Tradition heißt nicht, Asche verwahren, sondern eine Flamme am Brennen halten.
Jean Jaurès
Jean Jaurès (1859 – 1914, ermordet), französischer Historiker, Philosoph, Publizist, Politiker
sondern eine Flamme am Brennen halten
Tradition heißt nicht, Asche verwahren, sondern eine Flamme am Brennen halten.
Jean Jaurès
Jean Jaurès (1859 – 1914, ermordet), französischer Historiker, Philosoph, Publizist, Politiker
die anderen Hoffnung geben können
Die größten Menschen sind diejenigen, die anderen Hoffnung geben können.
Jean Jaurès
Jean Jaurès (1859 – 1914, ermordet), französischer Historiker, Philosoph, Publizist, Politiker
Ich sah dich einmal, einmal nur
An Helen Ich sah dich einmal, einmal nur – vor Jahren. Es war in einer Julinacht; vom klaren Gestirnten Himmel, wo in sichrer Schwebe Der volle Mond eilends die Bahn durchlief, Fiel weich und schmeichlerisch ein Lichtgewebe Auf einen Garten, der verzaubert schlief –, Fiel weich und schmeichlerisch ein silbern lichter, Duftiger Schleier und verhüllte tief Die himmelan gehobenen Gesichter Von vielen hundert Rosen, die in Farben Jungfräulich reiner, ernster Schönheit blühten, Die in dem Liebeslichte schämig glühten, Zum Dank sich selber gaben – und so starben. Ein weißes Kleid umschloß dich faltig weich – Du standest sinnend, und den Rosen gleich Erhobst du das Gesicht, doch ach, in Trauer! War es nicht Schicksal, das mich an die Mauer Des Gartens führte zu derselben Zeit? Nicht Schicksal (dessen andrer Name Leid), Das mir gebot, die Düfte einzusaugen Der eingewiegten Rosen? Alles schlief, Die ganze schnöde Welt – nichts regte sich. Nur du und ich, o Gott, nur du und ich. Ich sah nur dich, ich sah nur deine Augen, Ich sah nur diese Sterne, dunkel, tief – Und da auf einmal war mir's, als versänke Der Garten; meinem Blick entschwanden Die Schlangenwege und die Rasenbänke – Im liebeheißen Arm der Lüfte fanden Die Düfte ihren Tod – der Mond verblich; Nichts atmete, nur wir, nur du und ich; Nichts strahlte, nur das Licht in deinen Augen, Nichts als die Seele deiner dunklen Augen. Ich sah nur sie, nur sie allein, sie bannten Den flüchtigen Fuß mir stundenlang und brannten Sich wie zwei Flammen tief in meine Brust – Oh, welche Märchen standen da geschrieben, Ein Weh, wie tief, ein Stolz, wie machtbewußt, Welch abgrundtiefe Fähigkeit zu lieben! Doch endlich legte sich Diana drüben Im Westen in ein Wolkenbett, und du – Ein Geist – entglittst. Nur deine Augen blieben. Sie schwanden nicht, sie strahlten immerzu. Die leuchteten mir heim auf meinem schroffen, Sternenlosen Pfad in jener Wundernacht. Sie wichen nicht von mir (wie all mein Hoffen). Sie wachen über mich mit Herrschermacht, Sie sind mir Priester – ich ihr Untertan. Ihr Amt ist zu erleuchten – meine Pflicht, Erlöst zu werden durch ihr reines Licht, Geweiht in ihrem heiligen Flammenlicht. Sie füllen mir die Brust mit Schönheit an Und sind die goldnen Sterne hoch im Äther, Vor denen ich, ein demutvoller Beter, In meiner Nächte schlummerlosem Düster Andächtig kniee, während in der Nähe Des Mittagsglanzes selbst ich sie noch sehe, Zwei Venussterne – holde Sterngeschwister. Edgar Allan Poe
Edgar Allan Poe (1809 – 1849) US-amerikanischer Schriftsteller, Dichter
Original in englisch erschienen in: „To Helen“ von Edgar Allan Poe in der März-Ausgabe 1836 des Southern Literary Messenger, Vol. 2, Nein. 4, Seite 238, gebundene Auflage, die die Ausgaben von Dezember 1835 bis November 1836 enthält. Richmond, Virginia.
