Zahnweh

Von allen Plagen auf der Welt

Zahnweh

Wie du mit giftgem Stachel fast
Die Kiefern mir zerrissen hast!
Mein Ohr durchdröhnet ohne Rast
     Dein Marterstich;
Du bist der Nerven Pein und Last:
     Fluch über dich!

  Stellt Fiebers Glut und Frost sich ein,
Zwickt Kolik, reißt's in Mark und Bein,
Mitleid und Trost wird uns verleihn
     Des Nachbar's Herz;
Du aber fügst zu Höllenpein
     Noch Spottes Schmerz!

  Mir träufelt Speichel über's Kinn;
Die Sessel schleudr' ich her und hin;
Um's Feuer tanzt mit lustgem Sinn
     Die kleine Brut,
Ein Schwarm von Hummeln -ach, ich bin 
     Wahnsinn und Wuth!

  Von allen Plagen auf der Welt,
Mißrathenen Ernten, wenig Geld,
Der Schurken Zunft, die Netze stellt
     Mit List und Fleiß,
Und dem, was Freud' uns sonst vergällt:
     Trägst du den Preis!

  Aus jenem Pfuhl, der Hölle heißt,
Wo der Verzweiflung Jammer kreißt,
Und jede Furie Satan preis't,
     Zahnweh, fürwahr!
Bist du der größte Plagegeist
     Der ganzen Schaar.

  O Schwefelhaupt im Glutpalast,
Der du die Qual geboren hast,
Und willst, daß Nebel und Morast
     Auf heitrer Bahn weh';
Gieb Jedem, der Alt-Schottland haßt,
     Ein Jahr lang Zahnweh!

Robert Burns

Robert Burns (1759 – 1796), schottischer Dichter, Schriftsteller.

aus: Robert Burns‘ Gedichte, übersetzt vom schottischen ins deutsche von. Wilhelm Gerhard. Mit des Dichters Leben und erläuternden Bemerkungen. Gedichte, Lieder und Balladen. Seite 32 – 33