Roter Mohn Der Wald steht grün. Die Wiese ist mit Blüten so reich besät wie dort das Aehrenfeld mit rotem Mohn – dem vollen, lichtdurchglühten. Es strotzt im Frühlingsschmuck die ganze Welt; rings um mich her ein üppig Blühen, Prangen, voll von Begehrlichkeit und Lichtverlangen. Hoch steht das Gras, geneigt vom Windesfächeln. Ganz still-verträumt seh ich den Halmen zu, um meine Lippen spielt ein mattes Lächeln. Der Wind küßt meine Stirn – warum nicht Du? .. O du, o du, daß jetzt in dieser Stunde dein Arm mich nicht umschlungen hält im Mohn, daß heiße Küsse nicht von deinem Munde auf meinen sehnsuchtsoffnen Lippen lohn! ... Else Galen-Gube
Elisabeth Galen-Gube, geborene Galen(1869-1922), deutsche Schriftstellerin, Dichterin. Pseudonym: Else Galen-Gube
aus: „Aus dem Leben und den Träumen eines Weibes – Gedichte von Else Galen-Gube. Verlag von Hermann Seemann Nachfolger, Leipzig, 1903. Seite 23
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