Aquarium Ach, meine Wünsche tragen Die Seele nicht mehr an den Strand der Lider Zur Ebbe von Gebet und Klagen Sank sie hernieder. Tief im geschlossenen Auge sie ruht. Nur ihr Odem treibt matt und weiss Noch empor an den Rand der Flut Lilien von Eis ... Ihre Lippen im Schmerzabgrunde Schliesst unendliches Wellenspiel; Und doch blühen aus ihrem Munde Blumen auf blauem Stil. Vor ihren Händen mein Blick erbleicht, Wenn er der Lilien Spur nachzieht, Die, von einander unerreicht, Sich tot geblüht. Und ich weiss, dass der Tod ihr naht, Faltet sie nur ihre matten Hände, Allzu schwach zu der Blumen Mahd, Die keiner mehr fände ... Maurice Maeterlinck
Graf Maurice (Moorien) Polidore Marie Bernhard Maeterlinck (1862 – 1949) belgischer Schriftsteller, Dramatiker. Literaturnobelpreis 1911.
aus: „Gedichte“ von Maurice Maeterlinck. Verlag: E. Diederichs, Jena, 1906. verdeutsch von K. L. Ammer (Karl Anton Klammer 1879 – 1959) und Friedrich von Oppeln-Bronikowski (1873 – 1936). Seite 30