aus: „Ausgewählte Gedicht“ von edgar Allan Poe. Übersetzt aus dem englischen ins deutsche von Hedwig Lachmann (1865 – 1918). Verlag: Verlag des Bibliographischen Bureaus, Berlin. Seite 21 – 23
Hedwig Lachmann (1865 – 1865)
wallen ums Haupt
Die Schönheit leuchtet mir Die Schönheit leuchtet mir, wie fernes Licht dem Wandrer auf irrem Pfade. Wolken der Schuld wallen ums Haupt, doch nimmer verhüllt strahlet hindurch jene Leuchte. Otto Erich Hartleben
Otto Erich Hartleben (1864 – 1905), deutscher Schriftsteller, Dichter, Übersetzer, Dramatiker
aus: „Ausgewählte Werke“ von Otto Erich Hartleben. Verlag: Berlin, S. Fischer, 1911. Meine Verse. Seite 8
Frischer Windhauch strafft mir der Segel Seile
Frischer Windhauch Frischer Windhauch strafft mir der Segel Seile, läßt die Flut aufspritzen in hellen Kämmen, hei! der sturmschnell eilende leichte Nachen hebt sich und senkt sich. An der Stirne kleben die feuchten Locken und das Hirn durchbohren die Glutgedanken. Wirr und rastlos flattert das Haar der Furie, züngeln die Nattern! – Daß ein Gott wär, dem ich mich beugen könnte! Daß ein Gott wär, welcher mich strafen dürfte! Jauchzend wollt ich, sühneberauscht und büßend, tauchen ins Weltmeer! Otto Erich Hartleben
Otto Erich Hartleben (1864 – 1905), deutscher Schriftsteller, Dichter, Übersetzer, Dramatiker
aus: „Ausgewählte Werke“ von Otto Erich Hartleben. Verlag: Berlin, S. Fischer, 1911. Meine Verse. IV. Seite 6
Das grüne Gold der Blätter, das die Sonne malt
In stiller Sommerluft Das grüne Gold der Blätter, das die Sonne malt – ich seh es noch, wies dir vom weißen Kleide blitzt, und fühle deine Hände noch auf meinem Haar . . . Die wilden Blumen dufteten rings so stark und süß. Was sprachst du doch? – Ich höre deine Stimme nicht, vergebens sinn ich ihrem fernen Klange nach. Ich bin allein – in meine offnen Hände fällt das grüne Gold der Blätter, das die Sonne malt. Otto Erich Hartleben
Otto Erich Hartleben (1864 – 1905), deutscher Schriftsteller, Dichter, Übersetzer, Dramatiker
aus: „Ausgewählte Werke“ von Otto Erich Hartleben. Verlag: Berlin, S. Fischer, 1911. Seite 205
drin stille Engel unsichtbar goldener Blumen warten
Die Geburt der Sterne Weißt du} mein Lieb, wann jedesmal am Firmament ein Licht, ein Stern entsteht? Du töricht Kind, nicht wahr, das weißt du nicht? Ich muß es dir erzählen, komm, und lege traulich sacht dein Köpfchen mir ans warme Herz – andämmern laß die Nacht. Siehst du: der dunkle Himmel dort ist ein unendlicher Garten, drin stille Engel unsichtbar goldener Blumen warten. Und jedesmal, wann drunten hier zwei Seelen sich entzünden, sich, zueinander heiß gebannt, in Glück und Glut verbünden, dann pflanzen eine Blume sie dem tiefen Grunde ein und segnen jede junge Lust mit jungem Sternenschein. – O sieh: schon ist die heilige Nacht gemach herangetreten, die Blumen leuchten ungezählt her von den ewigen Beeten, und alle künden und zeugen nur von irdischer Menschen Liebe – o daß auch unseres Glückes Stern ewig uns leuchten bliebe! Otto Erich Hartleben
Otto Erich Hartleben (1864 – 1905), deutscher Schriftsteller, Dichter, Übersetzer, Dramatiker
aus: „Ausgewählte Werke“ von Otto Erich Hartleben. Verlag: Berlin, S. Fischer, 1911Seite 19 – 20
Nicht sank in Schwachheit unserer Sprache Kunst
Moderne Oden I Nicht sank in Schwachheit unserer Sprache Kunst, seitdem verhallt ist früher Heroen Schritt – wir wandeln weiter ihre Bahnen tönenden Fußes – und schauen lichtwärts. Wir meistern, stolz nicht minder wie jene, noch das Wort, und kunstreich meißelt die sichre Hand aus deutscher Sprache reinstem Marmor nimmer-vergänglicher Formen Schönheit. Denn für der Menschheit heilige Güter schlägt auch uns das Herz. Die fröhliche Flammenglut, die ewig zu den Sternen deutet, loht auch in uns von dem Grund der Seelen. Wie Göttern einst der lockigen Hebe Hand geschenkt den Nektar ewigen Jugendmuts, so wollen wir in alten Schalen reichen den schäumenden Wein der Zeiten. Otto Erich Hartleben
Otto Erich Hartleben (1864 – 1905), deutscher Schriftsteller, Dichter, Übersetzer, Dramatiker
aus: „Ausgewählte Werke“ von Otto Erich Hartleben. Verlag: Berlin, S. Fischer, 1911. Moderne Oden I, Seite 10
Två häxor flyga fram med hast.
