Der Kuß Nirgends hin als auf den Mund Da sinkt’s in des Herzens Grund Nicht zu frei, nicht zu gezwungen Nicht mit gar zu fauler Zungen Nicht zu wenig, nicht zuviel Beides wird sonst Kinderspiel Nicht zu laut und nicht zu leise Bei dem Maß ist rechte Weise Nicht zu nahe, nicht zu weit Dies macht Kummer, jenes Leid Nicht zu trocken, nicht zu feuchte Wie Adonis Venus reichte Nicht zu harte und nicht zu weich Bald zugleich, bald nicht zugleich Nicht zu langsam, nicht zu schnelle Nicht ohn Unterschied der Stelle Halb gebissen, halb gehaucht halb die Lippen eingetaucht Nicht ohn Unterschied der Zeiten Mehr allein als vor den Leuten Küsse nun ein jedermann Wie er weiß, will, soll und kann Ich nur und mein Mädchen wissen Wie wir uns recht sollen küssen Paul Flemming
Paul Flemming (1609 – 1640), deutscher Schriftsteller, Dichter, Arzt
Lied aus: „Weltliche Oden, oder, Liebesgesänge : Erster Teil“ von Andreas Hammerschmidt (1611 – 1675). Freiberg, 1642.
Text: Paul Flemming
Musik: Andreas Hammerschmidt