschn nur
Ein Herz Du, um in süßen Trieben
Geliebt zu werden und zu lieben,
Und einen Mund nur, um zu küssen,
Und Wonn' und Seligkeit zu saugen;
Jedoch zum Weinen, ach! - zwei Augen? - 

Anastasius Grün

Count Anton Alexander von Auersperg (1806 – 1876), österreichischer Dichter, Schriftsteller, Politiker. Pseudonym: Anastasius Grün.