Der Fuchs und die Gans
Es fing einmal ein Fuchs eine Gans und wollte sie eben verzehren. Da hat sie, daß er ihr doch gestatten möchte vor ihrem Ende noch einmal zu tanzen. Der Fuchs dachte: „Das kann ich ihr wohl gewähren, sie soll mir nachher um so besser schmecken, wenn ich ihr dabei zugesehen habe.“
Als nun die Gans die Erlaubnis hatte, hob sie sich mit den Füßen mehrmals ein wenig vom Boden auf, machte dabei auch die Flügel auseinander und begann vor dem Fuchs recht artig zu tanzen, wie die Gänse thun bevor sie anfangen zu fliegen. Nachdem sie aber so eine Weile zum großen Vergnügen des Fuchses getanzt hatte, flog sie davon. Da hatte der Fuchs nichts als das Nachsehen und weil dies bei einem Gänsebraten, wie Du weißt, nicht viel sagen will, so sprach er: „Wie diesmal soll es mir gewiß nicht wieder ergehen; vor dem Essen ißt kein Tanzen wieder.“
Heinrich Pröhle
Heinrich Pröhle (1822 – 1895) deutscher Schriftsteller, Lehrer und Märchensammler
Heinrich Pröhle (1822 – 1895)
aus: ‚Märchen für die Jugend‘; mit einer Abhandlung für Lehrer und Erzieher; Buchhandlung des Waisenhauses, Halle, 1854. Hall, Seite 10