Frühling
Wie die Tage macht der Frühling
Auch die Nächte mit erklingen
Als ein grünes Echo kann er
Bis in meine träume dringen.
Nur noch märchensüßer flöten
Dann die Vögel, durch die Lüfte
Weht es sanfter, sehnsuchtmilder
Steigen auf die Veilchendüfte.
Auch die Rosen blühen röter,
Ein kindlicher güldne Glorie
Tragen sie, wie Englköpfchen
Auf Gemälden der Historie –
Und mir selbst ist dann als würd ich
Eine Nachtigall und sänge
Diesen Rosen meine Liebe,
Träumend sing ich Wunderklänge –
Bis mich weckt das Licht der Sonne
Oder auch das holde Lärmen
Jener andern Nachtigallen,
Die vor meinem Fenster schwärmen.
Heinrich Heine
Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), (1797 – 1856), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons
aus: „Neue Gedichte“, Seite 46 – 47. Aus dem Zyklus . Verfasser: Heinrich Heine. Verlag: Hoffmann und Campe. 1844