Ode an Cassandra

Die Rose, die heut früh nach langen Warten

Ode an Cassandra

Geliebte, lass uns sehen, ob im Garten
Die Rose, die heut früh nach langen Warten
Ihr Purpurkleid der Sonne hingereicht.
Noch nicht die morgenfrische Pracht verloren,
Nicht ihr Gewand aus Purpurgglut geboren,
Und nicht den Schmelz, der deiner Wange gleicht.

Weh! Sieh nur hin, wie in so wenig Stunden,
Geliebte, aller Glanz dahingeschwunden.
Weh! Sieh nur hin, wie in so wenig Stunden.
Weh! Weh! und wie die Schönheit schnell verdirbt.
Lässt nicht Natur , die stiefgsinnte, schauern?
Selbst solche Blüte darf nicht länger dauern,
Als dass sie, früh erwacht, am Abend stirbt.

Glaub mir, Geliebte, lass das eitle Mühen.
Solange deine jungen Jahre blühen
Und lichte Freude grünt in deinem Sinn.
So pflücke, pflück die Rosen deiner Jugend:
Das Alter kommt, ihm wehrt nicht Wunsch noch Tugend
Und wie die Rose welkt die Schönheit hin.

Pierre de Ronard

Pierre de Ronard (1524 – 1585), französischer Schriftsteller, Dichter. Er wurde auch ‚Dichterfürst‘ genannt.

Das Lächeln ….

Es gibt ein Lächeln der Liebe

 Das Lächeln

Es gibt ein Lächeln der Liebe
Und es gibt ein Lächeln der Täuschung
Und es gibt ein Lächeln des Lächelns
In dem sich diese beiden Lächeln treffen

Und es gibt ein Stirnrunzeln des Hasses
Und es gibt ein Stirnrunzeln der Verachtung
Und es gibt ein Stirnrunzeln des Stirnrunzelns
Die du vergeblich zu vergessen versuchst

Denn es steckt im tiefen Kern des Herzens
Und es steckt im tiefen Rückgrat
Und kein Lächeln, das je mild war
Sondern nur ein Lächeln allein
Das zwischen Wiege und Grab
Es kann nur einmal sanft sein
Aber wenn es einmal sanft ist
Hat alles Elend ein Ende.

William Blake

William Blake (1757 – 1827), englischer Dichter, Maler, Naturmystiker, Grafiker

Whose who restrain desure

Whose who restrain desure

Whose who restrain desure, do so because theris is weak enough to be restraune; and the restrainer er Reason usurps its place & governs the unwilling.

William Blake

William Blake (1757 – 1827), englischer Dichter, Maler, Naturmystiker, Grafiker

Mein schöner Rosenstrauch

Man bot mir eine Blume an

Man bot mir eine Blume an,
Wie sie der Mai noch nicht getragen:
Doch sagt' ich, daß ich eine schöne Rose hätt',
Und hab die süße Blume ausgeschlagen.

Ich ging, wo meine schöne Rose stand,
Sie zu pflegen Tag und Nacht:
Jedoch sie hat sich eifersüchtig abgewandt
Und mir nur Dornen dargebracht.

William Blake

William Blake (1757 – 1827), englischer Dichter, Maler, Naturmystiker, Grafiker

Die Rose

Ein Röschen, schön wie’s je der Norden sah

Die Rose

Ein Röschen, schön wie's je der Norden sah,
Ganz einsam wuchs an eines Gärtchen Rand.
Noch nie war eine süße Blume da.
Und schönre Gärten waren nie bekannt.

Die Mädchen tanzten um es Ringelreihn,
Und weise Dichter es im Lied besangen.
Die flinken Elfen nachts im Mondenschein
Begossen es und küßten's voll Verlangen.

Doch weh! Der Gärtner gab nicht mehr drauf acht:
Mädchen und Elfen kamen nimmer wieder:
Und Dürre hatte Raupen hergebracht.
Die ließen sich auf Zweig und Knospen nieder.

Gott schütz' den Stocke! Wenn Himmel HIif' nicht endet,
Der Gartens schönste Blume dann verendet.

William Browne

William Browne of Tavistock (1590 – 1643), englischer Dichter

Kom Liebste

Das Haar, der Mund und diese Wangen

Kom Liebste

Kom Liebste, laß uns Rosen brechen,
Weil sie noch voll und farbig sind!
Laß andre, was sie wollen, sprechen.
Die Flucht schleicht sich den Jahren ein.

Wir müssen unverwendet schauen,
wie uns dis alles folgen muß.
Die Jugend trägt sich durch die Auen
geschwind mit unvermerckten Fuß.

Das Haar, der Mund und diese Wangen
Vergehen oft in kurzer Zeit.
Der Augenlichter goldne Spangen
Sein für dem Tode nicht befreyt.

Die ädle Schönheit der Geberden
Die meiner Liebe Mutter ist.
Kann durch den Wind verwehet werden.
Komm, Liebste, weil du jung noch bist!

Wer sucht den Maien unser Tage,
Ist er bereit einmal vorbei?
Häuft sich des Windes Leid und Plage,
So sind wir aller liebe frey.

Wie sich ein Regenstrom behende
von Bergen in die Thäler geust:
So reissen wir uns selbst zum Ende
Das uns itzund schon eylen heist.

Sind wir in dürren Sand geleget
So werden wir und bleiben bleich.
Ein Stock der keine Zweige träget
Ist keiner frischen Myrte gleicht.

Drum laß uns lieben, wie es gehet,
Eh noch der Abendstern anbricht.
Wer in der Liebe nichts verstehet,
Der braucht der edlen Jugend nicht.

David Schirmer

David Schirmer (1623 – 1688), deutscher Dichter, Bibliothekar. Pseudonyme: Der Bestimmende, DiSander