Häxridt Två häxor flyga fram med hast. Håll fast, håll fast, du unga lärling, vid din kvast! Din gudmor rider, trygg och tjock, framför dig på sin timmerbock. I väster står en sotröd rand, som facklors brand vid portarna till ondskans land. Det är en natt med traneskri, förbi, förbi far vindens rappa melodi. Den unga suckar, kvävd och trängd i djupet av sin sjuka själ: »Nu, hem och sol och Gud, farväl!« Den gamla tar sitt smörjehorn och ger sin häst förnyad kraft av dunkla blomsters saft. »Sträck ut, sträck ut, tag noga korn på klockans glugg i kyrkans torn!« En stormil tar dem i sin krets, men högt i skyn på tornets spets står korset, tindrande i frid, och bådas klädnad rör därvid. Då far den gamla med ett skrik till marken som ett kolnat lik, ett urtömt skal, en usel rest av skam och smuts och pest. Den unga drivs som av en stöt mot morgonens betäckta sköt. Till jorden under hennes fot det sjunker som ett moln av sot; det är den svåra synd hon tänkt. Men stjärnbeblänkt hon styr sin ban mot månens gula påsktulpan, och kärven mellan hennes knän slår ut som blom på videträn. Som på en sky av stråligt ris hon seglar friskt för vårlig bris till paradis. Tranbrev Mästaren stod på stranden, höll ett brev i handen, tänkte med djup, gudomlig håg på Betanias stilla by. Vem ibland drängar alla skulle som bud han kalla? Då såg han upp och vinkade ner en susande fågel ur sky. »Trana, hör vad jag säger! Vingar och ben du äger, löp över träsk och flyg över berg med min himmelska tankes ord.« Tranan, stolt och förveten, stöter se'n dess i trumpeten, far med ståt i sin purpurhatt som kurir mellan himmel och jord. Se, nu kommer tranan, tranan kommer från Kanan, söker sig hit till sin nord igen, sitt kärr, sina frostiga bär. Hör du tranan skria, öppna ditt fönster, Maria, lyssna och tänk en bebådelsenatt på den som dig rätt har kär. Rent som med sol på driva ville min längtan jag skriva, sända den bort till din fjärran trakt med det ädlast betrodda bud. Hör du hornet i blåsten tänk: Nu kommer posten. Vänta, du grå postiljon, och bär tillbaka min hälsning med Gud! Erik Axel Karlfeldt
Erik Axel Karlfeldt (1864 – 1931), schwedischer Lyriker, Nobelpreisträger
aus: „Flora och Bellona: dikter“ (Erik Axel Karlfeldt Blumen und Bellonna, Gedichte) von Erik Axel Kaerlfeldt. Vderlag: Stockholm, Wahlström & Widstrand, 1918. PÅSKLEGENDER. Seite 77 – 79
Unserer Liebe starke Wonnen
Das Kind Süßer Schwindel schlägt hinüber, Heiße Blicke gehen über, Und ein neues Leben rinnt. Unserer Liebe starke Wonnen Sammelt ein als starke Sonnen In die Himmel seiner Augen Unser Kind. Peter Hille
Peter Hille (1854 – 1904), deutscher Schriftsteller
aus: „Gesammelte Werke“ von Peter Hille. Herausgegeben von seinen Freunden. Erster Band. Verlegt bei Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig, 1904. Seite 55