Vergänglichkeit Vergänglich ist das festeste im Leben – Was trauerst Du, daß Liebe auch vergeht? Laß sie dahin in's Reich der Zeiten schweben, Leicht, wie des Lenzes Blüthenhauch verweht. Doch halte fest ihr Schattenbild im Herzen, Und segne dennoch freudig Dein Geschick, Schließt auch sich eine Reihe bittrer Schmerzen An Deines Glückes kurzen Augenblick. Du hast gelebt, denn Liebe nur ist Leben! Sie nur allein webt um den dunklen Traum, Dem wir den Nahmen unsers Daseyns geben, Der höchsten Wonne glanzerfüllten Saum. So zürne nicht des Schicksals finstern Mächten, Wenn sie des Lebens Sonne Dir entziehn. Nicht ewig läßt sie sich in unsre Bahn verflechten, Ach, sei zufrieden, daß sie einst Dir schien. Natalie Charlotte von Ahlfeld
Charlotte Elisabeth Luise Wilhelmine von Ahlefeld (1781 – 1849). Pseudonyme: Elisabeth Selbig, Natalia, Emetine, Frau Charlotte Seebach Felicitas, Elise Selbig, Marie Müller. Deutsche Schriftstellerin, Dichterin
aus: „Gedichte von Natalie“ Charlotte von Ahlefeld. Verlag: Berlin, Johann Friedrich Unger, 1808. Seite 85
Zeichnung: Charlotte von Ahlefeld (1781 – 1849)
Bleistiftzeichung von Ferdinand von Blumenbach um 1800